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0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

Titel: 0168 - Wir brachen dem Tod das Genick
Autoren: Wir brachen dem Tod das Genick
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daneben. Weiter rechts ein kleiner Schrank. Noch weiter rechts ein zusammengekrümmter Körper.
    Langsam beugte ich mich hinab. Zögernd zog ich den linken Arm zurück, um das Gesicht zu sehen. Es war das Gesicht eines Siebzehnjährigen. Aber das Gesicht eines Toten. Meine Kugel hatte ihn wenig über der linken Augenbraue getroffen.
    ***
    Harrods schüttelte uns ein über das andere Mal die Hand. Sein rotes Gesicht glänzte, als hätte er es eingefettet.
    »Gott sei Dank!« rief er immer wieder. »Sie ahnen ja gar nicht, was die Burschen, diese verdammten, elenden —«
    »Halten Sie die Luft an, Harrods!« sagte Nords. »Wir ahnen auch so, was Sie von den Jungens denken. Kommen Sie mit zu meinem Office, Cotton? Ich möchte die Boys sofort verhören.«
    »Gern, Sheriff.«
    »Sehen Sie nach, ob irgendwas fehlt«, sagte Nords zu dem Besitzer. »Ich glaube es zwar nicht, aber man kann nie wissen. Notfalls machen Sie eine genaue Liste mit allen gestohlenen Gegenständen. Gute Nacht, Harrods! Im übrigen können Sie ruhig überall erzählen, was so eine direkte Alarmanlage zur Polizei doch ausmacht! Wäre diese Leitung nicht gewesen, hätten wir alle den Einbruch erst morgen früh entdeckt.«
    Gemeinsam mit dem Sheriff stieg ich die breite Treppe hinab. Vor uns her trugen zwei telefonisch herbeigerufene Männer vom einzigen Beerdigungsinstitut der Stadt die Bahre mit dem Toten. Der Körper war unter einem roten Gummilaken verborgen. Es sah nicht sehr schön aus.
    Als wir das Gebäude durch den Seiteneingang wieder verließen, kam uns Phil entgegen. Er keuchte. Sein Hemd stand am Halse offen. In der Eile, mit der er sich offenbar angezogen hatte, mußte er zwei verschiedene Socken erwischt haben, denn vom rechten Fuß her leuchtete es gelb, während links ein vornehmes Grau unauffällig und seidig glänzte.
    »Entschuldige, Jerry!« keuchte er. »Aber du weißt ja, ich war gerade in der Badewanne, und da —«
    »Schon gut«, winkte ich ab. »Sheriff, das ist mein Kollege Phil Decker. Du stehst vor dem Ortsgewaltigen, Phil: Sheriff Jim Nords.«
    Sie schüttelten sich die Hände.
    »Sie werden sich den Tod holen, wenn Sie frisch aus der Wanne kommen und so in der Kälte herumlaufen«, brummte Nords. »Schlagen Sie wenigstens den Hock kragen hoch und knöpfen Sie sich das Hemd zu. Falls Sie's noch nicht gemerkt haben sollten, mein Lieber: Es ist verdammt kalt.«
    Phil folgte dem Rat des Sheriffs. Zusammen kletterten wir in Nords Dienstwagen, einem Ford-Overdrive vom Vorjahr.
    Der Sheriff setzte sich ans Steuer. Er schaltete die Heizung im Wagen ein. Wir waren ihm beide dankbar dafür, denn es herrschte tatsächlich eine Kälte, die einem durch Mark und Bein ging.
    Unterwegs hielt Nords vor einem netten Einfamilienhäuschen an und brummte:
    »Augenblick! Bin gleich wieder da!« Er verschwand in der Dunkelheit neben dem Häuschen, das vorn keine Tür hatte. Phil bat mich um eine Zigarette, weil er seine in unserem Zimmer liegen gelassen hatte, und fragte:
    »Was war eigentlich los?«
    »Sieben Halbwüchsige spielten große Gangster. Mit Einbruch, schweren Colts und Feuerzauber. Einer von ihnen ist tot, ein zweiter wird vielleicht zeit seines Lebens ein Krüppel bleiben. Beide bekamen ihre Kugeln von mir.«
    »Hm«, brummte Phil. Eine Weile schwieg er, dann fragte er leise: »Und — und wie sieht's bei den Kollegen aus?«
    »Ein Sergeant der State Police ist verwundet. Ich habe noch nicht gehört, ob ernstlich oder nur leicht.«
    »Die Bande, die wir suchen, war es also nicht?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Schade. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn wir morgen wieder nach Hause fahren könnten.«
    »Ich auch nicht.«
    Phil legte mir die Hand auf den Unterarm.
    »Erzähl mal, Jerry«, sagte er in seiner freundlichen Art. »Wobei hast du ihn erwischt?«
    »Er hockte hinter einem Schiebefenster. Harrods kam die Treppe herauf. Ich sah nur undeutlich, daß sich hinter dem offenen Schiebefenster etwas bewegte. Entweder hat er auf Harrods gezielt oder auf mich. Ich weiß es nicht. Bei der großen Entfernung, und der schäbigen Beleuchtung, die in seiner Ecke herrschte, muß ich von Glück reden, daß ich seine Bewegung überhaupt bemerkte. Ich schoß. Und ich traf ihn über der linken Augenbraue.«
    »Verdammt nochmal«, brummte Phil. »Es war nicht deine Schuld! Hättest du nicht abgedrückt, lägst du oder Harrods jetzt auf der Bahre!«
    »Das weiß ich auch«, murmelte ich müde. »Aber ein schönes Gefühl ist es trotzdem
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