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0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

Titel: 0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schultern. »Was ist geschehen? Was war mit dir los?«
    Immer noch war das Flackern in ihren Augen, dieses Zeichen unterschwelliger Angst.
    »Der Rabe«, flüsterte sie. »Der Rabe hat mich gerufen… ich mußte dem Ruf folgen, aber jetzt nicht mehr… jetzt nicht mehr…«
    »Der Rabe?« schrie Zamorra. »Der Schädelfelsen hat gerufen! Der Schädel rief dich, nicht der Rabe! Es gibt hier keinen Raben…«
    »Doch«, widersprach Nicole leise. »Ich sah ihn, und er rief nach mir.« Sie sah wieder zu dem seltsamen Felsen hoch.
    Das Höllenfeuer verblaßte, die Bewegungen erstarben. Der Felsen nahm seine »natürliche« Gestalt wieder an, die eines Totenschädels mit geschlossenen Kiefern. Doch immer noch war es Zamorra, als lebe irgend etwas in ihm. Etwas Böses, Bedrohliches…
    »Eigentümlich…«, murmelte er.
    Im gleichen Maß, in dem die Bewegungen des Felsens erstarben, das unheilige Leben in ihm erlosch, verblaßte auch das grüne Leuchten wieder, kehrte ins Zentrum des Amuletts zurück.
    Zamorra sah seine Gefährtin prüfend an. Er entsann sich der dröhnenden Worte, die ihm fast die Ohren zerrissen hätten. »Wer ist die Priesterin des Blutes?«
    Nicole sah ihn mit geweiteten Augen an. Sie wiederholte den Begriff, sah wieder zum Felsen hoch. Zamorra glaubte zu spüren, wie sie förmlich in sich zusammenkroch. Seine Nicole, das Prachtgirl, das sonst vor nichts Angst hatte und des Teufels Großmutter aus der Hölle zu holen bereit war, fror jetzt vor Angst!
    »Die Priesterin des Blutes…«, murmelte sie. »Das ist… das… bin ich!«
    ***
    Zamorra sah sie überrascht an. Sein Blick wanderte empor zu dem Felsen. Nichts mehr regte sich dort, und doch lauerte dort das Grauen…
    »Weg hier«, murmelte er. »Du mußt hier weg, Nicole, sofort! Irgend etwas in diesem verdammten Felsen hat dich zum. Opfer auserkoren, hol’s der Teufel… du mußt sofort aus dem Gefahrenbereich!«
    Er griff nach ihrem Arm, zog sie hinter sich her bergab, auf den Wagen zu. »Jaa…«, murmelte Nicole zögernd und mußte aufpassen, nicht zu stolpern. Sie drehte immer wieder den Kopf und sah zum Felsen empor. Obgleich das Amulett den Bann gebrochen hatte, war da immer noch etwas, das sie anzog.
    Sie erreichten den Wagen. Zamorra riß die Beifahrertür auf, stieß Nicole förmlich auf den Sitz und wieselte dann um das Fahrzeug herum. Augenblicke später surrte der Motor auf. Im Rückwärtsgang stieß Zamorra den holperigen Feldweg mit hoher Geschwindigkeit entlang, bis er eine Stelle fand, an der er wenden konnte. Dann jagte er, so schnell es der Boden zuließ, zur Straße zurück. Erst, als sie sich ein paar Kilometer von Togniens Spukhütte entfernt hatten, ließ er den Senator langsam ausrollen.
    Er sah Nicole an. »Was spürst du?« fragte er besorgt.
    Sie hob den Kopf. »Nichts«, dehnte sie. »Überhaupt nichts. Es besteht keine Gefahr. Ich weiß nicht, warum du so mit Volldampf davongerast bist, Zamorra.«
    Er streckte seinen Arm nach ihrer Schulter aus, berührte sie leicht. Sie zuckte unwillkürlich unter der Berührung zusammen, welche sie sonst so schätzte! »Weißt du nicht mehr, was geschehen ist?« fragte er.
    »Was geschehen ist?« wiederholte sie. »Nichts ist geschehen, verflixt noch mal! Du bist in die Hütte gegangen, sofort wieder herausgekommen und hast mich zum Wagen gezerrt. Warum, weiß ich doch nicht. Was ist in der Hütte geschehen?«
    Sie machte ihm nichts vor! Sie wußte es nicht anders! Irgend etwas hatte ihr Gedächtnis manipuliert, die Erinnerung verfälscht! Zamorra fühlte, wie ihm warm wurde. Er riß die beiden obersten Knöpfe seines Hemdes auf und kratzte sich im Genick.
    »Der Schädelfelsen!« sagte er dann eindringlich. »Hast du nichts an ihm bemerkt, was dir auffiel? Denk an den Schädelfelsen!«
    »Was für ein Schädelfelsen?« fragte sie. »Wo soll denn ein Schädelfelsen gewesen sein?«
    Zamorra atmete tief durch. »Der Felsen, von dem du geträumt hast… und der sich über der Hütte befindet!«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, erwiderte Nicole mit gerunzelter Stirn. »Ich habe von keinem Schädelfelsen geträumt, und da oben habe ich auch keinen gesehen! Bist du krank, Chef?«
    Da griff das Grauen mit eisigen Händen nach ihm und preßte sein Herz zusammen. Wie von Furien gehetzt gab er Gas und raste zurück zum Château Montagne…
    ***
    Etwas war mit Nicole geschehen. Nach wie vor stand sie unter dem Einfluß des Unheimlichen. Doch das Amulett sprach nicht an, vermochte die
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