Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0143 - Brücke ins Jenseits

0143 - Brücke ins Jenseits

Titel: 0143 - Brücke ins Jenseits
Autoren: Brücke ins Jenseits
Vom Netzwerk:
hätte. Vielleicht sitzt sie irgendwo im Unterbewusstsein, es ist möglich. Aber man ist ein bisschen aufgeregt. Und man hat als G-man zu viel gesehen, um nicht zu wissen, dass diese Aktion die letzte sein kann, die man mitmacht.
    »Ich bin gespannt, was dieser ehrgeizige Harper für ein Stratege ist«, sagte Phil leise. »Wenn er seine Leute gut verteilt hat, kann er uns höllisch zu schaffen machen.«
    »Zweifellos«, nickte ich. »Ich überlege schon die ganze Zeit, ob wir nicht doch besser bis morgen früh gewartet hätten, bis es hell geworden ist.«
    »Das ist sinnlos«, sagte Phil. »Wenn wir die Gangster sehen können, können die Gangster auch uns sehen. Wir können bei Tag keinen Vorteil gewinnen, den die Gangster nicht auch selbst hätten.«
    »Du hast recht. Na ja. Mir ist es auch lieber, wenn wir das Ganze heute Abend noch hinter uns bringen.«
    Und dann war plötzlich die Frage da, die mir schon die ganze Zeit im Kopf herumging: Was Johnny Midwell wohl macht?
    Seinetwegen waren wir ausgezogen, Harper zu suchen. Seinetwegen war Ben ermordet worden, denn ohne Johnnys Brief hätte er keinen Grund gehabt, zu mir zu gehen und dabei ausgerechnet auf einen Spielplatz zu geraten, wo eine Bande von Jugendlichen sich austobte. Seinetwegen hatten wir praktisch diesen ganzen Tag mit all seinen Ereignissen durchgestanden.
    Und jetzt standen wir hier, um einen Mann zur Rechenschaft zu ziehen, der sein Sohn war. Der kaltblütig eine ganze Bande mit einem furchtbaren Blutbad ausgerottet hatte.
    Johnny hatte gewollt, dass wir diesen Mann mit allem Ernst warnten. Er wollte nicht, dass sein Sohn auf dem elektrischen Stuhl endete. Ein paar Stunden früher wäre die Warnung vielleicht noch rechtzeitig gekommen. Aber das Schicksal hatte verhindert, dass wir früh genug kamen.
    Es schien, als ob irgendwo in außerirdischen Bereichen die Fäden dieses ganzen Falles schon geknüpft waren, bevor wir überhaupt etwas von der Existenz der darin verwickelten Personen wussten.
    Meine Gedanken flatterten von einem Gegenstand zum anderen, von einem Ereignis zum anderen. Nirgendwo lässt es sich leichter dösen als übermüdet in einem Auto, inmitten pechschwarzer Nacht.
    »Noch eine Minute«, murmelte Phil. »Dann müssen unsere Leute in ihren Stellungen sein.«
    Ich schrak auf. Noch einmal sog ich tief den Rauch der Zigarette in mich hinein. Dann drückte ich den Stummel im Aschenbecher aus.
    Ich richtete mich auf. Die Hände lagen auf dem Steuer. Das Mikrofon der Lautsprecheranlage lag zwischen Phil und mir auf dem Polster der vorderen Sitzbank.
    In meinem Schulterhalfter saß meine Dienstpistole. Vor uns lag die Schwärze der Nacht. Hinter uns warteten drei Wagen, voll besetzt mit einsatzbereiten G-men.
    Träge kroch der Sekundenzeiger über das Zifferblatt. Und dann sagte Phil nur ein einziges Wort: »Los!«
    ***
    Die G-men Bob Astor und George Rensdorf kamen die gleiche Straße entlang, die wir bei unserem ersten Gang beschritten hatten. Sie gingen langsam und warfen ab und zu einen Blick auf die Uhr.
    »In dreißig Sekunden müssen wir am Tor sein«, murmelte Bob.
    »Dann haben wir gerade das richtige Tempo«, murmelte George.
    Schweigend gingen sie dicht neben der Fabrikmauer entlang. Jeder ihrer Schritte brachte sie dem schmiedeeisernen Tor näher, bei dem die ganze Sache beginnen würde.
    »Sie haben bestimmt das Tor bewacht«, murmelte Bob.
    »Es ist anzunehmen«, gab George zu. »Aber einer muss es schließlich aufreißen, damit die Wagen hindurchkönnen.«
    »Klar«, nickte Bob. »Aber dass dies ein Himmelfahrtskommando ist, dürfte uns klar sein.«
    George nickte nur und brummte: »Nichts zu machen. Das Los fiel nun mal auf uns. So, alter Junge, wir sind gleich da. Wenn’s schiefgehen sollte, du kennst ja die Adresse meiner Eltern.«
    Bob Astor nickte und sagte todernst: »Danke. - Gleichfalls.«
    Und dann sprangen sie vor, packten mit ihren Händen das schmiedeeiserne Tor und wuchteten es mit ihrem ganzen Körpergewicht auf der Gleitschiene beiseite.
    Sie waren vollkommen ungedeckt. Sie hätten wie Holzvögel auf einem Schießstand abgeschossen werden können.
    Aber Harpers sämtliche Leute schliefen.
    ***
    Ich riss den Wagen in die Kurve.
    Im Scheinwerferlicht erschienen für einen Augenblick die Gestalten unserer beiden Kollegen, die das Tor beiseite gewuchtet hatten. Ihre Gesichter glänzten schweißnass. Ich sah es, und ich sah es doch auch nicht. Mein Unterbewusstsein nahm es im Vorüberhuschen wahr.
    Dann jagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher