Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0126 - Merlin, der Magier

0126 - Merlin, der Magier

Titel: 0126 - Merlin, der Magier
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
erzeugtest.«
    Der Professor schüttelte langsam den Kopf. »Wozu aber das alles?« Fragend sah er Merlin an.
    »Du wirst sehen«, deutete der Zauberer an. »Nur gefestigte, stabile Charaktere, die noch dazu positiv sind, können hier existieren. Negative Existenzen zerstören sich selbst. Deshalb brachte ich dich hierher. Es war der letzte Test, Zamorra. Nun habe ich die Gewißheit.«
    Erregung packte den Professor. Er ahnte, daß ihm ein Ereignis von universaler Bedeutung bevorstand.
    »Welche Gewißheit?« stieß er hervor. »Die Gewißheit, daß ich - uneingeschränkt gut bin? Merlin, du…«
    Der Ratgeber König Artus’ winkte herrisch ab.
    »Nein, Zamorra, aber die Gewißheit, daß du positiv bist. Das uneingeschränkt Gute gibt es im Menschen nicht; in keinem Menschen. Nur eine göttliche Existenz kann uneingeschränkt gut sein. Du aber - du bist nicht Gott… Zamorra…«
    Der Professor nickte. Er sah die leuchtenden, brennenden Augen des Zauberers. Es berührte ihn eigenartig, diesen alten keltischen Magie-Giganten von Gott sprechen zu hören. Und dann, ehe er wußte, was er sagte, kamen schon die Worte über seine Lippen: »Du glaubst an Gott?«
    Merlin musterte ihn schweigend, dann streckte er plötzlich die Hand aus und ergriff Zamorras Arm.
    »Was ist Gott?« fragte er. »Ich kann und darf es dir nicht sagen, es ist mir von einer höheren Macht verboten, zu sprechen. Ich sagte schon zuviel, es kann mich meine Existenz kosten - oder zumindest meine Wandlung zu einem…«
    Er stockte abrupt und wandte sich ab. Seine Hand glitt von Zamorras Oberarm und sank schlaff herab. Der Professor atmete tief ein.
    »Merlin…« flüsterte er. Seine Gedanken rasten. Was hatte Merlin diesmal andeuten wollen? Einen Wandlungsprozeß zu einem… göttlichen Wesen?
    Abrupt fuhr Merlin herum, der in diesem Augenblick Zamorras Gedanken gelesen haben mußte.
    »Denke niemals mehr daran!« zischte er dem Parapsychologen zu. »Nie mehr, und ganz besonders nicht in diesem Universum! Oh, du ungläubiger Thomas, du ahnst ja gar nicht, was du mit deinen Gedanken alles zu bewirken vermagst! Zamorra, du kennst deine eigenen Kräfte noch nicht, hast dich niemals selbst richtig kennengelernt! Denke nie wieder das, was du soeben dachtest, oder ich muß deine Gedanken blockieren, deine Erinnerung löschen? Denn eine höhere Macht gebietet über uns! Eine Macht, der auch ich mich beugen muß!«
    Zamorra schwieg. Er sah zu Boden. Und zum erstenmal machte sich die Ahnung in ihm breit, daß selbst der mächtige Merlin nur ein kleines Rädchen in einem kosmosumspannenden Getriebe war.
    Wie groß, wie umfassend mußte jene fremde Macht erst sein, der der unbesiegbare, mächtige Merlin so bedingungslos zu gehorchen hatte?
    Und - wer verbarg sich hinter jener Macht?
    Er unterdrückte seinen Gedankengang wieder. Seine Kehle war plötzlich wie ausgetrocknet. Die Zunge fuhr über trockene, spröde Lippen und vermochte sie nicht genügend anzufeuchten. Rauh klang seine Stimme, als er fragte:
    »Und was wird nun geschehen, Merlin?«
    Der Zauberer sah zum Himmel empor.
    Zamorra folgte seinem Einblick. Merlin sah direkt in die weiß gebliebene Sonne. Er streckte beide Arme weit aus und spreizte die Finger.
    »Es werde Nacht!« hallte seine Stimme.
    Und es wurde Nacht.
    ***
    Von einem Augenblick zum anderen war der Tag zur Nacht geworden. Schwarz war der Himmel, an dem eine Reihe silbrig funkelnder Sterne schimmerte. Immer noch standen die beiden Menschen - wenn Merlin ein Mensch war - auf dem Flachdach des Turmes über der imaginären Stadt. Die weiße Sonne war kleiner geworden, aber immer noch beherrschend, nur wirkte sie jetzt eher wie ein Mond.
    Silberner Vollmond am Nachthimmel - wenn jetzt ein Vampir oder ein Werwolf kam… Zamorra verdrängte den Gedanken wieder, sah nicht, wie jene dunkle Gestalt hinter ihm langsam wieder zerflatterte und sich auflöste.
    »Sieh dir den Himmel an«, sagte Merlin. Seine Stimme klang wie aus Ewigkeiten von Zeit und Raum kommend. Geheimnisvoll, beherrschend. »Sieh die Sterne, die Galaxien, schau in die Raumtiefen dieses Universums. Und ich - ich werde einen Stern von Himmel holen!«
    Zamorra erschauerte unwillkürlich. Es war nicht der Inhalt der Worte allein, es war der Klang, der ihm höchste Ehrfurcht gebot, repräsentierte er doch eine Macht, wie Zamorra keine zweite kannte.
    Ich werde einen Stern vom Himmel holen!
    Merlins Worte hallten in ihm nach. Der Zauberer ließ einen Arm sinken, richtete den anderen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher