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0137 - Wir und die Diamanten-Gang

0137 - Wir und die Diamanten-Gang

Titel: 0137 - Wir und die Diamanten-Gang
Autoren: Wir und die Diamanten-Gang
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Tonband auf genommen.«
    Es wäre ja nun eigentlich menschlich gewesen, wenn ich ihr ein tröstendes Wort gesagt oder ihr gute Besserung gewünscht hätte, aber ich war sicher, dass sie keinen Wert darauf legte. So gingen wir.
    »Wird sie durchkommen?«, fragte ich den Arzt vor der Tür.
    »Vielleicht«, sagte er und zuckte die Achseln. »Ich habe das Gefühl, als ob sie gar nicht leben will.«
    Das war das letzte Mal, dass wir Joan Sinclair sahen. Am nächsten Morgen war sie tot, in der Narkose gestorben, aber sie hatte uns wenigstens ihre Aussage hinterlassen.
    Obgleich wir uns darüber klar waren, dass Joan Sinclair nur das geschah, was sie verdient hatte, war uns die Unterredung mit der Todeskandidatin doch an die Nerven gegangen. Schließlich und endlich wäre sie wahrscheinlich eine solide und hannlose Arbeiterund Bürgersfrau geworden, wenn sie nicht gerade einen Gangster geheiratet hätte.
    Unter diesen Umständen zog es uns nicht zu den Snobs ins Hotel »El Mirador«. Ein paar Frankfurter oder Hamburger im Rasthaus würden es auch tun.
    Der Wirt begrüßte uns wie alte Bekannte. Seine rothaarige Tochter stand hinter der Theke und begann sofort zu flirten. Sie hatte ein gute Figur, weiße Haut und grüne, abgrundtiefe Augen, die sie zu gebrauchen verstand. Ich lud sie zu einem Drink ein und machte ihr Komplimente, die sie gnädigst akzeptierte.
    »Wie alt sind Sie eigentlich?«, fragte ich.
    »Sie können mich ruhig Lilo nennen«, lächelte sie. »Was meinen Sie denn, wie alt ich bin? Raten Sie mal.«
    »Einundzwanzig«, taxierte ich, und da begann sie herzlich zu lachen.
    »Da haben Sie aber danebengehauen. Ich bin ganz genau achtzehn, gestern geworden.«
    »Dann begreife ich nicht, warum Sie sich mit älteren Herr einlassen«, meinte ich.
    »Ach so. Sie haben mich mit dem guten Onkel gesehen, der fast alle Tage kommt und bis über die Ohren verliebt ist. Das ist nur Geschäft, und außerdem macht es mir Spaß. Sehen Sie sich mal den Ring an, den er mir da mitgebracht hat.« Stolz wies sie auf einen Goldreif mit einem außerordentlich schönen Smaragd, der mindestens fünfhundert Dollar gekostet haben musste.
    »Allerhand«, meinte ich anerkennend.
    Mr. Gainor verfügte augenscheinlich über mehr Geld, als ich gedacht hatte, oder… Plötzlich war mir eine Idee gekommen, die doch eigentlich echt nahe liegend war, ohne dass sie mir bisher gekommen wäre.
    Wir blieben noch eine gute Stunde, und ich hoffte im Stillen, Gainor würde auftauchen und in Verlegenheit kommen, wenn er uns sah. Aber ich wurde enttäuscht.
    Mit dem Versprechen, uns einmal Wiedersehen zu lassen, verzogen wir uns.
    ***
    Am nächsten Morgen störte uns niemand. Wir schliefen lange, und erst nachdem wir um zehn Uhr gefrühstückt hatten, rief Lucia an. Bianca war ausgegangen, und sie benutzte die gute Gelegenheit. Sie erzählte, ihre Tante sei von einer geradezu beängstigenden Freundlichkeit und Fürsorge. Sie wisse gar nicht, was sie daraus machen solle. Das war aber nicht die Hauptsache. Sie setzte mir zu, wir sollten doch endlich etwas für Paul King tun. Das war genau das, worüber wir gerade gesprochen hatten. Es ging nicht an, den jungen Mann nur deshalb im Gefängnis sitzen zu lassen, damit wir denjenigen, der ihn hereingelegt hatte, umso sicherer fassen konnten. Wir holten also den Jaguar aus der Garage und fuhren nach Los Angeles.
    Dort klärten wir Staatsanwalt Weilar auf. Zuerst war er skeptisch, aber wir bestanden darauf, dass er sofort die Zeugen zur Stelle schaffte und vernahm. Danach resignierte er und unterschrieb die Verfügung, dass King entlassen und außer Verfolgung gesetzt wurde.
    Wir holten den jungen Mann vom Untersuchungsgefängnis ab und brachten ihn nach Hause. Von dort rief er Lucia an. Es gab ein endloses Gespräch, und wir taten so, als ob wir nicht hinhörten. Wir lehnten auch seinen überschwänglichen Dank ab und empfahlen ihm sich einen guten Anwalt zu nehmen, damit er gegenüber den juristischen Spitzfindigkeiten des Mr. Gainor einen Rückhalt habe. Nur eines tat uns leid, nämlich, dass wir-Tante Biancas Gesicht nicht würden sehen können, wenn sie erfuhr, was los war, und dass wir die Finger dabei im Spiel hatten.
    Das war alles gut und schön, aber die Frage, wer King in Verdacht gebracht hatte, blieb offen. Der oder die Betreffende musste erstens ein Motiv und zweitens die Gelegenheit gehabt haben, das Scheckbuch zu entwenden. Ferner musste er imstande gewesen sein, Marinos Schrift nachzuahmen,
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