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0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

Titel: 0139 - 200 Minuten um Leben und Tod
Autoren: 200 Minuten um Leben und Tod
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meine…«
    Er brach hilflos ab. Daisys Schönheit hatte es ihm offenbar angetan. Die junge Reporterin betrachtete ihn einen Augenblick lang wohlwollend, dann sagte sie: »Miss Van Boure ist hier beschäftigt, nicht wahr?«
    »Jawohl, bitte sehr.«
    »Würden Sie sie mal rufen?«
    »Aber gern, bitte sehr!«
    Er verschwand durch eine Tür, die in hintere Räumlichkeiten führte. Daisy betrachtete sich inzwischen ein paar in Glasvitrinen herumstehende Fotoapparate der höchsten Preisklassen. Nach einiger Zeit hörte sie die Tür wieder gehen und wandte sich um.
    Miss Van Boure war erschienen. Sie war etwa im gleichen Alter wie Daisy Leaven, allerdings etwas weniger hübsch. Sie trug einen weißen Kittel, der bis zum Hals hinauf geschlossen war.
    »Meine Güte, Daisy! Du bist es!«, rief sie aus. »Das ist aber eine Überraschung! Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen!«
    Diese Ewigkeit hatte etwa eine Woche gedauert, aber Miss Van Boure gehörte zu jenen Mädchen, die alles im Superlativ ausdrücken müssen. Daisy wusste das und war es gewöhnt.
    »Hallo, Lou«, sagte sie. »Wie geht es dir?«
    Lou Van Boure zuckte die Achseln.
    »Wie soll es einem degenerierten Adelsgeschlecht aus dem alten Europa in der Neuen Welt schon gehen? Man arbeitet hart und lebt einigermaßen. Und was machst du?«
    »Zeitung«, sagte Daisy nur.
    »Ach ja, du hattest ja einen Job für sechs Wochen Probezeit bei irgendeiner Zeitung angenommen. Gefällt er dir?«
    Daisy hob die Schultern.
    »Immerhin wurde meine Stellung vor einer halben Stunde ziemlich gefestigt. Ich habe den Job nämlich fest. Die Probezeit ist abgelaufen, und seit einer halben Stunde bin ich fest angestellte Reporterin des Morning Standard.«
    »Gratuliere!«
    »Danke! Sag mal, Lou, könntest du mir einen Gefallen tun?«
    »Aber natürlich, Daisy! Was ist es denn? Brauchst du Geld?«
    Daisy lachte.
    »Oh nein. Was ich zum Leben brauche, habe ich. Nein, es ist etwas, was in dein Fach schlägt. Hier ist ein Film, den ich aufgenommen habe. Vielleicht habe ich manchmal nicht ganz richtig belichtet, vielleicht war manchmal die Entfernung auch ein bisschen zu groß. Dieser Film ist aber sehr wichtig für mich, beruflich, verstehst du?«
    »Soll das etwa gewissermaßen dein Gesellenstück sein?«
    Daisy schüttelte wieder ihren Kopf.
    »Nein, das nicht. Aber auf den Bildern sind einige Leutchen, über die ich vielleicht eine Reportage schreiben möchte. Deshalb ist es wichtig, dass der Film mit aller Sorgfalt entwickelt wird.«
    »Ich mache das schon. Wozu bin ich Foto-Laborantin? Wann brauchst du die Bilder?«
    »Wenn es ginge, noch bis heute Mittag.«
    »Das ist knapp, aber ich denke, es wird sich so eben machen lassen. Soll ich dir die Bilder dann durch unseren Boten in die Wohnung schicken lassen?«
    »Ja. Aber es müsste bis spätestens zehn vor eins der Fall sein.«
    »Ich werde es mir notieren. Das geht schon in Ordnung. Unser Bote ist ein fixer Bursche und sehr zuverlässig. Aber, sag mal, was ist eigentlich auf dem Film, dass es dir so wichtig ist?«
    Daisy zuckte gleichmütig die Achseln.
    »Nichts Besonderes. Nur eine Gangsterbande.«
    ***
    Ich hatte gerade noch Zeit, Phil anzurufen.
    »Kümmere dich um diesen Kerl!«
    Ich meinte Cheston, und Phil verstand es auch so. Ich sah aus den Augenwinkeln, dass er sich dem Gangster in den Weg stellte, als dieser das Lokal verlassen wollte.
    Dann hatte ich keine Zeit mehr für Phil und andere Leute. Ich musste mich mit dem Gorilla beschäftigen. Seine Augen waren auf einmal blutunterlaufen vor Wut, seine Fäuste glichen einem Paar Schmiedehämmern, als er auf mich zuschnaufte wie eine Lokomotive.
    Er hatte auf mich von Anfang an nicht den Eindruck eines intelligenten Menschen gemacht, aber im Kampf bewies er, dass er geradezu dumm war. Er achtete nicht auf die eigene Deckung, und er schlug nicht mit Verstand, sondern nur mit Wut und Kraft.
    Den ersten Hieb ließ ich dicht neben meinem linken Ohr vorbeizischen, dann duckte ich mich und sprang seitlich unter seinem rechten Arm durch. Da er ein ganzes Stück größer war als ich, ging das ziemlich leicht.
    Verdattert drehte er sich um.
    Noch im Drehen bekam er den ersten Schlag von mir auf die unteren Rippen, und es war kein schlechter Schlag. Ein anderer wäre damit ein paar Schritte zurückgegangen.
    Der Gorilla zuckte nur kurz zusammen, dann hatte er den Schlag bereits weggesteckt. Er langte mit der Linken vor. Diesmal streifte mich seine Faust noch am Hals, und für
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