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0160 - Der Sammler

0160 - Der Sammler

Titel: 0160 - Der Sammler
Autoren: Jason Dark
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erlebte er den Beweis, wie loyal Medusa war.
    Er verehrte und vergötterte sie. Im Laufe der Zeit war das Band zwischen ihm und der Frau nur noch stärker geworden. Niemand konnte es trennen.
    Niemand?
    Wieder fiel ihm der blondhaarige Mann ein, den er überfallen hatte. Er war stark, sogar sehr stark, aber Dobbs wollte nicht daran glauben, daß er stärker als die Medusa sein konnte.
    Nein, das gab es nicht.
    Die Sonne versank langsam im Westen. Sie tauchte ein letztes Mal den Himmel in ein Meer auf roten Farben, durch die schon das Grau der Dämmerung schimmerte.
    Bald würde es dunkel werden, und dann war ihre Zeit gekommen. Endlich sah er das Haus.
    Der Wald hörte auf, ein schräger Hang lief zu dem Gebäude hoch, und einer Trutzburg ähnlich stand es auf dem Hügel.
    Für einen Moment verharrte der Steinerne. Er saugte den Anblick des Hauses in sich auf wie ein Schwamm das Wasser, und in seine Augen trat ein seltsamer Glanz.
    Längst befanden sich keine Scheiben mehr in den Fensterrahmen. Sie waren herausgefallen, und die Öffnungen gähnten dunkel. Wind und Wetter hatten auf der Fassade ihre Spuren hinterlassen. Die Farbe war abgeblättert, das rohe Mauerwerk kam durch.
    Insgesamt machte das Gebäude einen sehr baufälligen Eindruck, aber das störte niemand. Am allerwenigsten Medusa und ihren Helfer Dobbs. Sie fühlten sich hier wohl und ungestört.
    Auch vom Dach fehlte das meiste. Stürme hatten die Ziegel aus dem Verband gerissen und weit bis in den Wald geschleudert, wo sie im Laufe der Zeit mit Humus und Erde überdeckt worden waren.
    Aber der Keller stand noch.
    Das allein zählte.
    Auch eine Tür gab es nicht mehr. Statt des Eingangs gähnte ein großes Loch.
    Dobbs schritt darauf zu. Der Sammler wollte endlich in den Keller, wo seine zahlreichen Trophäen standen. Denn nur dort fühlte er sich richtig wohl.
    Und Hunderte würden hinzukommen.
    Dobbs erreichte das Haus. Er wollte schon die Schwelle überschreiten, als er stutzte.
    Er hatte Stimmen gehört.
    Frauenstimmen…
    Sofort nahm der Steinerne eine angespannte Haltung an. Hatte die Medusa Besuch bekommen? In Gefahr schwebte sie nicht, denn der Sammler erkannte deutlich ihre Stimme. Sie unterhielt sich nur mit einer anderen Person.
    Nur wer konnte das sein?
    Der Sammler schritt über die Schwelle. Er vergaß die Vorsicht, betrat das düstere Haus und sah plötzlich die Schatten, die heranwischten. Er riß die Arme hoch, doch die Bewegung war unnötig, die Schatten griffen ihn nicht an.
    Sie landeten.
    Jetzt konnte der Sammler sie auch besser sehen. Es waren Geschöpfe, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte.
    Frauen in schwarzer Lederkleidung, die nur in der Körpermitte durchbrochen war. Sie hatten flammendrotes Haar, trugen Bögen in den Händen, auf deren gespannten Sehnen Pfeile lagen.
    Der Sammler stoppte.
    Sein Blick wandte sich nach rechts. Dort sah er Medusa. Sie trug wie immer ein nachtschwarzes Gewand, und auf ihrem Kopf wimmelte es von kleinen, grünen Schlangen, die sich aufgerichtet hatten und nervös hin- und herzuckten.
    Doch er sah noch mehr.
    Eine zweite Frau.
    Sie war nicht zu Stein geworden, obwohl Medusa sie anschaute.
    Diese zweite Frau, aus deren Stirn Teufeishörner wuchsen und die ebenso langes rotes Haar hatte wie die beiden in der Lederkleidung, wandte nur kurz den Kopf.
    Da spürte der Sammler einen unsagbaren Schmerz, der ihm bei diesem Blick entgegenflutete.
    Er stöhnte auf.
    Und er war gewarnt. Diese Frau hatte es in sich. Sie mußte ungeheuer mächtig sein, so mächtig, daß sie selbst einer Medusa trotzte.
    »Wer ist das?« fragte sie jetzt.
    »Mein Diener«, antwortete Medusa.
    »Was macht er?«
    »Er ist der Sammler.«
    »Dann gehören ihm die Köpfe im Keller.« Die Rothaarige lachte auf. »Ein schönes Spielchen, wirklich.« Sie wandte sich wieder an Medusa. »Wem willst du damit imponieren? Asmodis?«
    »Niemandem.«
    »Ich warne dich, Medusa. Auch du hast ihm zu gehorchen. Du bist ein Dämon. Sieh dich vor. ER ALLEIN IST DER KÖNIG!«
    Die Medusa lachte nur. »In meinem Reich bin ich es. Asmodis und noch weniger du können mir ins Handwerk pfuschen. Merk dir das, Asmodina. Ich erkenne ihn nicht an. Er ist nicht der Oberste. Das weißt du genau. Ihr habt ihn nur zum Obersten gemacht. Aber die Hölle ist anders strukturiert. Es ist mir auch gleich, ob du die Menschen darüber aufklärst oder nicht. Mich jedenfalls kannst du nicht täuschen. Und ich lasse mir von Asmodis nichts sagen.«
    »Ist das dein letztes
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