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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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Orchideen, einem Wasserfall und einem munter plätschernden Bach, über den zwei hoch geschwungene Brückchen führten. Überall standen zwanglos Tischchen und Sesselchen, wo die Gäste sich niederließen.
    »Piekfeine Angelegenheit«, raunte mir Phil zu. »Bei den-Vanderbilts könnte es nicht teurer sein.«
    »Und vornehmer auch nicht«, gab ich zurück.
    Ling ging zusammen mit seiner kleinen Frau von Tisch zu Tisch, dirigierte mit den Augen die Diener, die Liköre und Wein herumreichten oder Tee in hauchdünnen, kostbaren Schälchen servierten. Es kam mir tatsächlich vor wie ein Märchen.
    »Geld ist doch eine schöne Sache, wenn man genügend davon hat«, flüsterte ich.
    »Und ob.« grinste mein Freund und ließ sich einen Cognac einschenken.
    Leise Musik klang auf, sie war einschmeichelnd und aufreizend. Das Lachen und Schwatzen wurde lauter. Die Stimmung näherte sich dem, was man so als Höhepunkt bezeichnet.
    Wir hatten Ling aus den Augen verloren, und dann stand er plötzlich zusammen mit Li an unserem Tisch. Wir sprangen auf, und zu unserer Überraschung bat er höflich, sich einen Augenblick zu uns setzen zu dürfen. Seine Frau lächelte bestrickend, aber etwas müde unter der Last der Juwelen, die sie trug.
    Wir bedankten uns, aber er wischte diesen Dank mit einer Handbewegung weg.
    »Ich freue mich, Sie bewirten zu können, und habe mich ein paar Minuten für sie freigemacht. Ich habe mir unser Gespräch von neulich durch den Kopf gehen lassen. Wenn Sie einverstanden sind, können Sie einen hoch bezahlten Posten bei mir antreten. Ich will Sie nicht belügen. Ich weiß, was Sie sind. Ich brauche Leute wie Sie.«
    Er schwieg und blickte uns forschend an. Da stach mich der Hafer.
    »Was würden Sie uns bezahlen?« fragte ich.
    »Jedenfalls ein Vielfaches von dem, was Sie heute verdienen. Sie würden sich jeden Wunsch erfüllen können. Wie gefällt Ihnen das?«
    »Es käme auf den Job an, den Sie uns zugedacht haben«, lächelte Phil etwas ironisch, aber das merkte Ling nicht.
    Er beugte sich vertraulich herüber.
    »Ich brauche Leute, die verschwiegen, mutig und klug sind. Wie jeder große Geschäftsmann habe ich Feinde, die neidisch sind Und die ich mir vom Hals halten muss. Mehr kann ich Ihnen jetzt nicht erklären. Einzelheiten könnte ich Ihnen erst dann nennen, wenn wir einig geworden sind. Ich würde jedem von Ihnen dreitausend amerikanische Dollar im Monat bezahlen. Dazu kämen noch Prämien für jeden Auftrag, den sie für mich erledigen. Sind Sie einverstanden?«
    Sein Gesicht war gespannt. Es schien ihm außerordentlich viel daran zu liegen, mit uns einig zu werden. Seine kleine Frau sekundierte ihm wortlos mit ihrem verheißungsvollen Lächeln.
    Das hatte ich nicht erwartet, und es war mir herzlich unangenehm, auf diese direkte Frage nein sagen zu müssen. Bevor ich dazukam, stieß mich Phil unter dem Tisch an.
    »Ihr großzügiges Angebot kommt uns zu überraschend, als dass wir uns sofort entscheiden könnten«, sagte er vorsichtig. »Wir müssen uns das erst überlegen.«
    Ling zog die Brauen zusammen.
    »Müssen Sie es sich auch noch überlegen, wenn ich die Summe, die ich Ihnen bot, verdoppele? Ich bin bereit, jedem von Ihnen sofort ein Handgeld von zehntausend Dollar zu zahlen.«
    Er griff in die Tasche und zog sein Scheckbuch.
    Jetzt wurde es mir zu viel. Der Mann war der Ansicht, er könne mit seinem lausigen Geld alles und jeden kaufen. Er wollte uns gewissermaßen mit Haut und Haaren einhandeln, ohne dass wir überhaupt wussten, was er mit uns vorhatte. Was hatte er überhaupt mit uns vor? Schließlich würde auch ein Ling nicht mit Dollars um sich werfen, wenn er nicht einen besonderen Grund hatte.
    »Es tut mir Leid«, sagte ich. »Mein Freund hat eben schon versucht, Ihnen klarzumachen, dass eine derartige Entscheidung viel zu schwerwiegend ist, um in vorgerückter Stimmung gefällt zu werden. Außerdem haben wir hier noch einen dienstlichen Auftrag zu erledigen. Erst nachdem dies geschehen ist, könnten wir Ihr Angebot in Erwägung ziehen.«
    »Ist das das letzte Wort?« fragt er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Heute ja. Morgen, wenn wir darüber nachgedacht haben, können wir uns nochmals unterhalten.«
    Das sagte ich nur, um ihn, der ja unser Gastgeber war, nicht zu beleidigen. Einem Europäer würde ich gewaltig Bescheid gestoßen haben, aber der Mann war Chinese und wahrscheinlich gewohnt, seinen Willen immer und überall durchzusetzen. Außerdem hatte er getrunken.
    Ling
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