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015 - Der Moloch

015 - Der Moloch

Titel: 015 - Der Moloch
Autoren: Dämonenkiller
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durchzuschlagen, doch hatte er diesen Gedanken noch nicht vollendet, als er sah, wie das Beiboot zerfloß. Es verleibte sich dem Moloch ein. Er schauderte. Wenn er zusammen mit Vali und Parker in dem Beiboot geflüchtet wäre, dann wären sie erst recht rettungslos verloren gewesen.
    Überall lösten sich jetzt größere und kleinere Klumpen und strebten der Hauptmasse des Molochs zu. Dorian sah, daß jede Planke, das Geländer der Reling und die Wände der Deckaufbauten mit einem dünnen Film aus der Körpermasse des Molochs überzogen waren. Jetzt, da die Tarnung nicht mehr nötig war, holte das Monstrum seine Teile zu sich. Sie vereinigten sich zu einem wahrhaft monströsen Gebilde. Der Moloch wurde immer größer und größer, wuchs von Sekunde zu Sekunde. Das Ungeheuer hockte auf den Deckaufbauten und schien auf Dorian herabzustarren, obwohl keinerlei Sehorgane zu erkennen waren.
    Es hatte inzwischen eine Größe von drei Metern erreicht und war mindestens ebenso breit. Seine Körpermasse befand sich in ständiger Bewegung. Es schien Dorian, als müßte er sich gewaltsam dazu zwingen, sich nicht auf ihn zu stürzen, um ihn zu verschlingen. Warum tat der Moloch das nicht? Worauf wartete er noch?
    »Dorian!« schrie Vali plötzlich verzweifelt.
    Geronimo packte sie von hinten und stieß sie nach vorn. Parker wollte ihr zu Hilfe kommen, aber Montgomery beförderte ihn mit einem Schlag zu Boden.
    Dorian durchschaute noch nicht, warum sich der Moloch nicht bereits auf die beiden gestürzt hatte. Sicherlich wurde damit ein bestimmter Zweck verfolgt.
    Während Vali und Parker auf den Planken kauerten, veränderte Geronimo seine Gestalt. Dorian wartete gespannt, was dabei herauskommen würde. Oben auf dem Ruderhaus hockte die Hauptkörpermasse des Molochs.
    Dorian blickte wieder zu Geronimo hin, dessen Körper weibliche Formen anzunehmen begann. Dorian verstand den Sinn dieser Verwandlung noch nicht. Er dachte fieberhaft nach, konnte sich aber nicht vorstellen, was Asmodi damit bezweckte.
    Da durchbrach ein Laut die gespenstische Stille. Dorian glaubte zu träumen. Doch dann wiederholte sich der Laut. Es war das Tuten eines Frachters – zumindest vermutete Dorian, daß es sich um ein Frachtschiff handelte. Und das bedeutete die Rettung.
    Er blickte aufs Meer hinaus und sah in der Dunkelheit Positionslichter. Sie kamen näher.
    »Haltet aus!« rief er seinem Freund und seiner Gefährtin zu, die die Schiffssirene ebenfalls gehört haben mußten, sich aber nicht rühren konnten, weil sie an allen Seiten von dem Moloch eingekreist waren. Er hoffte nur, daß Vali und Parker so lange am Leben blieben, bis das Schiff sie entdeckte. Um die Aufmerksamkeit des Schiffes auf die Jacht zu lenken, schickte Dorian eine hohe Flammensäule in den Himmel.
    Als er wieder zu Vali und Parker hinblickte, stellte er fest, daß Geronimo die Metamorphose beendet hatte. Dort stand jetzt eine Frau in altertümlichen Kleidern. Sie war unglaublich hübsch; das Gesicht so edel wie das einer Gräfin.
    Dorian wunderte sich, warum er gerade diesen Vergleich gesucht hatte, doch er war passend. Die Frau hatte etwas Aristokratisches an sich. Sie trug eine reich bestickte Marlotte, wie man sie im sechzehnten Jahrhundert oder früher getragen haben mochte. Über ihren Schultern wölbten sich große Ärmelpuffe. Die Frau kam Dorian irgendwie bekannt vor, obwohl er sicher war, sie vorher noch nie gesehen zu haben. Er überlegte fieberhaft, wen sie darstellen sollte, kam aber zu keinem Ergebnis.
    Während die Fremde völlig reglos dastand, verwandelten sich auch Fabienne und Montgomery. Zuerst hatte es den Anschein, als wollten sie ihre menschliche Gestalt ganz aufgeben, um sich der Hauptmasse des Molochs einzuverleiben, doch nachdem sie auf eine Größe von etwa einem Meter zusammengeschrumpft waren, nahmen auch sie wieder menschliche Gestalt an.
    Kinder! durchzuckte es Dorian. Und irgendwie wußte er, daß diese Prozedur etwas Entscheidendes, Endgültiges herbeiführen sollte.
    Aus Fabienne und Montgomery waren ein Mädchen und ein Junge geworden. Auch sie trugen eine Tracht, die dem ausgehenden fünfzehnten Jahrhundert entstammen mochte, und wie die Frau kamen ihm auch die beiden Kinder vertraut vor.
    »Nicolas!« hauchte da die Frau mit wehmütiger und von Schmerz gezeichneter Stimme.
    »Papa!« sagten das Mädchen und der Junge wie aus einem Mund.
    Da begriff Dorian die Zusammenhänge, und die Wahrheit traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Sie war
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