Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

Titel: 0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
bescheiden, unauffällig und lautlos wie immer.
    ***
    Diesmal hatte Zamorra ein anderes Fahrzeug ausgesucht - nicht annähernd so schnell, aber dafür geländegängig. Ein Renault Rodeo, ein kleiner Geländewagen, der für das, was der Professor beabsichtigte, mit Sicherheit geeigneter war als die Luxuslimousine.
    Zamorra fuhr allein. Er wollte dem Geheimnis auf den Grund gehen. Dabei rechnete er sich gute Chancen aus, wenngleich auch das Unheimliche bei Nacht über eine noch größere Machtfülle verfügen mußte.
    Zamorra peitschte den Renault über die Straße. Hier konnte er seine Vorzüge bei weitem nicht ausspielen, aber sobald er den Feldweg erreichté, würde sich das ändern. Zamorra plante, zur Freude der Bauern, denen die angrenzenden Felder gehörten, den gewundenen Weg ein wenig abzukürzen. Immerhin - abgeerntet waren die Felder, er konnte also nicht mehr viel zerstören, wenn er sich mit dem Wagen hindurcharbeitete. Die Bauern konnten noch froh sein, daß er die gepflügten Furchen mit seinen Reifen ein wenig vertiefte…
    Allmählich dämmerte es. Die Sonne senkte sich hinter die Berge im Westen, die das Loire-Tal dort begrenzten. Zamorra erreichte den Feldweg, bog ein und nahm dann die Abkürzung. Endlich stoppte er dicht bei der Hütte ab.
    Togniens Spukhütte… damals hatte er vor dem Fall kapitulieren müssen, weil er längst nicht die Erfahrungen und die Hilfsmittel besaß, auf die er nunmehr zurückgreifen konnte. Aber damals hatte sich Tognien doch nicht in dieser gewalttätigen Weise bemerkbar gemacht und Menschen unter seinen Willen gezwungen!
    Oder war Tognien, der Poltergeist, nur eine Marionette eines anderen? Aber wer konnte es dann sein? Und warum hatte er Nicole ausgewählt?
    Die Priesterin des Blutes! Ein makabrer Titel, aber durchaus passend, wenn man bedachte, daß die Frau, die Nicole im Traum den Schädelfelsen verlassen gesehen hatte, eine Vampirin war!
    Zamorra stieg aus. Den Schlüssel ließ er stecken. In der unmittelbaren Umgebung von Togniens Spukhütte gab es keine Autodiebe, und die beste Möglichkeit, einen Schlüssel nicht zu verlieren, war eben nach wie vor, ihn im Schloß zu belassen.
    Zamorra sah nach oben, zum Felsen. Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
    Hatte denn er geträumt und nicht Nicole? Hatte sie doch Recht mit ihrer Behauptung, keinen Schädelfelsen gesehen zu haben?
    Ein völlig normaler Felsbrocken hing dort oben zwischen niedrigen Sträuchern, nackt und grau. Nichts deutete darauf hin, daß er am Mittag noch die unverwechselbaren, wie künstlich gemeißelten Formen eines menschlichen Schädels besessen hatte!
    »Bin ich denn verrückt?«
    Aber verrückt war er doch nie gewesen.
    »Und ich krieg’s raus«, keuchte er und begann bergauf zu steigen. Dem Felsen entgegen, der sich von der harmlosesten Seite zeigte. Togniens Spukhütte ließ er links liegen.
    Das war ein Fehler!
    Denn kaum hatte er sie passiert, als aus der Tür ein schwarzer, großer Rabe hüpfte, der seine Artgenossen in der Größe um ein Beträchtliches übertraf. Der Rabe folgte Zamorra langsam.
    Und der Felsen zeigte sich immer noch harmlos!
    ***
    Nicole bemerkte Zamorras Absicht erst, als er bereits auf und davon war. Eigenartig berührt sah sie dem sich entfernenden Wagen nach. Die Veränderung, die in ihr vorgegangen war, wurde ihr selbst nicht bewußt und damit auch nicht die Tatsache, daß sie für Zamorra zu einer Gefahr geworden wäre, hätte er sie mitgenommen.
    Sie verstand ihn nicht. Nie hatte er etwas ohne sie unternommen. Sie fühlte sich plötzlich zurückgesetzt.
    Raffael lief ihr über den Weg. Mit dem alten Mann verstand sie sich prächtig, wie es überhaupt niemand gab, der mit Raffael verfeindet war. »Raffael, wo ist Zamorra hin?«
    »Er will Togniens Spukhütte noch einmal unter die Lupe nehmen!« Von seinem Auftrag, auf Nicole aufzupassen, verriet Raffael nichts.
    »Ohne mich?«
    Raffael hob die Schultern. »Tut mir leid, Mademoiselle, aber…«
    »Ich muß ihm nach«, sagte sie plötzlich. »Ist der Wagen noch draußen?«
    Raffael streckte seine Hand aus. »Es ist besser, wenn Sie nicht hinfahren, Mademoiselle. Sie sind in Gefahr. Monsieur Zamorra berichtete mir von Ihrem Traum und von den unheimlichen Geschehnissen…«
    Nicole lachte auf. »Traum? Unheimliche Geschehnisse? Zamorra spinnt, Raffael, und gerade deshalb darf ich ihn nicht alleinlassen! Sie…«
    »Bleiben Sie!« warnte Raffael.
    Nicole sah an ihm vorbei. Sie standen in der großen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher