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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem
Autoren: Die Ratte von Harlem
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Ratte.«
    »Eben.«
    Wir überlegten. Was war da zu tun? Wenn wir Oakland auf die Sache ansprachen, und er steckte mit Jackson unter einer Decke, liefen wir höchste Gefahr, den Hauptgangster zu verfehlen. Oakland würde ihn natürlich sofort warnen. War Oakland aber sauber, und wir warnten ihn nicht, lief er Gefahr, von Jackson auch umgebracht zu werden. Da blieb nur die eine Möglichkeit, Oakland ebenfalls scharf bewachen zu lassen. Aber ein stark beschattener Mann ist ein halbgewarnter Mann, das ist ein altes Lied. Außerdem hätten wir beide nicht ihn und Ranks zugleich bewachen können. Und dabei sein wollte ich auf jeden Fall, wenn die Ratte in die Falle lief.
    Alle Überlegungen und Kalkulationen lösten sich in grauen Nebel auf. Dave Oakland kam nicht.
    Wir warteten bis nach halb eins in der Nacht. Im Café, bis es geschlossen wurde, dann auf verschiedenen Posten zu beiden Seiten des Hauses.
    Er kam nicht.
    Um halb eins riefen wir für Phil ein Taxi.
    Ich blieb. Wie eine Katze vor der Mausefalle. Bis zum Morgengrauen. Gegen fünf tauchte Phil wieder auf. Der Regen, der während der Nacht glücklicherweise ausgesetzt hatte, begann wieder.
    Phil schielte zu dem kleinen Café hinüber. »Wann die wohl aufmachen?«
    »Keine Ahnung«, maulte ich fröstelnd. Dann fuhr ich nach Hause und schlief bis gegen zehn.
    Phil hatte um acht seinen Posten verlassen.
    Oakland war nicht gekommen Es mochte etwa halb elf sein, als wir beide vor dem Hauptgebäude der Ralley-Kartonagenfabrik aufkreuzten.
    »Mr. Oakland?« fragte der Portier. »Augenblick.« Er telefonierte eine ganze Weile herum. Aufreizend langsam legte er den Hörer wieder auf, schob die Scheibe, die er zuvor geschlossen hatte wieder auf und sagte: »Er ist nicht in der Firma.«
    »Dachte ich mir«, knurrte ich.
    »Er hat nämlich Urlaub«, sagte der Mann vor uns.
    »Urlaub?« fragte Phil.
    »Ja, Urlaub.«
    »Wie lange?«
    Unwillig brummelte der Mann: »Was Sie nicht alles wissen wollen! Sind Sie vielleicht von der Polizei?«
    Phil zeigte ihm seinen Ausweis. Sofort veränderten sich Gesicht, Haltung und Ton des Pförtners. »FBI? So ist das. Natürlich werde ich sofort Nachfrage halten.«
    Die Nachfrage dauerte ganze zwanzig Minuten. Dann wußten wir, daß der Lagerarbeiter Dave Oakland heute seinen ihm zustehenden Urlaub angetreten hatte. Urlaub also, den er nicht plötzlich erbeten hatte, sondern für den er schon seit Monaten vornotiert war.
    Auch das kann passieren.
    Natürlich fragten wir Daves Kollegen, ob er gesagt hatte, wohin er fahren wolle. Aber er hatte nicht weiter darüber gesprochen. Der Meister, der ihn gefragt hatte, wußte nichts weiter zu berichten als: »Ja, hat er gesagt Jetzt wird gefaulenzt…«
    ***
    Wenn ich gewußt hätte, daß der Gesuchte ausgerechnet in die Catskill Mountains gefahren war, gestern gleich nach Feierabend, hätte ich mir vermutlich die Haare ausgerauft…
    Daß er dorthin gefahren war, erfuhren wir erst drei Tage später. Ein Polizist hatte die geheime Fahndung gründlich studiert und in dem schwarzen Mann mit dem karierten Hemd, der hellen Hose, der Sonnenbrille und der Angel in der Hand, an einem Brückengeländer des Yellow Creek den Gesuchten erkannt.
    Dave kam mit dem nächsten Zug nach New York. In Begleitung des Beamten, der ihn entdeckt hatte.
    Ich hatte mich inzwischen über die Catskills beruhigt. Als er in mein Zimmer geführt wurde, sah ich ihn scharf an.
    Phil stand hinter mir und grinste. »War es schön in den Bergen?«
    Dave nickte. »Schön und kurz.«
    »Sorry«, sagte ich. »Wir müssen Sie nochmal belästigen. Es ist wegen eines Ihrer Freunde.«
    Ich war entschlossen, ihn nicht eher wegzulassen, als bis ich Klarheit über ihn hatte.
    »Freunde?« fragte er und nahm auf dem angebotenen Stuhl Platz. »Ich bin nicht nur aus New York weggefahren, weil es hier regnet und in den Catskills die Sonne scheint…«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie keine Freunde haben?«
    »Stimmt genau, Mr. Cotton.«
    »Aber Sie hatten Freunde. Wir sprachen neulich schon darüber.«
    Er winkte ab. »Das ist lange her.«
    Ich redete eine halbe Stunde um den Brei herum. Es kam nichts dabei heraus. Deshalb entschloß ich mich, die Karten auf den Tisch zu legen. Ich ging um den Schreibtisch herum und setzte mich auf die rechte Kante.
    »Dave, wie stehen Sie zu Kid Jackson?«
    Der Neger hob den Kopf und blickte mich freimütig an. »Zu Kid? Er lachte ein bißchen. ,.Das ist eine sonderbare Frage. Ich habe ihn ewig nicht mehr
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