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0166 - Das Werwolf-Mädchen

0166 - Das Werwolf-Mädchen

Titel: 0166 - Das Werwolf-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Silberscheibe trug daran die Schuld.
    Drei Wölfe waren auf der Strecke geblieben durch den Zweibeiner mit dem Auto. Der Leitwolf wußte, daß sie tot waren. Dafür haßte e r diesen Zweibeiner und würde ihn töten, irgendwann und irgenwie, um die Gefährten zu rächen.
    Schlimmer wog, daß die Herrin besiegt worden war. Auch dieser andere Mann mußte sterben. Er würde einen furchtbaren Tod haben.
    Der Wolf wußte nicht, ob die Herrin tot war oder nur bewußtlos. Aber allein die Tatsache, daß man sie ausgeschaltet hatte, war schlimm genug. Er verfolgte, wie sie in das Auto gesetzt wurde und wie die anderen zustiegen. Dann fuhr das Blechungeheuer an und verschwand in Richtung Ploumanac’h.
    Yakka/Winter war bedeutend mehr Wolf als Mensch. Aber er hatte den anderen Wölfen eines voraus: Die von Harry Winter übernommene menschliche Intelligenz. Er verstand wie ein Mensch zu planen und zu handeln, und die Triebfeder seines Tuns war der unbedinge Wille, der Herrin zu helfen und sie zu befreien, sofern sie noch lebte. Und sie zu rächen, falls sie tot sein sollte.
    Er setzte sich in Bewegung. Um das Rudel kümmerte er sich nicht mehr. Es war unwichtig für ihn geworden. Er verließ es, machte sich zum Einzelgänger.
    Der einsame Wolf…
    Er folgte der Spur des Wagens.
    ***
    Während der gesamten Fahrt blieb Lupina ohne Besinnung. Zamorra sann über ihren Namen nach. Schon bei der Nennung hätte er Verdacht schöpfen müssen. Lupus bedeutete nichts anderes als »Wolf«, und das Mädchen hatte das lateinische Wort einfach ein wenig verniedlicht.
    Aber irgendwie beeinträchtigte die Erklältung sein ganzes Denk- und Konzentrationsvermögen. Sein sechster Sinn, sonst ständig geschärft und hell wach, war wie blockiert.
    Es war ein eigenartiges Gefühl, sich fahren zu lassen. Zamorra stellte fest, daß sich zumindest für seine persönlichen Begriffe die Kombination eigener Wagen-Chauffeur nicht vertrug. Aber Yardin war am Lenkrad geblieben, und Zamorra hatte nicht darauf bestanden, jetzt wieder selbst zu fahren. Er saß mit Nicole im Fond, zwischen ihnen das Werwolf-Mädchen. Monique hatte es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht.
    »Hätte ich geahnt, daß wir hinten sitzen müßten, hätte ich für unsere Tour den Citroën genommen«, brummte er leise. »Wenngleich der die schlappere Motorisierung hat, aber er hat hinten bei weitem mehr Platz.«
    Yardin hatte die leisen Worte gehört. Er drehte leicht den Kopf nach hinten und lachte kurz auf. »Tja, mein Lieber, heutzutage können die Leute einfach keine Autos mehr bauen! Früher war in den Fahrzeugen wahnsinnig viel Platz und wahnsinnig viel Kofferraum. Heute sind sie nur unwesentlich kleiner, aber bieten wesentlich bis extrem weniger Platz und Kofferraum, wenn man mal von den Blechtüten absieht, die sich ›Kleinwagen‹ schimpfen und bei denen man schon mit dem Schuhlöffel einsteigen muß und zuweilen die Sitze mit den Fußmatten verwechseln muß…«
    »Das sagst du als Enten-Fahrer?« protestierte neben ihm Monique. Yardin schüttelte den Kopf. »Die Ente wird seit -zig Jahren unverändert gebaut und ist erstaunlich geräumig. Wenn heute jemand ein Fahrzeug mit der gleichen Karosserie neu entwerfen würde, wäre da nur ein Drittel des Innenraums verfügbar…«
    Nicole schmunzelte. Offenbar war Yardin ein Oldtimer-Fan, allerdings konnte sie nicht umhin, ihm Recht zu geben. Je weiter die Technik fortschritt, desto ungemütlicher und häßlicher wurden die Autos.
    »Wo fährst du hin?« fragte Zamorra, als sie Ploumanac’h erreicht hatten und Yardin einen Weg einschlug, der Zamorra unbekannt war.
    »Zum Gefängnis«, sagte der Inspektor trocken. »Darin dürfte unser Fang wohl einigermaßen sicher untergebracht sein.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich dachte mir die Sache eigentlich anders. Ich habe hier zum erstenmal die Gelegenheit, mich mit einem gefangenen Werwolf näher zu befassen. Die bisherigen Situationen lagen immer so, daß eine Silberkugel die Bestie stoppen und töten mußte oder daß das Amulett sie vernichtete. Warum es den Werwolf diesmal nur paralysiert hat, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich habe hier ein Forschungsobjekt, das Gold wert ist.«
    Yardin tippte sich während des Fahrens an die Stirn. »Du spinnst, mein Lieber«, sagte er. »Du spekulierst darauf, daß wir das Ungeheuer mit zu mir nach Hause nehmen und du die Nacht über forschen kannst. Nix da, alter Freund. Ich gehe kein Risiko ein. Der Werwolf kommt in
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