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0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

Titel: 0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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undeutlich. Es war einer der wenigen Fälle, die er hatte nicht lösen können. Bis heute war ungeklärt, wer dieser Klopfgeist Tognien war, der sich in der Hütte polternd bemerkbar machte und denen, die so dreist waren, in ihr zu übernachten, Alpträume sandte. Damals, als Zamorra sich mit diesem Fall befaßte, hatte er gerade seine Doktorarbeit geschrieben, war hauptsächlich noch Theoretiker und - er besaß sein Amulett noch nicht, das ihm in der Folgezeit häufig bei der Lösung diverser Probleme behilflich gewesen war. Später hatte er Togniens Spukhütte dann vergessen. Es war eine ziemlich heruntergekommene Blockhütte gewesen, in denen es lediglich Spinnen und Wanzen riskieren konnten, sich länger als ein paar Stunden dort aufzuhalten und dabei keinen Schaden an Leib und Seele zu nehmen.
    »Faszinierend«, murmelte er. »Nicole, du bist ein Schatz, weißt du das? Und du bist absolut sicher, daß dies das besagte Dorf ist? Das ist ja gar nicht weit von hier.«
    »Absolut sicher«, bekräftigte Nicole. Die goldenen Tupfen in ihren dunklen Augen hatten sich etwas vergrößert, deutliches Zeichen ihrer Erregung. »Und ich bin sicher, daß der Schädelfelsen sich oberhalb von Togniens’ Hütte befindet.«
    Zamorra schloß die Augen. Er versuchte, sich zu erinnern, ob ihm in der näheren Umgebung damals ein solcher Felsen aufgefallen war. Doch er konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen.
    »Wir müßten uns dort einmal näher umsehen«, brummte er. »Bis Feurs ist es ja nicht weit. Dreißig, fünfunddreißig Kilometer… das können wir heute vormittag noch schaffen. Wenn wir schon so sündhaft früh aufgestanden sind…«
    Nicole nickte. »Einverstanden, Cherie.« Sie verstaute Karte und Foto wieder an ihren angestammten Plätzen. »Ich bin gespannt, was wir dort sehen werden. Denn daß dieser Real-Traum etwas zu bedeuten hat, dessen bin ich mir sicher.«
    »Bloß was?«
    Zamorra schnipste mit den Fingern.
    »Wir werden es erleben«, sagte er.
    ***
    Raffael Bois stand wartend im Hof. Der alte Diener, ohne den man sich das Château Montagne überhaupt nicht mehr vorstellen konnte, hatte das neueste Stück aus Zamorras »Fuhrpark« aus der Großgarage geholt, die vor tausend Jahren einmal Pferdestall gewesen war. Zamorra standen mehrere Fahrzeuge zur Verfügung, und nachdem er vor ein paar Wochen einen der Wagen zu Schrott gefahren hatte, [2] hegte er seitdem die Absicht, zur Abwechslung mal ein Sechszylinder-Fahrzeug zu besitzen. Seine Wahl war auf ein deutsches Fabrikat gefallen, dessen Komfort und Ausstattung sowie der verbrauchsgünstige Luftwiderstandswert ihm zugesagt hatte, welcher fast an den der großen Citroén-Modelle heranreichte. Jetzt stand der Opel Senator metallicsilbern auf dem Schloßhof. Nicole hatte sich zwar energisch gegen diesen »Ausländer« ausgesprochen und auf die Ersatzteilversorgung hingeweisen, aber da es diesmal nicht um Modedinge ging, hatte Zamorra sich durchsetzen können.
    Hand in Hand traten sie ins Freie, der Professor und seine Lebensgefährtin. Zamorra sah sie fragend an. Energisch schüttelte sie den Kopf. »Das Ding fährst du! Du hättest lieber wieder einen CX kaufen sollen…«
    Zamorra schmunzelte, öffnete die Beifahrertür und war Nicole beim Einsteigen behilflich. Nachdem sie dann ihre endlos langen, schlanken Beine verstaut hatte, fühlte sie sich in den weichen Vollschaumsitzen durchaus wohl. Zamorra nahm hinter dem Lenkrad Platz, winkte Raffael einmal kurz zu und startete den Motor. Nahezu geräuschlos rollte der Wagen über die Brücke hinaus aus dem Château auf die Zufahrtsstraße.
    »Leiser ist er doch…«, murmelte Zamorra zufrieden. Nach kurzer Zeit bereits erreichten sie die Verbindungsstraße von Roanne nach Lyon, um dort kurzzeitig voll aufzudrehen und anschließend auf die Straße nach Feurs abzubiegen. Die Fahrt dauerte nicht lange; der neue Wagen war schnell und bequem.
    »Jetzt müßte irgendwo bald die berüchtigte Hütte auftauchen«, brummte der Parapsychologe nach einer Weile. Er überlegte, an welcher Stelle der Straße er abzubiegen hatte und verließ sich dann doch auf sein Intuition. Togniens Spukhütte, seit über hundert Jahren unbewohnt und von Menschen gemieden, lag rund zwei Kilometer von Feurs entfernt.
    Zamorra bog auf einen holprigen Feldweg ab. Die Federung und die Stoßdämpfer des Wagens verkrafteten die unebene Fahrbahn mühelos. Allmählich ging es bergauf, und dann erkannte der Professor, daß sein Gefühl ihn nicht getrogen
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