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0149 - Wir jagten die Ratten

0149 - Wir jagten die Ratten

Titel: 0149 - Wir jagten die Ratten
Autoren: Karl Theodor Horschelt
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traten.
    Mary bedeutete mir, die Koffer aufzunehmen und ihr zu folgen.
    Sie führte mich durch eine schmale Tür in den Garten. Dort sah ich, daß rechts an das Haus eine große Garage angebaut war, über der sich die Chauffeurwohnung befand. Sie hatte sowohl vom Garten als auch vom Haus aus einen Zugang und bestand aus zwei sehr gut eingerichteten Zimmern; einem Schlafzimmer und einem Wohnraum, in dem Radioapparat und Fernsehempfänger nicht fehlten.
    »Sie können es sich hier gemütlich machen, Jerry«, sagte das Mädchen. »Nennen Sie mich einfach Mary. Der Diener ist allerdings mit Mister Corry anzureden.«
    »Danke. Mary. — Vielleicht sagen Sie mir noch, was, ich alles zu tun haben werde.«
    »Unsere Firma«, erwiderte Mary wichtig, »hat insgesamt zehn Kraftfahrzeuge. Sie selbst werden aber nur für Mr. Drobbs Lincoln eingesetzt. Sie haben den Chef zu fahren und außerdem den Wagen zu pflegen. Der Fabrik ist eine kleine Autowerkstatt angeschlossen, in der praktisch alle vorkommenden Reparaturen ausgeführt Werden.«
    »Okay, ich weiß also Bescheid. Ich nehme aber nicht an, , daß ich durch mein Fahren ausgelastet bin?«
    »Gott, das ist sehr unterschiedlich«, meinte Mary leichthin. »Wenn der Chef Sie nicht benötigt und die Wagenpflege Sie gerade nicht in Anspruch nimmt, werden Sie von Hal Corry zu Gartenarbeiten herangezogen. Aber das soll er Ihnen lieber selber sagen. Ich mische mich nicht gern in die Angelegenheiten dieses hochnäsigen Burschen. Ich gebe Ihnen überhaupt den guten Rat: halten Sie sich von Hal zurück.«
    »Ist er kein ordentlicher Bursche?«
    Mary lachte bitter auf. »Er ist wie viele Diener — Unfehlbar, noch mehr als der Chef selbst. Er ist so vornehm, daß er sich selbst für eine Lüge zu gut wäre. Aber auch ein Mensch ohne jeden Fehler kann einem auf sämtliche Nerven gehen.«
    »Wenn ich Ihnen während meiner Freizeit irgendwie helfen kann, will ich das gerne tun«, sagte ich. »Wie ist es mit dem Essen?«
    »Gut und reichlich«, versetzte sie kurz. »Die Angestellten nehmen es gemeinsam in der Küche ein. Sieben U'nr Frühstück, dreizehn Uhr fünfzig Mittagessen, neunzehn Uhr Abendessen. — Wollen Sie jetzt vielleicht Tee und einige Sandwiches haben?«
    Ich wehrte ab. »Ich habe ausreichend zu Mittag gegessen. Ich bin nicht hungrig.« —Als mich Mary verlassen hatte, räumte ich meine Sachen in den Schrank ein.
    An Kleidern, Schuhen und Wäsche hatte ich nur das eingepackt, was einem soliden Herrschaftschauffeur zusteht.
    Als das erledigt war, ging ich nach unten in die Garage. Hier stand ein chromglitzernder, noch ziemlich neuer resedagrüner Lincoln.
    Der bisherige Fahrer schien den Wagen gut gepflegt zu haben. Ich selbst verstehe allerlei von Autos und sah, daß es da sicher keine Schwierigkeiten geben würde.
    Als ich aus dem Halbdunkel der Garage wieder nach draußen trat, glaubte ich im dichten Gebüsch schräg gegenüber eine Bewegung erkennen zu können.
    Ich tat jedoch, als sei nichts gewesen, und umrandete in aller Gemütsruhe pfeifend das Haus.
    An der Rückseite waren eine Terrasse und ein Wintergarten angebaut. Von der Terrasse aus führte eine schmale Treppe zu einigen Blumenbeeten, die ein asymmetrisches Schwimmbecken einsäumten. Etwa dreißig Schritt dahinter teilte eine Mauer das Grundstück von dem Fabrikgelände ab.
    Ich ging bis zur Mauer, wo mich die Hortensienbüsche gegen etwaige unbe-' fugte Blicke abschirmten, spazierte etwa zwanzig Schritt nach rechts weiter, wo dann der Garten zu Ende war, und schlich nun gebückt bis auf die Höhe der Garage zurück.
    Ich hatte mich nicht getäuscht! Hinter dem Busch, der sich vorhin bewegt hatte, kauerte ein kleiner, stämmiger Mann, der sich maßlos für das Haus zu interessieren schien.
    Ich schlich mich leise an ihn heran.
    Er hatte auch noch nichts gemerkt, als ich schon hinter ihm stand.
    Ich klopfte ihm kräftig auf die Schulter, und er fuhr mit einem leisen Aufschrei zu mir herum.
    Er war bestimmt fünfzig Jahre alt, hatte eine Glatze, und der Olivton seiner unreinen Gesichtshaut bewies mir, daß ein gehöriger Schuß spanischen Blutes in ihm war.
    »Guten Abend, Sir«, grüßte ich lächelnd. »Darf ich fragen, wer Sie sind? Ich nehme an, Sie sind hier der Gärtner. Ich bin der neue Chauffeur.«
    Jawohl, er sei der Gärtner, sagte er, um im nächsten Augenblick auch schon einen Haken abzuschießen. Ich blockte den Schlag ab und setzte ihm einen Brocken ans Kinn, der sich gewaschen hatte. Widerspruchslos
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