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0158 - Der Spiegel-Dämon

0158 - Der Spiegel-Dämon

Titel: 0158 - Der Spiegel-Dämon
Autoren: Jason Dark
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gemacht.«
    »Waren Sie noch woanders?«
    »Ja, ich glaube.«
    »Und wo?«
    Sheila winkte ab. »In irgendeinem Irrgarten oder Spiegelkabinett. Johnny hat das gesehen. Ein Gaukler hat auf einem Platz seinen Wagen aufgestellt. Mirror-Man nennt er sich.«
    »Hat Johnny näheres darüber berichtet?«
    »Ja, es hat ihm unwahrscheinlich gut gefallen. In solch einem Kabinett sieht man ja viel. Einmal ist man dick, dann wieder dünn und rennt gegen Wände, die aussehen, als wäre da nur Glas, das ist alles.«
    »Bill war dabei?«
    »Ja.«
    »Er hat nichts gesagt.«
    »Nein,, wieso auch?«
    »Ham.« Ich dachte nach. Ob dieses Spiegelkabinett etwas mit Johnnys Zustand zu tun hatte?
    »Siehst du eine Verbindung?« fragte Sheila.
    »Möglich.«
    »Ach John, das ist doch Unsinn. Dann müßte Bill auch…«
    »Das ist nicht unbedingt gesagt. Vielleicht hat Bill gar nichts bemerkt, wie man Johnny beeinflußt hat.« Ich war nicht ohne Grund mißtrauisch, denn mit Gauklern hatte ich so meine Erfahrungen. Ich brauchte nur an die Bestien der Madame zu denken.
    Der Fall hatte auch völlig harmlos ausgesehen. Seit der Zeit war ich doch ein wenig allergisch.
    »Willst du dir den Mirror-Man einmal ansehen?« erkundigte sich Sheila.. »Auf jeden Fall.«
    »Soll ich mitkommen oder Bill Bescheid sagen?«
    »Nein, nein, das regle ich allein. Ich hätte nur mal gern mit Johnny gesprochen.«
    Im gleichen Augenblick hörten wir die dumpfen Schläge. Für einen Moment saßen wir stocksteif, dann sprangen Sheila und ich gleichzeitig in die Höhe.
    »Das war in Johnnys Zimmer«, rief Sheila.
    Ich riß bereits die Tür auf. Wo das Zimmer lag, wußte ich und erreichte es mit wenigen Schritten.
    Hart stieß ich die Tür auf.
    Johnny stand mitten im Raum. Er hielt mit beiden Händen einen Holzknüppel umklammert und schlug wahllos gegen die Schränke und sein Bettgestell.
    Als ich die Tür aufriß, drehte er sich um und ließ die Stange fallen. Plötzlich lächelte er.
    »Onkel John!« rief der Kleine und rannte auf mich zu. Ich ging in die Hocke, fing ihn auf und hob ihn hoch. Ein völlig normales Kind hielt ich in den Armen.
    Zweimal warf ich ihn in die Luft, dann setzte ich ihn wieder zu Boden. Er blieb stehen und strahlte mich an. »Hast du mir etwas mitgebracht, Onkel John?«
    Verflixt, das hatte ich vergessen. »Du hast doch eine Sparbüchse.«
    Er lief sofort weg und holte sie. Es war ein halber Apfel, aus dem ein Wurm kroch und die Münzen an sich nahm, wenn sie in seiner Nähe lagen und man einen kleinen Hebel gedrückt hatte.
    Ich spendierte ihm drei Münzen. Sheila schaute mich gequält an und hob die Schultern. Und ich wußte es auch nicht, ehrlich gesagt. War das der Johnny, der bei meinem Eintritt seine Möbel mit einer Stange zertrümmern wollte? Kaum zu fassen.
    Ich ging in die Knie und nahm ihn auf den Arm. »Warum hast du das getan, Johnny?«
    »Was denn?« fragte er völlig unbefangen.
    Ich deutete auf seine Holzeisenbahn. Die Wagen waren umgekippt, und den Tunnel hatte er mit der Stange eingeschlagen.
    Johnny schaute hinunter und begann zu weinen. Er strampelte und wollte von meinem Arm. Ich stellte ihn wieder auf die Erde. Sofort lief er zu seiner Eisenbahn und baute die Wagen wieder auf. »Ich weiß nicht, wer das getan hat«, schluchzte er. »Wirklich nicht, Onkel John. Ich war es doch nicht.«
    Er schaute mich so bittend an, daß ich lächeln mußte. Doch innerlich war mir verdammt ernst zumute.
    »So ist es mir auch ergangen«, erklärte Sheila. »Er konnte sich an nichts erinnern. Was machen wir nur?«
    »Du darfst ihn auf keinen Fall aus den Augen lassen. Traust du dir zu, mit ihm fertig zu werden?«
    »Ja. Ich sage auch Bill Bescheid.« Dafür war ich ebenfalls.
    Johnny spielte schon wieder ganz normal. Ich verließ mit Sheila sein Zimmer.
    Draußen begann sie zu weinen. »Was ist denn nur los in letzter Zeit? Warum lassen sie denn den Kleinen nicht in Ruhe? Was haben wir denn Schlimmes getan? Nur weil wir mit dir zusammen sind und Bill ein alter Freund von dir ist?«
    »Vielleicht.«
    Sheila schaute mich an. »Weißt du eigentlich John, daß mir soeben ein schrecklicher Gedanke gekommen ist?«
    Ich nickte. »Ja, ich kann, es mir vorstellen. Du gehst davon aus, daß alles normal wird, wenn ich nicht mehr zu euch komme.«
    »So ähnlich.«
    »Menschlich ist dieser Gedanke verständlich«, erwiderte ich. »Aber du solltest bedenken, daß du schon zu tief mit in der Patsche sitzt. Du und Bill, ihr beide wißt zuviel. Man wird
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