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0151 - Die Gruft der Leichenräuber

0151 - Die Gruft der Leichenräuber

Titel: 0151 - Die Gruft der Leichenräuber
Autoren: Jason Dark
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ab.
    Das war eine Wühlerei.
    Der gute Will Mallmann war in Schweiß gebadet. Den Oberboden hatte er bereits abgezogen, jetzt stach er die Breitseite der Spachtel unter den Gummi und schaufelte ihn ab.
    Das kostete Kraft.
    Will Mallmann trug nur ein altes Angoraunterhemd und eine ebenso alte Cordhose. Das Zimmer hatte er schon vorher ausgeräumt. Es war sein Schlaf- und Arbeitsraum. Die große Musikanlage mit den vier Boxen stand im Wohnzimmer.
    Sie hatte er ausgeschaltet, obwohl er seine neueste LP, Rock Symphonies , gern gehört hätte. Aber die mußte warten. In zwei Tagen sollte der neue Teppichboden geliefert werden, und dann durfte von dem alten nichts mehr zu sehen sein.
    Ein Drittel hatte Will geschafft, als er eine Pause einlegte. Er sah wild aus. Das dunkle Haar lag nicht mehr so glatt gekämmt auf dem Kopf, sondern stand hoch. Sein Gesicht mit der kräftigen Römernase glänzte wie mit Speck eingerieben, und als Will Mallmann sah, was er in einer Stunde geschafft hatte, schüttelte er den Kopf. Es war wirklich wenig genug, aber mit dem Schneeschieber, den er erst hatte nehmen wollen, war da nichts zu machen gewesen.
    Will hatte auf die Spachtel zurückgreifen müssen. Jetzt ließ er sie fallen und ging in den Flur, wo auf einem kleinen Tablett die Flasche mit dem Starkbier stand.
    Will nahm einen kräftigen Zug.
    Danach wischte er sich die Lippen ab und stellte die Flasche wieder weg. Er überlegte, ob er die Pause verlängern sollte, entschied sich aber dagegen. Bis zur Hälfte mußte er es schaffen. Um zwei Uhr konnte er sich immer noch ins Bett legen.
    Will ertappte sich bei der Frage, wofür er das eigentlich alles tat.
    Seine junge Frau war während der Hochzeit ermordet worden. Der Schwarze Tod hatte sie damals umgebracht. Und Kommissar Mallmann hatte durch diesen grausamen Mord solch einen Schock bekommen, daß ihm fast der Lebensmut genommen wurde. Es hatte ungeheuer lange gedauert, bis er darüber hinweggekommen war, doch Karins Tod hatte er bis heute nicht vergessen. Immer wieder sah er ihr Bild vor seinem geistigen Auge, obwohl sie ihm als Untote noch einmal gegenübergestanden hatte, aber daran wollte Will nicht mehr denken.
    Um zu vergessen, hatte er sich wie ein Irrer in seinen Beruf hineingekniet. Und er hatte seinen Vorgesetzten davon überzeugen können, daß es doch Dinge zwischen Himmel und Erde gab, die rational nicht zu erklären waren. Nach anfänglicher Skepsis stand sein Chef auf Wills Seite und ließ dem Kommissar so ziemlich freie Hand.
    Und Will paßte auf. Vor kurzem hatte man ihm einen kleinen Computer zur Verfügung gestellt, der alle Fälle speicherte, die irgendwie in eine okkulte und gespenstische Richtung liefen. Der elektronische Helfer war mit einem Codeschlüssel versehen, den nur Will Mallmann und sein Vorgesetzter kannten. So war der Datenschutz gesichert, und es konnte kein Unbefugter den Computer bedienen.
    In den letzten Wochen hatte sich allerdings nichts getan. Will Mallmann war hin und wieder ein paar Fällen nachgelaufen, die sich im Endeffekt jedoch als völlig harmlos herausgestellt hatten.
    Und auch die fahndungsähnlichen Nachforschungen, die seinen letzten Fall – den Vampir Fariac betrafen –, waren im Sande verlaufen. In Deutschland gab es keine Verbindung mehr.
    Will Mallmann nahm noch einen kräftigen Schluck und entschloß sich dann, weiterzuarbeiten.
    Da klingelte das Telefon.
    Der Kommissar hatte den Apparat auf den Flur gestellt, dicht neben das Tablett.
    Mallmann hob ab.
    Ein Kollege aus der Dienststelle war an der Strippe. »Habe ich dich geweckt, Will?« Die Stimme hörte sich schadenfroh an.
    »Nein.«
    »Auch nicht gestört?«
    »Komm zur Sache.«
    »Okay, und die ist traurig genug. Du mußt raus, Will. Man hat Hauptwachtmeister Ziegler gefunden. Tot, in einem Grab liegend.«
    Mallmann wurde blaß. Er kannte Ziegler. Zwar nicht sehr gut, weil er den Kollegen persönlich nicht mochte, aber er war ein Polizist gewesen, wie auch Mallmann. Und nun hatte man ihn umgebracht.
    »Bist du noch dran, Will?«
    »Ja. Wo genau hat man ihn gefunden?«
    Der Mann von der Bereitschaft nannte den Namen eines kleinen Städtchens im Taunus. »Da gibt es einen alten Friedhof in der Nähe, und da liegt Karl Ziegler. Die Kollegen der Mordkommission sind schon da. Sie lassen die Leiche liegen, du sollst sie dir erst anschauen.«
    »Mach ich.«
    Will legte auf. Wie betäubt zog er sich an. Ein Mord erschütterte ihn immer. Vor allen Dingen dann, wenn er das Opfer
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