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015 - Zombie-Wahn

015 - Zombie-Wahn

Titel: 015 - Zombie-Wahn
Autoren: Larry Brent
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Blick saugte sich förmlich an dem Namen fest. Für den weiter links
auf der gleichen Platte hatte sie keine Augen. Dort stand der Name ihrer
Großmutter. Die hatte sie nie persönlich kennengelernt. Als Chantale drei Jahre
alt war, starb sie bei der Geburt ihres zweiten Kindes, das ebenfalls nicht
überlebte. Und so stand auch der Name des Säuglings auf dem Grabstein.
    Das Grab sah verwildert aus. Die
Hecken waren so hoch wie der Grabstein, wuchernde Pflanzen rankten sich darüber
hinweg und verdeckten auch halb die Inschrift.
    Chantale drückte die
Schlingpflanzen und Blätter weiter zur Seite und riß sie teilweise ab, um den
Grabstein freizulegen.
    Hier wuchs keine Blume, keine
Zierpflanze. Niemand kam, um dieses Grab zu pflegen.
    Wer auch? Mit dem Tod des alten
Mannes gab es keine Nachkommen mehr in diesem Ort. Die Freunde von damals, die
die Grabstätte möglicherweise anfangs pflegten, waren selbst schon auf diesem
Friedhof begraben.
    Plötzlich raschelte es leise
zwischen den verwilderten Gewächsen zu ihren Füßen.
    Im ersten Moment achtete Chantale
de Loire nicht darauf.
    Sie glaubte, dieses Rascheln würde
verursacht durch den unaufhörlichen Regen und ihre Schuhe, die mit der Pflanze
in Berührung kamen.
    Doch als sie stillstand, war das
Rascheln wieder vernehmbar. Es bewegten sich sogar die dünnen Zweige, die den
alten, flachen Grabhügel überwucherten.
    Zwischen Laub und Blättern schob
sich eine mit nasser Erde verschmutzte, knochige Hand hervor, die blitzschnell
nach Chantale de Loires Fußgelenk griff!
     
    ●
     
    »Solche Dörfer, Towarischtsch«,
sagte der große, breitschultrige Mann mit dem Stoppelkopf und dem roten
Vollbart, »solche Dörfer lob’ ich mir … in einer alten Kneipe kann man für
gewöhnlich nicht nur gut essen, sondern man kriegt auch einen anständigen
Tropfen zu trinken. Und darauf freut sich meine ausgedörrte Kehle schon seit
dem Abflug vom Flughafen …«
    Der Mann, der das sagte, war
niemand anders als Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7. Sein Zuhörer, groß, blond,
sportlich, hieß Larry Brent alias X-RAY-3.
    Die beiden Freunde von der PSA
waren am frühen Nachmittag in Paris angekommen und hatten sich mit einem
Leihwagen, einen Citroën neuesten Baujahres, sofort auf den Weg gemacht.
    Nach rund dreihundert Kilometern
Fahrt, hatten sie südwestlich der Seine-Metropole ihr Ziel erreicht.
    Montmirail …
    »Du hast eines vergessen,
Brüderchen«, sagte der blonde Amerikaner, der den Wagen steuerte. »Während der
Fahrt hast du mindestens dreimal deine ausgedörrte Kehle geölt.«
    »Oh, das hast du bemerkt?«
    »Hab’ ich, Brüderchen.«
    »Dann ist’s gefährlich, an deiner
Seite mit im Wagen zu fahren, weißt du das? Der Fahrer hat seine Augen stets
auf die Fahrbahn zu richten und den Verkehr im Auge zu behalten.« Kunaritschew
seufzte. »Das Zeug in der Taschenflasche mußte einfach weg. Es war schon
ziemlich alt. Und bei den heutigen Spirituosenpreisen ist’s schade um jeden
Tropfen, den man auskippen muß. Aber dafür tu’ ich dir jetzt auch ‘nen
Gefallen.«
    »Das ist fein von dir.«
    Der Russe fingerte in der
Innentasche seines Jacketts und brachte ein voluminöses silbernes
Zigarettenetui zum Vorschein. Das klappte er auf. Er strahlte. »Frisch gefüllt
… da macht’s direkt Freude, hineinzugreifen und …«
    »Laß’ die Finger davon!« entrann es
Larry Lippen, der ahnte, was passierte. Alle Zigaretten in dem Etui hatten
keinen Markenaufdruck! Es waren Selbstgedrehte, jene berühmt-berüchtigten
›Vampirkiller‹, wie sie von den Kollegen der PSA hin und wieder genannt wurden.
Daß beim Rauchen unter anderem durchdringender Knoblauchgeruch entstand, war
noch das Harmloseste … Larry hatte, es selbst schon erlebt, daß, beim Qualmen
von Iwans bitterbösen Selbstgedrehten Spinnen vergaßen, ihr Netz zu weben und
Fliegen ohnmächtig von den Wänden fielen. »Wenn du nicht willst, daß ich in den
nächsten Straßengraben steuere, dann verkneif dir’s.«
    Iwan Kunaritschew warf einen
wehmütigen Blick in das prallgefüllte Etui, in dem die langen Stäbchen
zusammengepreßt lagen wie Sardinen in der Büchse, und klappte es dann mit
vernehmbarem Klicken zu.
    »Schade«, murmelte er, »aber zum
Glück ist noch nicht aller Tage Abend. Da vorn ist schon das Wirtshaus, dort
wartet eine warme Mahlzeit, ein Schnaps und ein eigenes Zimmer auf mich … dort
werde ich in aller Gemütsruhe rauchen, bis sich die Balken biegen … nur gut, daß
ich keine Frau bin,
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