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0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

Titel: 0168 - Wir brachen dem Tod das Genick
Autoren: Wir brachen dem Tod das Genick
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aber hier in der Gegend herrschte ein so starker Nebel, daß man keine fünf Yards Sicht hatte.
    Nach West Point ging es weiter nach Norden auf der 213. Im Volksmund heißt diese Strecke »der schöne Storm King Highway«. Außer Nebel und Regen sahen wir nichts Schönes. Phil wußte allerdings, daß wir sozusagen über historisches Gelände fuhren: links von der Straße lag irgendwo das Haus, das sich General Knox während des Unabhängigkeitskrieges als Hauptquartier eingerichtet hatte. Ein Stück weiter entdeckten wir eine nach links weisende Tafel, die den Weg zu Washingtons damaligem Hauptquartier wies. Im Augenblick war für uns jedoch wichtiger, daß sich kurz vor Highland die Bundesstraße 9W als gesperrt erwies. Also mußten wir zurück aufs östliche Hudson-Ufer ausweichen.
    »Dann hätten wir auch gleich auf dem Ostufer bleiben können«, brummte ich und ließ die Geschwindigkeit absinken, weil wir durch Poughkeepsie kamen.
    Schon hinter dem dritten oder vierten Haus stoppte uns ein übereifriger Ordnungshüter.
    »Sie sind mindestens acht Meilen schneller gefahren, als Sie dürfen!« schnaubte er.
    »Ich weiß, Sergeant«, sagte ich ruhig. »Erstens sah ich das Ortsschild wegen des Nebels zu spät, zweitens konnte ich bei der glatten Straße nicht allzu kräftig in die Bremse steigen. Sie müssen schon entschuldigen.«
    »Ich muß gar nichts!« röhrte er. »Fahren Sie bei Nebel so langsam, daß Sie jederzeit Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalten können!«
    »Tut mir leid, Sergeant«, sagte ich. »Es soll nicht wieder Vorkommen.«
    »Ihren Führerschein!«
    Seufzend hielt ich ihm das Ding unter die Nase. Er schrieb unsere Fahrzeugnummer auf und wollte trotzdem noch drei Dollar als gebührenpflichtige Verwarnung kassieren.
    »Kommt gar nicht in Frage«, mischte sich Phil ein. »Sie haben uns jetzt lange genug aufgehalten. Hier ist mein Dienstausweis. Wir sind auf einer dringenden Dienstfahrt, und wir müssen so schnell wie möglich nach Tupper Lake.«
    Nicht einmal das konnte seinen Zorn dämpfen. Ein paar Minuten lang hielt er uns eine Standpauke, bis es mir zu viel wurde. Ich zog ihm meinen Führerschein und Phils Ausweis aus der Hand, warf den ersten Gang ein und sagte: »Schreiben Sie meinetwegen eine Anzeige, wenn Sie das Papier dafür verschwenden wollen. Ich hätte die Sirene einschalten können und dann mit jeder mir beliebigen Geschwindigkeit hier durchbrausen können. Ich wollte Poughkeepsie nicht aus seinem dörflichen Frieden reißen. Jetzt haben wir aber keine Zeit mehr.«
    Grinsend betätigte Phil die Sirene, während ich ihm davonfuhr. Es war einer von der glücklicherweise seltenen Sorte, die sich selber als unfehlbar vorkommen, nur weil sie bei anderen gelegentlich einen Fehler sehen. Uns fehlte einfach die Zeit, eine halbe Stunde mit ihm zu debattieren. .
    Hinter Hy de Park klärte sich das Wetter ein wenig auf. Ich nutzte es, um ein paar Meilen herauszufahren. Mit heulender Sirene und im Neunzig-Meilen-Tempo jagten wir bis Rensselaer. Hier offenbarte Phil wieder ein Stück seiner Bildung.
    »Weißt du, was in Rensselaer liegt?« fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf:
    »Keine Ahnung!«
    »Fort Crailo!«
    Er sagte es in einem Ton, als wäre von irgendwas sehr Berühmtem die Rede. Ich erkundigte mich, warum dieses Fort so bedeutend sei.
    »In Fort Crailo wurde der berühmteste Song der USA geschrieben!« behauptete Phil.
    »Schön«, erwiderte ich. »Und von welchem Song ist die Rede?«
    Ich dachte an irgendeinen Schlager. Er aber sagte:
    »Das Yankee Doodle!«
    Ich gab mich geschlagen vor so viel ' Wissen. Zerknirscht suchte ich ein kleines Lokal, wo wir endlich zu einem Mittagessen kommen konnten. Während Phil unsere Bestellung aufgab, telefonierte ich vom Hotelbüro aus mit Mr. High.
    »Tut mir leid, Jerry«, sagte er, »Bis jetzt habe ich noch nichts Neues gehört. Die Bande ist in einem ausgedehnten Waldgebiet verschwunden. Einige Sheriffs und eine Handvoll Leute der State Police versuchen in aller Eile, das Gebiet abzuriegeln. Über das Resultat ist noch nichts bekannt.«
    Ich sagte, daß wir; noch fünfundvierzig Minuten in Rensselaer bleiben würden, bis wir gegessen hatten. Auch den Namen des kleinen Hotels nannte ich, in dem wir saßen.
    »Wenn ich vorher etwas Definitives erfahre, rufe ich Sie an!« sagte der Chef.
    Da der Anruf nicht kam, machten wir uns später auf die Strümpfe. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, aber es war kalt und stürmisch draußen. Die Leute in
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