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0167 - Ich stand im anderen Lager

0167 - Ich stand im anderen Lager

Titel: 0167 - Ich stand im anderen Lager
Autoren: Ich stand im anderen Lager
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der verhaftenden Cops die Beschreibung passte. Solchen prompten Fahndungserfolgen gegenüber bin ich immer skeptisch. Schon die Gegend, in der die Leute gefasst worden waren, passte nicht recht in das Bild. Außerdem war vermerkt, dass zwei der Männer sich bei ihrer Verhaftung im Zustand der Trunkenheit befunden hätten.
    »Teilen wir uns den Spaß«, schlug ich vor. »Sehen wir uns die Leute an.«
    Während Phil sich auf die Socken machte, um den Mann und die Frau zu begutachten, die sich auf dem 102. Revier befanden, nahm ich mich der anderen an.
    Der eine Mann wunde für Fred Tousten gehalten. Ein flüchtiger Blick genügte, um den Cops einen Wink zu geben, die Zelle aufzuschließen. In dem anderen Mann glaubte man den Unbekannten aus dem Altwarenladen erwischt zu haben. Ich nahm ihn in ein kurzes Kreuzverhör. Der Mann entpuppte sich als Vertreter, der sich am Broadway einen lustigen Abend gemacht hatte, und jetzt eine Heldenangst hatte, dass seine Ehehälfte etwas davon erführe. Was die Frau anging, so hatte sie schwarze Haare wie Dorothy, sonst hatte sie nichts mit ihr gemeinsam.
    Phil war schon wieder im Büro.
    »Ich möchte wirklich wissen, wie viele von den Cops eigentlich eine Brille tragen sollten«, knurrte er.
    »Pass auf, Phil«, sagte ich. »Wir kommen nicht weiter, wenn wir auf die Ergebnisse der Fahndung warten. Wir sollten uns an den Tatorten noch einmal umsehen. Nimm du dir den Ramschladen und die Box-Schule vor. Ich werde versuchen, in Dorothys Wohnung irgendeinen Hinweis zu entdecken.«
    »Einverstanden«, stimmte er zu. »Wenn auch nichts dabei herauskommt, so ist es doch besser, als untätig hier herumzusitzen.«
    Eine halbe Stunde später stand ich zum zweiten Mal in Dorothys Appartement. Dieses Mal hatte ich keinen Dietrich benutzt, sondern mir vom Hausmeister den zweiten Schlüssel geben lassen. Nichts hatte sich verändert, aber ich sah genauer nach. Ich öffnete alle Schränke, aber ich fand nur den üblichen Kram, den alle Frauen besitzen.
    Schließlich geriet ich an einen kleinen, zierlichen Frauenschreibtisch.
    Ich fand eine Menge Papiere in den Schubladen, mehr oder weniger unordentlich durcheinandergeworfen, und ich begann, sie zu studieren.
    Abgesehen von einigen blöden persönlichen Briefen, die von Leuten stammten, die ununterbrochen versicherten, sie könnten ohne Dorothy nicht mehr leben, fand ich Rechnungen, hauptsächlich Rechnungen. Rechnungen über Kleider, über Hüte, über Sekt und Whisky. Rechnungen über Autoreparaturen an dem Thunderbird. Rechnungen über Parfüms. Und alle diese Rechnungen machten einen unbezahlten Eindruck.
    Dann fand ich einen kurzen und unhöflichen Brief von Dorothys Bank.
    Sehr geehrte Miss Kent!
    Sie haben Ihr Konto um eintausendvierhundert Dollar überzogen. Wir müssen Sie dringend bis zum 15. dieses Monats um Glattstellung bitten.
    Der Brief war etwa einen Monat alt. Ich rief die Bank an. »Ich möchte eine Auskunft über das Konto Dorothy Kent.«
    »Bedauere…«, sagte der Bankangestellte.
    »Ich bin der FBI-Beamte Jerry Cotton.«
    »Bedauere«, beharrte er. »Wenn Sie herkommen und uns Ihren Ausweis zeigen, können Sie jede Auskunft haben, aber nicht per Telefon.«
    »Okay, ich werde Sie in einer halben Stunde aufsuchen.«
    Ich rief einige Lieferanten an, deren Rechnungen ich in dem Sekretär gefunden hatte, und ich fragte, ob diese Rechnungen bezahlt wären oder nicht.
    »Nein, sie sind nicht bezahlt«, antwortete der Mann, der den Thunderbird repariert hatte, »und ich wäre verdammt glücklich, wenn ich bald mein Geld bekäme.«
    Wenig später saß ich im Zimmer des Bankdirektors der Filiale, bei der Dorothys Konto geführt wurde. Der Direktor studierte die Auszüge.
    »Es tut mir leid«, sagte er, »aber ich muss das Finanzgebaren von Miss Kent als recht unsolide bezeichnen. Sie scheint über ihre Verhältnisse zu leben. Sie steht fast immer in der Kreide. Von Zeit zu Zeit, wenn wir massiv drohen, gleicht sie das Konto aus.«
    »Im vorigen Monat hatte sie fast 1500 Dollar Schulden bei Ihnen.«
    »Ja, aber am 17. wurde das Debit ausgeglichen.«
    »Durch einen Scheck?«
    »Nein, durch eine Bareinzahlung, aber am Dreißigsten hatte Miss Kent schon wieder tausend Dollar Schulden bei uns, die am 5. dieses Monats, ebenfalls durch eine Barzahlung, ausgeglichen wurden. Im Augenblick sind es etwas über fünfhundert Dollar, die sie uns schuldet.«
    »Vielen Dank!«
    ***
    Ich fuhr ins Hauptquartier, nahm das New Yorker Telefonbuch, schlug das
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