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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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weißen Papier lag.
    »Hier haben Sie den Dreck«, meinte er. »Sehen Sie sich die Form an. Der Kuli sagt, er habe es in einer Büchse gefunden, herausgenommen und so, wie es war, eingepackt. Können Sie sich denken, was das für eine Büchse gewesen sein könnte?«
    Ich konnte es nicht. Eine Konservendose war das keinesfalls. Der ganze Kloß hatte an der Grundfläche ungefähr dreißig Zentimeter Durchmesser und war rund. Er war annähernd fünfzehn Zentimeter hoch und verjüngte sich nach oben wie ein abgerundeter und stumpfer Kegel. Ich hatte eine ähnliche Form schon einmal gesehen, nämlich an Büchsen, die gekochte Ochsenzungen enthielten. Aber hier in Hongkong kam das kaum in Betracht.
    Phil hatte den Kopf in beide Hände gestützt und brütete.
    »Hast Du vielleicht eine Ahnung?« fragte ich.
    »Du wirst lachen. Ich habe eine Ahnung, aber nicht mehr. Ich höre eine Glocke klingen, aber ich weiß verdammt nicht, wo sie hängt. Ich habe mit aller Bestimmtheit vor gar nicht langer Zeit irgendetwas gesehen, das genau diese Form hat, aber ich komme nicht darauf. Es ist einfach zum Kotzen.«
    »Wenn du glaubst, dass ich jetzt einen Whisky ausgebe, um deinen Hirnkasten zu ölen, dann bist du schief gewickelt«, grinste ich.
    »Ich habe Sie wirklich nicht hierher gebeten, damit Sie sich gegenseitig anöden«, knurrte Inspektor Sommerset.
    »Wo hat denn der Kuli die Büchse gelassen?« fragte ich.
    »Das weiß er nicht. Er hat den Mist herausgeholt und sie irgendwo im Hafen weggeworfen. Da aber liegt sie bestimmt nicht mehr. Da hat sie schon lange ein Lumpensammler mitgenommen.«
    »Bitte, tun Sie mir einen Gefallen, Inspektor! Lassen Sie das Ding so, wie es daliegt, fotografieren. Aber schicken Sie mir einen Abzug«, bat mein Freund. »Wenn ich mir die Form häufiger ansehen kann, wird es mir bestimmt einfallen, woher ich sie kenne.«
    »Das ist kein Problem, aber bitte, beeilen Sie sich mit dem Erkennen. Da, wo diese Büchse hergekommen ist, sind noch mehr. So lange es um kleine Mengen geht, rege ich mich nicht darüber auf, aber wenn das Zeug hier schon kiloweise herumliegt, wird die Angelegenheit mulmig.«
    »Ich glaube, Sie tun am besten Folgendes. Fragen sie bitte alle Blechwarenfabriken, wer solche Büchsen macht und wozu sie verwendet werden. Dieser Mann würde den ›Herr des roten Mohns‹ fassen.«
    »Wie kommen sie auf diese Bezeichnung?« fragte Sommerset mit gerunzelter Stirn.
    »Sagt sie Ihnen denn etwas?«
    »Eine ganze Menge. Wenn Sie schon längere Zeit hier wären, wüssten Sie das. Vor ungefähr hundert Jahren gab es einen kaiserlichen Mandarin, der über ungeheure Mohnfelder verfügte und halb China mit Opium belieferte. Dieser Mann wurde der ›Herr des roten Mohns‹ genannt. Natürlich können Sie den nicht meinen. Er ist schon lange tot.«
    »Aber er hat einen Nachfolger, und dieser Nachfolger ist unser besonderer Freund. Er hat uns schon einmal mit einem Mohnblumenstrauß bedacht und uns gestern ein Briefchen geschrieben.«
    Ich angelte die Brieftasche heraus und griff nach dem Umschlag, der den kleinen Drohbrief enthielt. Ich hatte mir doch vorgenommen, ihn auf Fingerabdrücke untersuchen zu lassen und es vollständig vergessen.
    »Ich möchte, dass Sie dieses Papier Ihrem Erkennungsdienst geben und auf Fingerspuren prüfen lassen. Es könnte ja sein, dass die eine oder andere bekannt ist.«
    Sommerset schien doch mehr auf der Höhe zu sein, als ich angenommen hatte. Er zog den Bogen mit einer Pinzette heraus und las.
    »Das ist ja herrlich! Und davon haben Sie mir nicht einmal etwas gesagt.«
    »Ich habe sogar noch einen von dieser Sortq, in dem wir gebeten werden, auf Kosten des Opiumkönigs nach Hawaii zu fliegen. Ist der Mann nicht großzügig?«
    »Wahrscheinlich verdient er so viel, dass er sich solche Scherze leisten kann«, feixte der Inspektor. »Aber wie soll ich Ihnen denn Hilfestellung geben, wenn Sie Geheimnisse vor mir haben?«
    »Seien Sie uns nicht böse, aber wir haben wirklich nicht daran gedacht.«
    Sommerset brummte etwas, das wie ulkige Vögel klang. Das Briefchen schickte er jedenf alls zur Untersuchung und schärfte dem betreffenden Beamten ein, besonders vorsichtig und genau zu sein. Er versprach, uns das Resultat und die von Phil erbetene Fotografie noch am gleichen Abend zu schicken.
    Mein Freund sah auf die Uhr.
    »Wir müssen uns beeilen, Jerry. Es ist schon halb sechs. Es wäre nicht höflich, unpünktlich zu sein. Wir sind nämlich heute Abend zu einer Party bei
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