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0130 - Der Unheimliche aus Lemuria

0130 - Der Unheimliche aus Lemuria

Titel: 0130 - Der Unheimliche aus Lemuria
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Unsichtbaren an, der im Tode plötzlich sichtbar zu werden begann. Langsam schälten sich seine Konturen aus dem Nichts, weiche Nebel umflossen ihn.
    »Unheimlich«, wiederholte der Arzt.
    »Seine Lebensenergie schwindet, er wird im gleichen Maße sichtbar. Da, der Kopf, die Arme, Beine, Leib…«
    Sie verfolgten den gespenstischen, geradezu unglaublichen Vorgang. Und dann war es soweit. Vollständig sichtbar lag der Mann vor ihnen, in eine schwarze, enganliegende Kombination gekleidet, die jede Kontur seines muskulösen Körpers nachzeichnete. Die Blicke der beiden Menschen wanderten hinauf zu seinem Kopf.
    Das Grauen sprang sie an, lähmte sie förmlich.
    Das Gesicht war menschlich. Doch damit hörte alles Menschliche auf. Denn der kahle, völlig haarlose Schädel besaß keine Decke. Er war geöffnet worden.
    Und in ihm…
    Es gab kein Gehirn in dem offenen Schädel. An seiner Stelle befand sich ein bläulich schimmernder Kristall…
    ***
    Tom Preet begriff immer noch nicht, wie er das Inferno hatte überleben können, ohne einen Kratzer abzubekommen. Langsam richtete er sich auf. Dort draußen war alles vorbei. Nichts rührte sich mehr. Der Sergeant sah sich nach seinen Kollegen und nach Manuela Ford um. Die Studentin lag am Boden und erhob sich jetzt langsam wieder.
    »Ist Ihnen etwas geschehen, Miß?« fragte Preet.
    »Ein paar Kratzer und Schrammen. Sonst nichts«, flüsterte das Mädchen. In ihrem Gesicht stand das Entsetzen, das auch der Police-Sergeant noch nicht überstanden hatte.
    Patterson stöhnte. Ein Streifschuß hatte ihm den Arm aufgerissen. Er preßte die Lippen zusammen. Preet eilte zurück in den Wachraum, hetzte zum Funkgerät, um einen Krankenwagen anzufordern. Die Wunde mußte sofort behandelt werden. Diese verdammten Unsichtbaren hatten keine normale Munition verwendet, das sah er sofort. Die Projektile waren anders gewesen, mußten zusätzlich um ihre Querachse getaumelt sein. Anders hätten sie bei einem leichten Streifschuß nicht diese Wunde hervorrufen können.
    Rick Bloomgarden war tot. Preet begriff jetzt erst, daß die Unsichtbaren in dem Moment das Feuer eingestellt hatten, als die volle MPi-Garbe den Polizisten traf und die drei anderen reglos, wie tot, liegenblieben.
    Manuela wartete draußen, versuchte, den Oberarm des Polizisten abzubinden. Alf Patterson stöhnte leise.
    »Der Krankenwagen ist unterwegs«, brummte Preet.
    Patterson nickte ihm zu. »Bei mir ist jetzt alles klar. Sieh nach, was mit Fred ist.«
    Fred Askins! zuckte es durch das Gehirn des Sergeants. Er eilte auf den Platz hinaus. Askins Patrolcar stand noch immer da, die ehemals zuckende Rundumleuchte zerschossen. Daneben der alte Chrysler, in dem sich jetzt niemand befand. Die Unsichtbaren hatten Peet O’Donnaghue entführt, mitgenommen.
    Preet brauchte nicht zweimal hinzusehen, um zu erkennen, daß der neben seinem Car liegende Fred Askins tot war. Das Gesicht des Sergeants verdüsterte sich. In zwei Monaten wäre Askins pensioniert worden, hätte nichts mehr mit allem zu tun gehabt…
    Aber da lag noch jemand.
    Rick Bloomgarden, der einfach ins Blaue gefeuert hatte, dorthin, wo die Mündungsblitze aus den Maschinenpistolen zuckten, hatte einen der Unsichtbaren voll erwischt.
    Der Unsichtbare war nicht mehr unsichtbar. In eine schwarze Kombination gekleidet, lag er in einer schwarzen Blutlache.
    Preet furchte die Stirn. Schwarzes Mut?
    Er trat näher an den Toten heran. In der Ferne vernahm er das Heulen der Sirene, mit der sich das Rettungsfahrzeug näherte.
    Manuela und Alf Patterson waren neben den Sergeanten getreten. Das Mädchen stützte den verletzten Polizisten.
    Die Hand des Toten umklammerte die Maschinenwaffe. Abermals runzelte Preet die Stirn. Eine solche Konstruktion kannte er nicht, obgleich er Waffenexperte war. In dieser Form waren MPis doch niemals hergestellt worden!
    Er machte noch einen Schritt vorwärts. Manuela stand neben ihm.
    Sie schrie hysterisch auf. Was sie beide sahen, war für das angekratzte Nervenkostüm des Mädchens zuviel.
    Preet erging es kaum anders. Sein Magen revoltierte, und er lehnte sich an den Chrysler, versuchte mit aller Macht, den Brechreiz zu unterdrücken, der in ihm aufkam.
    Der Schädel des Toten war offen, und dort, wo sich sein Gehirn hätte befinden müssen, glomm schwach ein bläulichvioletter Kristall…
    ***
    »Das ist zu hoch für mich«, murmelte Tom Preet und ging zum Telefon, als der Krankenwagen mit dem angeschossenen Alf Patterson verschwunden war.
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