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0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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aus der Wunde auf seiner Stirn pulsierte.
    Aber er konnte sehen, wenn auch zunächst noch verschwommen und unter großen Schmerzen.
    Glück im Unglück…
    Doch nach wie vor war es ihm unmöglich, auch nur einen Finger zu rühren.
    Und dann bemerkte Bill die Quelle der ungeheuren Macht d'Alays - das goldene Amulett!
    Es hing funkelnd an einer goldenen Kette um den Hals der Bestie. Schlagartig wurde Bill die Ausweglosigkeit seiner Situation klar. Ihn fröstelte bei dem Gedanken an die Möglichkeiten, die der Graf mit diesem Amulett hatte - selbst wenn es nur halb so wirkungsvoll war wie das Zamorras.
    Er dachte zurück an die Hütte Piecollos, an die Aufzeichnungen, die er dort gefunden hatte.
    Sie stammten also zweifellos aus der Zeit dieses Mannes, Jean d'Alay, aus einer Epoche des Schreckens und der Grausamkeiten.
    Was aber hatte der zweite Name, den er in den Urkunden gefunden hatte, für eine Bedeutung?
    Bill kam ein ungeheuerlicher Verdacht…
    Aber wie es momentan um ihn stand, würde er wohl niemals erfahren, ob dieser Verdacht den Tatsachen entsprach. Es sei denn…
    Die schneidende Stimme des Grafen riß ihn aus seinen Überlegungen. »Komm jetzt, Fleming! Du sollst mir dafür büßen, daß mir der Hund Zamorra schon zweimal entwischt ist…« Er wandte sich abrupt um und ging bis zu dem Quergang, von dem aus die Treppe hinab in sein unheimliches Reich führte.
    Bill versuchte mit aller Kraft, sich innerlich dem Befehl zu widersetzen. Aussichtslos! Ein heftiges Prickeln ging durch seine Gliedmaßen, und mit unnatürlich steifen Bewegungen folgte er seinem dämonischen Gegner in dessen Hexenküche. Noch immer suchte Bill verbissen nach Möglichkeiten, dem magischen Zwang zu entfliehen.
    Jetzt müßte man die Fähigkeiten eines Zamorra oder eines John Sinclair besitzen!
    Im Moment gab es jedenfalls nicht den Hauch einer Chance für ihn…
    ***
    Der Weg auf den gepflasterten Kirchhof führte Zamorra und Nicole zwischen verwitterten Heiligenstatuen hindurch, die den beiderseitigen Abschluß der Mauer bildeten und zu deren Füßen wilde, rotleuchtende Rosensträucher ihre Pracht entfalteten.
    Nicole blickte beinahe ehrfürchtig auf die gewaltige, finstere Masse der Kirche, den schlanken, abseitsliegenden Turm, den kleinen Friedhofskomplex mit den malerischen, südländischen Heiligenbildern, Grabsteinen und Kreuzen.
    Weit im Hintergrund stand eine verfallene Kapelle mit der Gruft einer ausgestorbenen Adelsfamilie.
    Ihre ganze Umgebung zuckte dann und wann im gelbweißen Licht der Blitze auf, die in die steilen Terrassen der Weinberge ringsum einschlugen. Das laute Trommeln schwerer Regentropfen auf einem kleinen Blechdach schallte über den ganzen Hof. Darunter befand sich eine altertümliche, eisenbeschlagene Tür.
    »Dort muß es sein!« rief Zamorra und zog Nicole sanft, aber bestimmt mit sich. Ihre Schuhe klatschten durch die großen Pfützen, als sie mit ein paar raschen Schritten unter das schützende Dach liefen. Der Parapsychologe sah sich achselzuckend um. »Tja, keine Klingel, nichts…«
    Nicole bemerkte, wie Zamorras Körper sich plötzlich spannte. Die dicke Eichentür war wie von Geisterhand aufgeschwungen, und das nach draußen fallende Licht warf einen imponierenden Schatten über das regennasse Pflaster.
    Beide blickten gebannt auf den schlanken Mann, der den nicht gerade kleinen Zamorra noch um einen halben Kopf überragte.
    Sein pechschwarzes Haar war straff und sorgfältig nach hinten gekämmt. Aus dem schmalen, markanten Gesicht leuchteten ihnen strahlendblaue Augen freundlich entgegen.
    Zamorra, der schon vielen außergewöhnlichen Menschen - guten wie bösen - begegnet war, hatte selten zuvor Augen von einer solchen Ausdruckskraft gesehen. Schier unendliches Wissen, Sanftmut und Güte lagen darin, aber auch eine erschreckende Härte, die so klar und scharf war wie ein geschliffener Diamant.
    Der Professor war tief beeindruckt - er konnte im Gesicht, besonders in den Augen eines jeden Menschen dessen Geschichte lesen. Demnach mußte di Strecci weit mehr erlebt haben, als zehn gewöhnliche Menschenleben bieten können…
    Zamorra spürte, daß dieser Mann ihm zumindest ebenbürtig war. Er blickte interessiert auf Nicole. Sie konnte sich offenbar der Faszination, die von di Strecci ausging, ebenfalls nicht entziehen. Nicole wirkte wie hypnotisiert, als stünde sie unter dem Einfluß einer fremden Macht.
    Zamorra, der kühle Verstandesmensch, konnte nicht wissen, wieviel Ähnlichkeit die junge
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