Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0135 - Der Rummelplatz-Boß

0135 - Der Rummelplatz-Boß

Titel: 0135 - Der Rummelplatz-Boß
Autoren: Der Rummelplatz-Boß
Vom Netzwerk:
Bars um die Ohren zu schlagen. Ich habe noch nie einen Gangster gesehen, der einen Zug zur frischen Luft gehabt hätte oder der es gewohnt gewesen wäre, sich regelmäßig um zehn Uhr ins Bett zu legen.
    Ich suchte sechs Namen aus der Liste, bei denen Adressen angegeben waren.
    »Inspektor, packen Sie meinen Freund Phil in Ihren Wagen und fahren Sie mit ihm drei von diesen Adressen ab. Ich übernehme die drei anderen Anschriften. Auf diese Weise bleiben uns nur noch vierundzwanzig Namen, deren Träger wir in Night-Clubs interviewen müssen.«
    Wir trennten uns, und ich machte mich auf die Strümpfe.
    Die drei Namen, die ich mir herausgeschrieben hatte, lauteten:
    Tilly Crown, Francy Bowers und Mr. Chywer. Die Adressen waren jeweils angegeben. Ich beschloß, mit dem Mann anzufangen.
    Ich landete vor einem Haus in einer ziemlich unerfreulichen Gegend. Es war ein riesiger schmutziger Kasten mit einer Menge Hintergebäuden, zu denen man durch drei verschiedene Toreinfahrten gelangen konnte. Die Wände an den Toreinfahrten waren mit Schildern bepflastert, die auf die Firmen in den Höfen hinwiesen.
    Ich suchte lange, bis ich den Namen Chywer entdeckte. Der genaue Text des Schildes lautete:
    »Hendirk Chywer. Foto-Meister, Künstlerische Aufnahmen zu allen Gelegenheiten.«
    Ich stolperte durch die dunkle Einfahrt in den schmuddeligen Hof und fragte zwei Arbeiter, die sich mit einer riesigen Kiste abmühten, nach Hendirk Chywers Atelier.
    »Das Gebäude dort rechts. Gehen Sie die Außentreppe hoch, dann platzen Sie direkt in sein Atelier.«
    Der Anbau war nur zweistöckig. Eine Eisentreppe führte schräg daran hoch und endete in einem Podest vor einer Tür. Die Milchglasscheiben waren mit den schwungvollen Worten bemalt: »Hendirk Chywer! Kunstfotograf.« Ich klopfte.
    »Herein!« brüllte eine Stimme aus dem Inneren. Ich öffnete die Tür und prallte erschreckt zurück. Von der gegenüberliegenden Wand sprang mir die fast lebensgroße Gestalt eines Mädchens ins Auge, das höchst notdürftig bekleidet war. Mr. Chywer hatte eine seiner Meisterfotografien mit Heftzwecken an die Wand gehängt, damit seine Kunden gleich den richtigen Eindruck von seiner Kunst erhielten.
    »Mach Tür zu, Mann!« wurde ich angebrüllt. »Ist kalt draußen!«
    In Wahrheit wehte ein außerordentlich mildes Frühlingslüftchen, aber ich schloß die Tür und riß den Blick von dem offensichtlich nicht frierenden Mädchen los.
    Es nützte mir nichts. Denn wohin ich immer blickte, überall hingen Bilder von ebenfalls frostunempfindlichen Damen, die zur Zeit der Aufnahme auf fast jedes Bekleidungsstück verzichtet hatten.
    Das Atelier war ein großer Raum, der sein Licht durch die im Dach eingesetzten Glasfenster empfing. Fotoapparate und Lampen standen auf Stativen herum. Primitiv bemalte Kulissen lehnten mehr oder weniger zerknittert an den Wänden.
    Gleichzeitig diente der Raum aber offensichtlich auch als Wohnung, denn ich entdeckte einen Küchenherd, Schränke, eine Couch und am äußersten Ende ein Bett, das durch einen Vorhang vom anderen Raum abgetrennt werden konnte. Jetzt aber war der Vorhang zurückgezogen. Auf dem Bett lag ein großer, schwerer Mann mit einem Gewirr schwarzer, fettiger Locken auf dem Schädel. Er war in einen dicken Schlafrock gehüllt und hatte einen Wollschal zweimal um den Hals geschlungen. An den Füßen trug er dicke Filzpantoffel, mit denen er ungerührt auf der Bettdecke herumtrat. Der Bettdecke machte es nichts aus. Sie war ohnedies schmutzig genug.
    »Was Sie wollen, Mann?« rührte der Dicke. Trotz seines amerikanischen Namens sprach er ein merkwürdiges Englisch.
    »Sind Sie Hendirk Chywer?«
    »Klar! Was Sie wollen kaufen?«
    »Was haben Sie zu verkaufen, Mr. Chywer?« fragte ich amüsiert zurück.
    »Wenn Sie nicht wissen, warum dann kommen?« knurrte er.
    »Ich bin Cotton vom FBI New York«, sagte ich und präsentierte meinen Ausweis. »Ich habe einige Fragen an Sie zu stellen.«
    Mit einer erstaunlichen Beweglichkeit hüpfte er wie ein Ball vom Bett.
    »Sie sind G.-man? Ich nichts gemacht habe.«
    »Das habe ich nicht behauptet.«
    Er stürzte sich auf einen Stuhl, wischte ihn mit einem Zipfel seines Schlafrockes ab.
    »Bitte! Nehmen Platz! Bitte. Setzen sich!«
    Ich tat ihm den Gefallen. Er hüstelte röchelnd.
    »Sehr krank«, jammerte er. »Immer Husten! Erkältet!«
    »Kennen Sie Leonie Arfield, Mr. Chywer?«
    »Leonie Arfield? Ein Mädchen?« Er beschrieb mit rudernden Armen eine umfassende Geste die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher