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0149 - Wir jagten die Ratten

0149 - Wir jagten die Ratten

Titel: 0149 - Wir jagten die Ratten
Autoren: Karl Theodor Horschelt
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etwa vorgestellt habe.
    »Dreißig Dollar die Woche«, erwiderte ich, »dazu freie Wohnung und Verpflegung.«
    Angesichts dieser bewußt niedrigen Summe taute er offensichtlich auf.
    »Können Sie einen Lincoln-Premiere fahren?« fragte er lebhaft.
    Ich erwiderte, ich könne jedes Fahrzeug bis zum Zweiundsiebzig-Tonnen-Panzer fahren.
    »Haben Sie Ihre Zeugnisse bei sich?«
    Ich gab sie ihm, und er bot mir Platz, um sich dann in die Dokumente zu vertiefen. Nach einer ganzen Weile sah er auf und meinte:
    »Wenn Sie wirklich ein erstklassiger Fachmann sind, dann hätten Sie in den vergangenen sechs Wochen doch genügend neue Stellen finden können…«
    »Aber keine, die mir zusagte, Sir. Ich bin in meinen Forderungen nicht unverschämt und tue meine Pflicht, möchte aber von meinem Arbeitgeber als Mensch und nicht als Sklave behandelt werden.«
    »Okay, dann wäre der Job bei mir gerade der richtige«, meinte Drobb, während er mich mißtrauisch musterte. »Aber ich muß im Augenblick besonders vorsichtig sein. Können Sie mir einen Bürgen benennen?«
    Ich war auch darauf vorbereitet. »Rufen Sie Leutnant Malloney von der City Police New York an, Sir. Er kann Ihnen weitere Auskunft über meine Person geben.«
    Drobb nickte bedächtig. »Okay, warten Sie so lange draußen.«
    Fünf Minuten später rief er mich ins Zimmer zurück und eröffnete mir feierlich, ich sei zunächst einmal probeweise für vierzehn Tage engagiert.
    »Danke, Sir«, murmelte ich bescheiden, »Sie werden Ihre Wahl nicht zu bereuen haben. Ich habe meine Koffer mitgebracht. Kann ich gleich in die Chauffeurwohnung einziehen?«
    »Selbstverständlich. Einen Augenblick.« — Er drückte auf einen Knopf und beugte sich zum Mikrophon nieder. »Muriel!«
    »Ja, Lieber. Was gibt es?« tönte es aus dem Lautsprecher zurück.
    »Ich habe eben einen neuen Fahrer engagiert. Könntest du mal für einen Sprung zu mir kommen?«
    »Ich komme gleich.«
    Wenige Minuten später betrat eine hochgewachsene, schlanke Frau von etwa vierunddreißig Jahren das Zimmer.
    Sie war rotblond, und sie bewegte sich mit der vollendeten Sicherheit der geborenen Dame. Allerdings lag über ihrem hübschen Gesicht der Schatten einer geheimen Angst.
    Drobb informierte seine Frau kurz, und sie reichte mir mit einem freundlichen Lächeln die Hand.
    »In Ordnung, Jerry. Wollen es miteinander mal versuchen. Leben Sie sich im Hause gut ein.«
    »Vielen Dank für Ihre Freundlichkeit«, erwiderte ich. »Wer weist mir meine Unterkunft an?«
    »Kommen Sie mit in die Halle.«
    Ich machte vor meinem neuen Chef eine respektvolle Verbeugung und folgte Mrs. Muriel in die Halle.
    Dort hatten sich inzwischen der Diener und das Mädchen Mary eingefunden.
    Mrs. Drobb übernahm die Vorstellung.
    »Das hier ist Mr. Jerry Cotton — unser neuer Chauffeur. Jerry, ich mache Sie mit dem Personal bekannt!« Sie deutete auf den Diener. »Hal Corry, unser Getreuer, er ist schon sehr lange bei meinem Mann.«
    Ich nickte dem Burschen zu.
    »Und das hier ist Mary Easters, unser Mädchen für alles«, stellte Mrs. Drobb weiter vor.
    Ich murmelte respektvoll, ich hätte bereits das Vergnügen gehabt.
    Eine der auf die Diele mündenden Türen wurde aufgestoßen, und ein entzückendes Mädchen von etwa zwei Jahren trippelte herein. Die Kleine trug einen blauen Overall, blickte mich neugierig aus riesengroßen Augen an und lutschte am Daumen. Dann warf sie in einer jähen Aufwallung beide Arme in die Luft und eilte auf die Mutter zu, die sich niederbeugte und das kleine Wesen auffing.
    Dabei rollten dieser plötzlich die Tränen über die Wangen.
    Die Kleine machte sich von ihrer Mutter los und starrte mich wieder mit großen verwunderten Augen an.
    Plötzlich flog ein strahlendes Lächeln über ihr Gesicht. Sie lief auf mich zu und umklammerte meine Beine.
    Ich nahm sie auf den Arm und lächelte sie an.
    Es war Liebe auf den ersten Blick — bei uns beiden!
    Schließlich setzte ich die Kleine vorsichtig wieder ab.
    Sie wandte sich zu ihrer Mutter um, die die Szene erstaunt betrachtet hatte.
    »Wer ist das? Ein neuer Onkel?«
    »Ich bin der Chauffeur«, sagte ich. »Ich fahre Auto.«
    »Auto!« jubelte das kleine Mädchen und klatschte in die Händchen. »Auto! Dana will spazierenfahren.«
    »Komm, halt' den Herrn nicht auf«, sagte Mrs. Drobb lächelnd und fügte, zu mir gewandt, hinzu:
    »Das hier ist Dana — unser Sonnenschein.«
    Sie wandte sich ab. Ich merkte, daß ihr schon wieder Tränen in die Augen
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