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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen
Autoren: Edgar Wallace
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Lyne gab noch Lebenszeichen von sich. Ich wollte das Blut stillen, zog eine Schublade auf und nahm das erste, was mir in die Hand kam, heraus. Ich brauchte einen kleinen Bausch, nahm zwei von Odettes Taschentüchern dazu und legte sie auf die Wunde. Aber während ich den Verband anlegte, mußte er gestorben sein.
    Plötzlich erkannte ich, in welch einer schrecklichen Lage ich mich befand. Ich dachte daran, wie sehr ich mich verdächtig machen würde, wenn jemand mich in diesem Zimmer überraschte, und es überfiel mich eine panikartige Furcht. Sofort nahm ich meinen Mantel und eilte aus dem Raum.«
    »Haben Sie das Licht brennen lassen?« fragte Tarling.
    Mr. Milburgh dachte einen Augenblick nach.
    »Ja«, sagte er dann, »ich habe vergessen, es auszuschalten.«
    »Haben Sie denn die Leiche in der Wohnung zurückgelassen?«
    »Darauf kann ich einen Eid leisten.«
    »Und war der Revolver, als Sie nach Hause kamen, noch in Ihrer Tasche?«
    Mr. Milburgh schüttelte den Kopf.
    »Warum haben Sie das nicht der Polizei gemeldet?«
    »Weil ich mich fürchtete. Ich war zu Tode erschrocken. Es ist ja schwer, das einzugestehen, aber ich bin von Natur aus feige.«
    »War denn sonst niemand in dem Raum, haben Sie das Zimmer untersucht?« fragte Tarling dringend.
    »Soweit ich sehen konnte, war sonst niemand da. Ich sagte Ihnen aber doch schon, das Fenster stand offen. Sie meinten zwar, es sei vergittert, aber eine schlanke Person konnte sich zwischen den Eisenstangen durchzwängen, zum Beispiel ein Mädchen -«
    »Das ist unmöglich«, erwiderte Tarling kurz. »Der Abstand der Gitterstäbe ist sehr sorgfältig gemessen worden, dort konnte niemand durch. Haben Sie denn keine Ahnung, wer die Leiche fortgeschafft haben könnte?«
    »Nein, das weiß ich nicht«, erwiderte Milburgh fest.
    Tarling wollte gerade etwas sagen, als das Telefon läutete. Er nahm den Hörer ab.
    Er hörte eine heisere laute Stimme, die nicht gewohnt war zu telefonieren.
    »Ist dort Mr. Tarling?«
    »Ja, ich bin es selbst«, entgegnete der Detektiv.
    »Sie ist doch mit Ihnen befreundet? Stimmt das nicht?« fragte der Fremde und lachte schrill. Ein kalter Schauer überlief Tarling, denn obgleich er noch niemals mit Sam Stay telefoniert hatte, sagte ihm sein Gefühl, daß er mit dem Geisteskranken sprach.
    »Sie werden sie morgen finden - das heißt, was noch von ihr übrig ist, von diesem Weibsbild, das ihn verraten hat. . .«
    Tarling hörte, wie der andere einhängte. In wahnsinniger Angst drückte er wieder auf den Hebel.
    »Mit welchem Amt war ich eben verbunden?«
    Der Telefonbeamte teilte ihm nach einiger Zeit mit, daß er mit Hampstead gesprochen hatte.

36
    Odette Rider lehnte sich in den weichen Sitz des Autos zurück. Sie schloß die Augen, denn es kam plötzlich eine Schwäche über sie. Die Aufregungen und Anstrengungen der letzten Zeit waren zuviel für sie gewesen. Aber der Gedanke, daß Tarling sie brauchte, hatte ihr die Kraft gegeben, bis zu dem Auto zu gehen. Die Fahrt ging durch endlos lange Straßen. Sie wußte nicht, in welcher Richtung, das war ihr in ihrem jetzigen Zustand auch gleichgültig. Sie hatte ja nicht einmal die genaue Lage des Krankenhauses erfahren. Einmal sah sie, als sie über eine belebte Straße fuhren, daß sich Leute nach dem Wagen umdrehten.
    Nur dunkel kam ihr die Kühnheit des Chauffeurs zum Bewußtsein, der mit allen Schwierigkeiten des Verkehrs in erstaunlicher Weise fertig wurde. Erst als sie entdeckte, daß sie eine Landstraße entlangfuhren, schöpfte sie Verdacht, daß nicht alles in Ordnung sein könnte. Aber auch dann wurden ihre Zweifel wieder beseitigt, als sie an gewissen Anzeichen erkannte, daß sie sich auf der Straße nach Hertford befand.
    Plötzlich hielt der Wagen an, fuhr rückwärts in einen Seitenweg und kehrte dann nach der Richtung um, von wo er gekommen war. Kurz darauf hielten sie an. Sam Stay schaltete den Motor aus und zog die Bremse an.
    »Komm 'raus«, sagte er mit rauher Stimme.
    »Was - was?« begann das entsetzte Mädchen. Doch bevor sie weitersprechen konnte, hatte er sie schon bei der Hand ergriffen und zog sie so heftig heraus, so daß sie auf der Straße niederfiel.
    »Wie - du kennst mich nicht?« Er packte sie wild an den Schultern, daß sie vor Schmerzen fast laut aufgeschrien hätte. Sie lag nun auf den Knien und bemühte sich vergeblich aufzustehen.
    »Ich erkenne Sie wieder«, sagte sie atemlos. »Sie sind der Mann, der versuchte, in meine Wohnung einzubrechen!«
    Er
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