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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen
Autoren: Edgar Wallace
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umfangreich war. Dann blickte er befriedigt auf Ling Chu.
    »Zuerst erzähle mir aber genau, was alles passiert ist. Du kannst dich ruhig setzen.«
    Mit einer kleinen Verbeugung nahm sich der Chinese einen Stuhl und setzte sich in einer respektvollen Entfernung vom Tisch nieder.
    »Du mußt wissen, Herr, daß ich gegen deinen Willen und ohne deine Kenntnis den Mann mit dem großen Gesicht hierherbrachte und ihn verhörte. Solche Dinge werden in diesem Land gewöhnlich nicht getan, aber ich dachte, daß es das beste wäre, wenn die Wahrheit ans Tageslicht käme. Ich traf alle Vorbereitungen, um ihn zu foltern, als er mir gestand, daß die kleine junge Frau in Gefahr war. Deswegen ließ ich ihn hier zurück. Ich glaubte nicht, daß der Herr vor morgen früh heimkommen würde, und ging zu dem Haus, wo die junge Frau gepflegt wurde. Als ich an die Straßenecke kam, sah ich, daß sie in ein Auto stieg.
    Der Wagen begann zu fahren, bevor ich ihn erreichen konnte, und ich mußte sehr schnell laufen, damit ich ihn noch einholen konnte. Dann hielt ich mich hinten fest, und als er gleich darauf an einer Straßenkreuzung halten mußte, kletterte ich schnell nach oben und legte mich flach auf das Dach. Einige Leute sahen mich und riefen dem Fahrer zu, aber der hörte nicht darauf. Lange Zeit lag ich dort oben. Der Wagen fuhr aufs Land hinaus und kam dann wieder zur Stadt zurück. Aber bevor der Mann zurückfuhr, hielt er an, und ich sah und hörte, wie er sehr böse mit der kleinen jungen Frau sprach. Ich glaubte schon, daß er sie verletzen würde und wollte auf ihn springen, aber die junge Frau verlor die Besinnung. Er hob sie auf und legte sie wieder in den Wagen.
    Dann fuhr er zur Stadt zurück und hielt vor einem Laden, in dem sich eine Telefonzelle befand. Während er dort hineinging, glitt ich von dem Wagen herunter, hob die junge Frau heraus, band ihre Hände los, brachte sie zu einem Torweg und legte mich an ihre Stelle in den Wagen. Wir fuhren eine lange Zeit, dann hielt er vor einer hohen Mauer. Und dann, Herr, gab es einen Kampf«, sagte Ling Chu einfach.
    »Es dauerte lange, bis ich ihn überwältigen konnte, und dann mußte ich ihn tragen. Wir kamen zu einem Polizisten, der uns in einem anderen Wagen zu einem Krankenhaus brachte, wo meine Wunden verbunden wurden. Dann kamen sie zu mir und sagten, daß der Mann im Sterben läge und jemand sehen wollte, denn er hatte etwas auf dem Gewissen, wofür er Ruhe und Erleichterung wünschte.
    Und er sprach, Herr, und der Mann schrieb eine Stunde lang. Und dann ging dieser kleine blasse Mann zu seinen Vätern.«
    Er hörte plötzlich auf zu erzählen, wie er es gewöhnlich tat. Tarling nahm die Blätter und sah sie Seite für Seite durch.
    »Thornton Lyne wurde von Sam Stay getötet.«
    Whiteside starrte ihn verwundert an.
    »Aber -«, begann er.
    »Ich habe es schon eine Zeitlang vermutet, aber es fehlten noch ein oder zwei Glieder in der Beweisführung, die ich bis jetzt unmöglich herausbringen konnte. Ich werde Ihnen den wichtigsten Teil des Protokolls vorlesen, damit Sie die Sachlage klar übersehen.«

38
    ».. . Als ich vor kurzer Zeit wieder aus dem Gefängnis entlassen wurde, holte mich Thornton Lyne in einem schönen Auto ab. Er behandelte mich, als ob nichts vorgefallen sei, nahm mich mit sich in sein schönes Haus und gab mir das beste Essen und herrlichen Wein.
    Er sagte mir, daß er von einem jungen Mädchen, dem er viel geholfen hatte, schmählich verraten worden sei. Sie war bei ihm angestellt, er hatte sie in sein Geschäft genommen, als sie halb am Verhungern war. Er sagte mir, daß sie ihn verleumdet habe. Es mußte ein sehr böses Mädchen sein. Sie hieß Odette Rider. Ich hatte sie vorher niemals gesehen, aber nach allem, was er mir sagte, haßte ich sie. Und je mehr er mir von ihr erzählte, desto mehr war ich entschlossen, ihn an ihr zu rächen.
    Er sagte mir, sie sei sehr schön, und ich erinnerte mich daran, wie einer meiner Mitgefangenen mir erzählt hatte, daß er einem Mädchen, das ihn betrogen hatte, Vitriol ins Gesicht gegossen hatte.
    Ich wohnte in Lambeth im Haus eines alten früheren Sträflings, der nur Verbrecher als Untermieter hatte.
    Ich sagte meinem Wirt, daß ich am Vierzehnten etwas ausfressen wollte und gab ihm ein Pfund. Ich besuchte Mr. Lyne am Vierzehnten abends in seinem Haus und sagte ihm, was ich vorhatte. Ich zeigte ihm auch eine Flasche mit Vitriol, die ich in der Waterloo Road gekauft hatte. Er sagte mir, ich sollte es nicht
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