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0131 - Königin der Wölfe

0131 - Königin der Wölfe

Titel: 0131 - Königin der Wölfe
Autoren: Jason Dark
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der Hand. Sie deutete ebenfalls auf mich.
    Ich erstarrte.
    »Und jetzt komm vorsichtig hoch, John!« flüsterte mir Suko ins Ohr. »Aber ganz vorsichtig, denn ich möchte nicht, daß uns etwas passiert!«
    Ich gehorchte.
    Suko trat behutsam zurück, brachte zwischen mir und sich soviel Distanz, wie nötig war.
    Auch Myxin stand auf.
    »Hast du eine Waffe?« fragte ihn Bill.
    »Nein, ich brauche auch keine.« Er ging an mir vorbei und stellte sich neben Suko.
    »Dreh dich um!« forderte der Chinese mich auf. »Und dann geh auf die Lichtung!«
    Ich kam der Aufforderung nach, denn geweihtes Silber war für mich als Werwolf absolut tödlich. Ich betrat die Lichtung, auf der nur noch eine Person stand.
    Jane Collins.
    Lupina war verschwunden.
    Ich suchte sie. Wo konnte sie nur stecken? War sie geflüchtet?
    Hatte sie sich versteckt?
    Jane schaute mich an. Sie hielt noch das Kreuz mit beiden Händen fest. Mein Kreuz.
    Und dann ihr Blick.
    Verzweifelt, quälend, von Tränen umflort. Er wäre mir normalerweise unter die Haut gegangen, aber hier – hier ließ er mich völlig kalt. Sie war eine Fremde für mich.
    Meine eigenen Freunde bedrohten mich mit ihren Waffen. Ich war eingekreist, konnte nicht weg. Aber ich war auch nicht mehr John Sinclair, sondern eine Bestie, ein Werwolf.
    »John!« flüsterte Jane. »Sag, John, bist du es wirklich. Bist du diese Bestie?«
    »Ja«, knurrte ich. »Ich bin es. Und ich will zu ihr.«
    »Sie ist geflohen!«
    Da hatte ich die Bestätigung. Lupina war weg. In mir brach eine Welt zusammen, sie hatte mich im Stich gelassen. Lupina, auf die ich mich so verlassen hatte.
    »Nein.« Ich schüttelte meinen Schädel. »Nein, das ist nicht wahr. Sag, daß es nicht wahr ist!«
    »Doch, es ist wahr!« sagte Bill Conolly laut. »Und du, John, wirst mit uns kommen?«
    »Nein.«
    »Doch!«
    Ich schaute Bill an. Er war für mich ein Fremder. Ich wollte mit ihm nichts zu tun haben. Er und auch die anderen wollten mich töten. Sie waren meine Feinde. Freunde hatte ich woanders.
    »Ist das dein letztes Wort?« fragte Bill.
    »Ja, das ist es. Ihr könnt schießen!« Und dann stürmte ich los. Ich sprang Bill Conolly aus dem Stand an, wollte ihn niederschlagen und vernahm in meinem Rücken Sukos gellende Stimme.
    »Nicht schießen! Nicht schießen!«
    Ich prallte gegen Bill, wuchtete ihn zu Boden, riß ihm mit einem Schlag das Hemd auf und hatte freie Bahn.
    Der Wald lockte mich. Dort wollte ich verschwinden, im Dunkel untertauchen, wo mich niemand mehr finden konnte.
    Doch da war noch Suko.
    Ich sah schon dicht vor mir die ersten Bäume auftauchen, als der Chinese sich abstieß.
    Mit beiden Beinen zuerst sprang er mir ins Kreuz. Es war ein ungeheurer Schlag. Ich wurde nach vorn katapultiert und prallte mit dem Gesicht zuerst gegen den Stamm.
    Für Sekunden war ich außer Gefecht.
    Und plötzlich waren sie über mir.
    Ich kämpfte wie ein Berserker, doch es gelang mir nicht, gegen sie anzukommen.
    Jemand riß mir die Hände auf den Rücken. Ich spürte plötzlich etwas Kaltes an den Gelenken, hörte ein klackendes Geräusch und wußte, daß Handschellen zugeschnappt waren.
    Dann nahmen sie sich die Füße vor.
    Mit Gewalt brachen sie meinen Widerstand, bis ich gefesselt vor ihnen lag.
    Aufatmend traten sie zurück und schauten mich an, der ich am Boden lag und verbissen die Zähne zusammenpreßte.
    Ich hielt ihren Blicken stand. Ich versuchte, in meinen das alles hineinzulegen, was ich für diese Leute empfand.
    Haß, Abscheu, Verachtung.
    Sie mußten irgend etwas spüren, wenigstens Jane Collins, denn sie trat zurück und schüttelte sich, als hätte ihr jemand Eiswürfel über den Rücken geworfen.
    Auch Bill schüttelte den Kopf. Er konnte nicht begreifen, ebenso wie Suko. Sie waren meine Freunde, doch ich hatte mich von ihnen abgewandt, sie aber hielten zu mir.
    Sollte ich Dankbarkeit empfinden? Nein, wirklich nicht. Nur Haß, Widerwillen und Abscheu.
    Ich zerrte an meinen Handfesseln. Doch die bestanden aus bestem Stahl, ich bekam sie nicht los.
    »Es hat keinen Zweck«, sagte Bill schließlich, und er wischte sich dabei über die Augen. »Wir müssen ihn nach London schaffen.«
    »Und dann?« fragte Jane Collins mit zitternder Stimme.
    Ja, was kam dann?
    Niemand wußte eine Antwort.
    ***
    Sie hatte es geschafft.
    Lupina war entkommen.
    Das nur interessierte sie. Was mit den anderen geschah, war ihr egal. Auch mit diesem Sinclair. Sie hatte ihn sowieso nur ausnutzen wollen. Hauptsache, sie schaffte
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