Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0126 - Merlin, der Magier

0126 - Merlin, der Magier

Titel: 0126 - Merlin, der Magier
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Tür hinter ihm. Himmel, über was reden die sich denn die Köpfe heiß? dachte der Lieutenant und ging mit elastischen Schritten zum Kaffeeautomaten, um einen Becher voll des heißen Getränkes zu zapfen. Das Unheimliche, das kurz sein Bewußtsein berührt hatte, hatte er bereits wieder vergessen.
    »Au…« Er ließ den Plastikbecher wieder los und wünschte dem Erfinder dieser Kunststoffbehälter die Pest auf den Hals, weil keiner bedacht hatte, daß heißer Kaffee nur aus Tassen getrunken werden kann. Die haben wenigstens einen Henkel. Der Becher nicht, und das hatte Frater prompt zu spüren bekommen. Mit den Fingerspitzen faßte er noch einmal zu und hatte Glück, daß der Becher nicht restlos gefüllt war, weil er ihn dadurch am oberen Rand halten konnte.
    Mit dem Becher in den Fingern stiefelte er zu dem länglichen Tisch hinüber, an dem seine sieben Kollegen sich häuslich niedergelassen hatten. Fatty Brise saß auf dem Tisch, die Füße auf dem Stuhl, und hob grüßend die Hand.
    »Hallo«, brummte Frater. »Was ist denn in euch gefahren, daß ihr lauter spektakelt als die Affen von Gibraltar?«
    Brise war es, der ihn informierte.
    »Wir haben einen neuen Alten, Ben«, erklärte er und glaubte, damit alles gesagt zu haben.
    Ben Frater setzte den Kaffee auf die Tischplatte und zog sich einen Stuhl heran. »Daß das so unmöglich ist wie die Eroberung der Sowjetunion, weißt du hoffentlich, Fatty. Also noch mal im Klartext!«
    Jetzt griff ein anderer der Männer ein, der eigentlich schon viel zu dick geworden war, um noch als Pilot einen der schnellen Jäger zu fliegen. Trotzdem gehörte er immer noch zum fliegenden Personal und dachte nicht im Traum daran, eine Abmagerungskur zu beginnen. »Sollen die doch größere Tanks einbauen«, hatte Ben ihn einmal sagen hören.
    »Trotzdem stimmt es, Ben«, bekräftigte der Dicke. »Ach - du hattest ja Urlaub. Halte dich fest: Commander Staff Gordon ist tot.«
    An seinen Kaffee, der immer noch zu heiß war, dachte Lieutenant Ben Frater nicht mehr, der jetzt gern einen Whisky geschluckt hätte. »Percy hat’s auch erwischt, und Tom Crafford!«
    »Wie?«
    Kaum hörbar war Fraters Stimme gekommen. »Wie sind sie gestorben? Absturz?« Aber das war doch bei Crafford unmöglich, der zur Verwaltung gehörte? Und der Commander, der »Vacer« des kleinen Jägergeschwaders, flog doch nicht mehr, der hatte doch mit dem Schreibkram genug zu tun!
    »Wir stehen vor einem Rätsel, Ben.« ergriff Fatty Brise wieder das Wort. »Keiner weiß, wie es geschehen ist. Percy Bowden hatte Urlaub, kam nicht zurück, und Gordon und Crafford fuhren los, um nach ihm zu sehen. Sie sind auch nicht zurückgekommen. Die Polizei von Nottingham spricht von Mord. Sie sollen verbrannt worden sein, munkelt man. Es ist nichts zu erfahren, nicht, wann genau es geschah und auch nicht, ob sie dem Mörder auf der Spur sind.«
    »Schnüffler?« Knapp wie ein Pistolenschuß kam Fraters Frage.
    »Der Secret Service äußert sich nicht dazu.« Der Dicke breitete die Arme aus, als wolle er Vogel spielen und abheben. »Wie immer. Jedenfalls haben wir jetzt einen neuen Commander. Heute mittag hat er sich vorgestellt. Sieht aus wie Mr. Spock aus der Fernsehserie.«
    »Faszinierend«, murmelte Brics jetzt und hob die rechte Braue. Unwillkürlich mußte Frater lächeln, dann aber wurde er wieder ernst.
    Sie alle hatten Commander Gordon gemocht. Er war weniger Vorgesetzter als viel mehr väterlicher Freund und Kamerad gewesen, voller Verständnis und Sorge um »seine Jungs«. »So einen wie Gordon bekommen wir nie wieder«, brummte Frater nachdenklich. »Brüder, wir gehen harten Zeiten entgegen.« Mit einem Ruck griff er jetzt doch wieder nach dem Becher und nahm einen Schluck. »Brrr, was ist das denn für ein Teufelsgesöff? Das schmeckt ja wie eingeschlafene Füße…«
    Brise lachte. »Automatenkaffee, Ben! Schon vergessen? So lange hat der Urlaub doch auch nicht gedauert!«
    Frater ließ den Kaffee stehen. »Ich koch’ mir gleich auf der Bude einen…« kündigte er an. »Automatenkaffee… bin gespannt, wann sie uns Automatentee hinstellen.«
    In einem Land der Teetrinker stellte die kleine Schwadron einen eigenen Club dar, der sich dem gepflegten Kaffeetrinken gewidmet hatte. Nur war in einem Land, in dem Kaffee in den Restaurants nur ganz verschämt für Touristen angeboten wurde, es kein Wunder, daß das Zeug aus dem Automaten nach Nichts schmeckte. Kaffee hatte eben in England keine Tradition.
    Ben Frater
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher