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0162 - Die Menschenfalle

0162 - Die Menschenfalle

Titel: 0162 - Die Menschenfalle
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Nagalesco und schielte grinsend nach Joan Duxbury.
    »Sehen Sie sich die Gesichter dieser Gestalten genau an«, verlangte Charles Chandler. »Und sagen Sie mir, was Ihnen an ihnen auffällt.«
    Nagalesco streifte die Figuren mit einem flüchtigen Blick. »Ich würde sagen – nichts.«
    »Doch«, warf Joan Duxbury ein. »Doch, mir fällt etwas auf.«
    »Was?« wollte der Professor wissen.
    »Die Figuren haben eine gewisse Ähnlichkeit mit uns. Die Frau bin ich. Der Mann da sind Sie, Professor. Das ist Mr. Nagalesco und das ist John Sinclair.«
    Der Verwalter grinste schief. »Wenn man eine Ähnlichkeit feststellen möchte, braucht man aber schon eine rege Phantasie.«
    Er ließ einfach gar nichts gelten, aber was Joan Duxbury gesagt hatte, stimmte tatsächlich. Diese steinernen Figuren stellten uns dar.
    Der Hexer hatte mit seinem unheimlichen Spiel schon begonnen!
    Joan blickte sich mißtrauisch um. Sie fühlte sich beobachtet, angestarrt, belauert. Ich trat neben sie. »Merken Sie es auch, John?«
    »Was?« fragte ich.
    »Das Haus nimmt eine feindselige Haltung gegen uns ein«, flüsterte das blonde Mädchen.
    »Nicht das Haus, aber der Geist, der in ihm lebt.«
    »Werden wir ihn zu sehen kriegen?«
    »Davon bin ich überzeugt. Sie sollten keinen Schritt allein tun. Kann ich mich darauf verlassen?«
    Joan nickte. »Ja. Ich glaube, ich hätte sowieso nicht den Mut, allein durch dieses Gebäude zu gehen.«
    »Ich schlage vor, Sie zeigen uns alle Räumlichkeiten, Mr. Nagalesco«, sagte Professor Chandler.
    »Meinetwegen. Werden Sie mir dafür hinterher helfen, hier drinnen wieder Ordnung zu schaffen?«
    »Aber ja. Wir machen uns gern nützlich«, sagte Charles Chandler.
    »Dann darf ich Sie bitten, mit mir zu kommen.« Nagalesco ging vor. Er führte uns durch die Räume im Erdgeschoß. Nash war bei uns. Ich konnte seine unheimliche Nähe fühlen. Er schaute uns gewissermaßen ständig auf die Finger, wollte genau wissen, was wir taten.
    Als wir nach diesem Rundgang in die Halle zurückkehrten, staunten wir, denn die schreckliche Unordnung, die geherrscht hatte, existierte nicht mehr.
    »Unser Geist hat sich seiner Ordnungsliebe besonnen«, sagte Nagalesco. »Die Bilder hängen wieder gerade. Sessel und Stühle stehen an ihrem Platz, die Teppiche liegen da, wo sie hingehören. Vielen Dank, Nash, du hast uns eine Menge Arbeit erspart.« Den letzten Satz rief er laut.
    »Glauben Sie immer noch, daß nur wir vier uns in diesem Haus befinden?« fragte Chandler den Verwalter.
    »Klar.«
    »Sie verschließen Ihre Augen weiterhin vor der Realität? Das grenzt schon an Dummheit«, sagte Chandler ärgerlich.
    Nagalesco grinste. »Vielleicht hatten wir vorhin eine Halluzination.«
    »Alle vier?«
    »Warum nicht? So etwas soll schon mal vorgekommen sein.«
    »Führen Sie uns zum Obergeschoß hinauf«, verlangte Chandler mürrisch. Mit diesem notorischen Zweifler konnte man nicht vernünftig reden.
    Wir näherten uns der Treppe, die nach oben führte. Plötzlich sog Joan Duxbury geräuschvoll die Luft ein. Ich sah sie an. Dann folgte ich ihrem Blick. Sie starrte die Wand an.
    Denn an der Wand standen unsere Namen. Hinter jedem war ein Kreuz gemalt. So als wären wir gestorben!
    ***
    Und dann vernahmen wir das Rauschen von Wasser. Irgendwo oben. Eine dünne Frauenstimme geisterte durch das Haus. »Da singt jemand«, flüsterte Charles Chandler. »Hören Sie es auch, John?«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Wußte ich’s doch gleich, daß sich in dieses Haus jemand ohne meine Erlaubnis einquartiert hat!« knurrte Nick Nagalesco.
    Das dünne Stimmchen erzeugte in mir einen kalten Schauer. Es war eine alte Weise, die die Frau sang.
    »Dieses Geheimnis wird gleich gelüftet sein!« sagte der Verwalter.
    »Warten Sie einen Augenblick. Ich kaufe mir das Weibchen und setze es auf die Straße. So eine Unverfrorenheit!«
    »Nein«, sagte Chandler. »Bleiben Sie hier. John Sinclair und ich gehen hinauf.«
    »Warum gehen wir nicht alle vier?« fragte Joan nervös.
    »Weil wir nicht wissen, was für Gefahren dort oben auf uns lauern.«
    »Vorhin wollten wir aber doch das Obergeschoß gemeinsam aufsuchen.«
    »Jetzt erachte ich es für vernünftiger, wenn Sie hier warten«, sagte Chandler. Er sah den Verwalter streng an. »Sie bleiben bei meiner Sekretärin. Passen Sie gut auf sie auf.«
    Nagalesco grinste breit. »Worauf Sie sich verlassen können. Ich bin ein sehr ritterlicher Mensch. Solange ich bei Joan bin, wird ihr nichts geschehen, das
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