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0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

Titel: 0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte. Obwohl er die Spukhütte seit damals nicht wieder aufgesucht, ja sie sogar vergessen hatte, fand er den Weg auf Anhieb.
    Dreißig Meter vor der Hütte stoppte er den Wagen und schaltete den Motor ab.
    »He«, murmelte Nicole. »Sollen wir den Rest zu Fuß gehen?«
    Zamorra schwang sich aus dem Wagen. »Trimm dich, klimm mal wieder! Bergsteigen ist gesund und erhält die schlanke Linie!«
    Nicole sah an sich herunter. »Na, wenn du es nötig hast… ich könnte verzichten…«
    Dennoch folgte sie ihm. Zamorra trug das Amulett jetzt offen über dem Hemd und die leichte Sportjacke geöffnet. Kühler Wind strich durch sein helles Haar. Der Enddreißiger, der jetzt rasch und elastisch die letzten Meter bergauf schritt und dabei eine Feldweg-Serpentine abkürzte, sah nicht im mindesten nach einem Professor aus, wie man sich diesen Typ Mensch normalerweise vorstellt. Er glich eher einem Sportler mit seinem durchtrainierten Körper, und das markante Gesicht mit den grauen Augen unter buschigen Brauen hätte in jeden Film gepaßt.
    Oben angekommen, war er noch nicht außer Atem. Die regelmäßigen Übungen im Fitneß-Center des Châteaus hielten ihn in Hochform, die ständigen, zuweilen recht anstrengenden Abenteuer taten das ihre, um ihn weder rasten noch rosten zu lassen. Nicole, die ihn ständig begleitete, erging es kaum anders. Sie atmete ein paarmal kräftig und langsam durch, und die hektische Röte der Anstrengung, die sich über ihr Gesicht legen wollte, verblaßte wieder.
    »So«, brummte Zamorra, »da wären wir.« Er wandte sich etwas zur Seite, und das Sonnenlicht zauberte schillernde Reflexe auf das Material des Amuletts. Kurz kam Zamorra das Widersinnige seines Tuns zu Bewußtsein; die Geschöpfe des Bösen liebten die Dunkelheit, und es war unwahrscheinlich, daß er bei Tageslicht eine Spur von ihnen entdecken konnte. Wahrscheinlicher war es, daß er bei Nacht direkt mit ihnen zusammengetroffen wäre. Aber irgendwo in ihm steckte die Ahnung, daß hier etwas anders ablief als gewohnt, daß hier andere Gesetze galten. Denn wenn jemand es fertigbrachte, in das stark abgesicherte Château vorzudringen, dann mochte er sich auch in anderer Hinsicht stark von den gewohnten dämonischen Geschöpfen unterscheiden… scheiden…
    Der Parapsychologe gab sich einen Ruck und schritt auf die Tür der Holzhütte zu. Sie war von jemandem errichtet worden, der offenbar kanadische Holzfällerhütten zum Vorbild genommen hatte, und seit über hundert Jahren hauste nun der Poltergeist »Tognien« darin und vergraulte jeden, der ihm in die Quere kam. Wem die Hütte wirklich gehörte, war nicht mehr festzustellen, weil niemand, der sie näher kennengelernt hatte, etwas mit ihr zu tun haben wollte. Zuweilen fand sich dann jemand, der sie für sich in Besitz nahm - und schon ein paar Tage später wieder für immer verließ. Was wirklich in dieser Hütte geschah, welcher Art die Alpträume waren - das hatte Zamorra damals nicht erfahren können. Die Leute schwiegen eisern - aus Angst vielleicht? Mit seinen damaligen Mitteln jedenfalls hatte Zamorra nichts erfahren können, aufgeben müssen und die Geschichte schließlich einfach vergessen; zu viel Neues war auf ihn eingestürmt.
    »Sei vorsichtig«, warnte Nicole. »Vielleicht fällt dir der Türsturz auf den Kopf.«
    »Solange mir nicht der Himmel auf den Kopf fällt«, murmelte Zamorra und schlug mit der Faust gegen die Tür, »stört’s mich nicht.« Er klopfte noch einmal, diesmal stärker. »Falls einer drinnen wohnt: Aufmachen!«
    Es wohnte niemand darin. Es hatte sich noch kein Ortskundiger wieder gefunden, der sich neu ansiedeln und auf diese Weise günstig an ein Häuschen in frischer Höhenluft kommen wollte.
    Zamorra drückte die Klinke nieder und stieß die Tür mit einem Ruck nach innen auf.
    Stille und ein muffiger Geruch kam ihm entgegen.
    Zamorras Hand umschloß das Amulett. Langsam machte er ein paar Schritte vorwärts. Seit seinem Abenteuer im Zeitschacht der Hütte an der walisischen Küste war er Bauten dieser Art und ihren Eingängen gegenüber höchst mißtrauisch. [3] Doch nichts geschah. Es lauerte keine Falle auf ihn.
    Dennoch vermochte er sich eines unguten Gefühls nicht zu erwehren.
    Aber noch ehe er sich im Halbdunkel der Hütte mit ihren blinden Scheiben näher umsehen konnte, erscholl von draußen der entsetzte Schrei Nicoles!
    ***
    Mit ein paar raschen Sprüngen war Zamorra wieder im Freien. Nicole stand seitlich neben der Hütte; anstatt ihm
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