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0135 - Der Rummelplatz-Boß

0135 - Der Rummelplatz-Boß

Titel: 0135 - Der Rummelplatz-Boß
Autoren: Der Rummelplatz-Boß
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eine dieser Gesellschaftshyänen zu sein, die nicht alt werden wollen und sich auf allen nur denkbaren Veranstaltungen und Partys tummeln, obwohl sie besser in ein Bad für Rheumatiker gingen.
    Nach einem absolut fruchtlosen Gespräch verabschiedete ich mich und suchte die Wohnung von Tilly Crown, die nur einige Häuser weiter wohnte.
    Ich läutete lange an der Tür. Erst rührte sich nichts. Dann hörte ich schlurfende Schritte, und eine Stimme, der die schlechte Laune anzuhören war, schimpfte:
    »Verdammte Klingelei! Ich komme ja schon!«
    Die Tür wurde geöffnet. Der unfrisierte Kopf einer dunklen Frau tauchte auf. Ihr Gesicht war verquollen. Sie trug nur einen Morgenrock, den sie nachlässig zusammenhielt.
    »Was wollen Sie?« fuhr sie mich an.
    »Sind Sie Miß Tilly Crown?«
    »Steht das nicht an der Tür? Können Sie nicht lesen?«
    Ich zeigte ihr den Ausweis.
    »Ich bin FBI.-Agent und habe Ihnen einige Fragen zu stellen.«
    Sie verzog den Mund.
    »Kommen Sie ’rein«, sagte sie, gab die Tür frei und schlurfte vor mir her.
    Ich dachte, sie würde sich rasch ein bißchen gründlicher anziehen, aber sie ilachte nicht daran. Sie ging ins Wohnzimmer, ließ sich auf die Couch fallen und stöhnte:
    »Also los! Fragen Sie!«
    »Kannten Sie Leonie Arfield?«
    »Verdammt, setzen Sie sich!« rief sie. »Es macht mich nervös, wenn Sie herumstehen.«
    Ich setzte mich, während die Frau sich eine Zigarette aus einem Kästchen fischte, sie anzündete und mir dann den Zigarettenbehälter über den Tisch zustieß. Ich verzichtete.
    Tilly Crown war keine alte und keine häßliche Frau, aber sie sah aus, als hätte sie sich in der vergangenen Nacht einen Riesenkater geholt. »Kannten Sie also Leonie Arfield?«
    »Natürlich«, antwortete sie. »Wir sind zusammen in den gleichen Läden aufgetreten, als es Leonie noch nötig hatte, die Beine zu bewegen, um ein paar Dollar zu verdienen.«
    »Später hatte sie es nicht mehr nötig?«
    Die Frau lachte häßlich auf.
    »Leonie? No, sie hatte es nicht nötig. Die hat es verstanden, sich auf die richtige Seite zu legen.«
    »Auf welche Seite?«
    »Dorthin, wo der Zaster lag.«
    »Sie verdiente also viel Geld?«
    »Wahrscheinlich mehr als Sie, G.-man.«
    »Womit?«
    Tilly Crown stieß heftig den Rauch aus. Eine Minute lang schien sie nachzudenken. Dann zuckte sie die Achsel. »Keine Ahnung!«
    Ich spürte, daß sie log.
    »Sie sind also früher zusammen aufgetreten?« fragte ich. »Auch im Funny-Club?«
    »Nein, ich bin besser als Leonie. Ich hatte es nicht nötig, mich auf einem Rummelplatz engagieren zu lassen. Ich kam ganz gut vorwärts, während es mit Leonie abwärts ging. Na ja, am Ende steht sie doch besser da als ich.«
    »Treten Sie noch auf, Miß Crown?«
    »Ja, im ,Honney-Moon‘.«
    »Haben Sie dort Miß Arfield auch öfter getroffen?«
    »Natürlich. Ungefähr vor einer Woche zum letzten Mal. Ich wundere mich, daß sie seitdem nicht mehr gekommen ist.«
    »Sie wird nie mehr kommen, Miß Crown. Leonie Arfield ist tot.«
    Die Frau starrte in mein Gesicht. Dann drückte sie mit einer langsamen Bewegung den Zigarettenrest im Aschenbecher aus, zog den Behälter zu sich heran und zündete sich sofort eine neue Zigarette an. Als sie den ersten Rauch ausstieß, verzog sie zynisch den Mund und sagte:
    »Na ja, dann hat sie keine Sorgen mehr.«
    »Was heißt das?«
    »Daß sie keine Sorgen mehr hat«, schrie sie mich mit plötzlicher Heftigkeit an. »Hätten Sje vielleicht noch Sorgen, G.-man, wenn Sie endlich tot wären?«
    Ich antwortete auf diesen Unsinn nicht, sondern fragte:
    »Im ›Honney-Moon‹ verkehrte Leonie Arfield hin und wieder mit einem Hefidirk Chywer. Kennen Sie ihn?«
    »Den dicken Burschen, der ewig erkältet ist? Ja, ich habe ihn ein- oder zweimal dort gesehen.«
    »Was macht er dort?«
    »Ich nehme an, er verkauft Bilder von einer bestimmten Sorte. Na, Sie wissen schon, was ich meine. In Bars findet er leicht Kunden für seine Ware.«
    »Und welche Beziehungen unterhielt er zu Leonie Arfield?«
    »Keine Ahnung!« Sie stand von der Couch auf und drehte die Zigarette 'zwischen den Fingern. »Noch Fragen, G.-man?«
    »Vielleicht können Sie…«
    »Nein«, schrie sie mit der plötzlichen Wildheit, die ich schon einmal an ihr bemerkt hatte. »Nein, ich kann gar nichts, und ich weiß nichts, und überhaupt bin ich die verdammte Fragerei jetzt leid. — Scheren Sie sich jetzt ’raus, Mann!«
    Sie machte ganz den Eindruck, als wäre nichts mehr mit ihr anzufangen,
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