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0125 - Der Teufel aus dem Orient

0125 - Der Teufel aus dem Orient

Titel: 0125 - Der Teufel aus dem Orient
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schutz, den er besaß. Er mußte versuchen, es zurückzuerhalten. Der Professor entsann sich, daß ähnliche Versuche schon zuweilen geklappt hatten, daß das Amulett zu ihm gekommen war, wenn er es rief. Vielleicht würde es auch dieses Mal funktionieren…?
    Er konzentrierte sich. Geistige Impulse wurden ausgestrahlt, tasteten nach dem Amulett, lockten, riefen. Komm zu mir! Komm!
    Zamorra glaubte zu spüren, wie das Amulett auf den Lockruf ansprach, glaubte fast schon, es durch den Raum auf ihn zuschweben zu sehen - da kam der geistige Schlag! Eine furchtbare Ballung magischer Energie, die sich in und um ihn verlieh, sich wie feurige Lava über ihn ergoß. Der Schmerz ließ ihn sich in den Ketten aufbäumen, klang nur langsam wieder ab. Der Kontakt zum Amulett war erloschen.
    Leonardo kicherte.
    »Macht das nicht noch einmal, Irrer, oder der Schmerz wird noch entsetzlicher sein!«
    Zamorra begriff. Beide Amulette hatten synchron auf seinen Ruf reagiert, und das war Leonardo natürlich nicht entgangen. Der Magier hatte sofort zurückgeschlagen.
    Zamorra atmete tief durch. Was sollte er tun? Er sah keine Möglichkeit mehr, sich der Opferung zu entziehen. Wenn nicht Leonardo im letzten Augenblick vernünftig wurde oder Hilfe von außen kam, war alles vorbei. Dann fanden Nicole und er hier ihr Ende. Denn daran, daß es den Dämonen und dem Magier nicht gelingen würde, sie zu töten, daran glaubte er plötzlich nicht mehr. Es war zu unwahrscheinlich…
    Er konnte die Ketten nicht sprengen, die ihn hielten. Sie waren zu massiv, zu stabil. Und Hilfe von außen… nun, seine Freunde Wilhelm von Helleb und dessen Edelmann Ragnar teilten zwar sein Mißtrauen gegen Leonardo und trauten dem Magier nicht über den Weg, aber… Es müßte schon ein unglaublicher Zufall sein, daß sie gerade in diesem Augenblick auf den Gedanken kamen, nach ihm zu suchen.
    Es war aus, das wußte er.
    Leonardo de Montagne kam aus dem Dunkel zurück. In der Rechten hielt er einen gekrümmten Dolch, dessen Klinge mit arabisch aussehenden Schriftzeichen versehen war. Zamorra konnte die Inschrift nicht entziffern, doch er ahnte, daß sie böser Herkunft war.
    »Es ist soweit«, murmelte Leonardo. In der Linken hielt er das Amulett.
    »Chraz und Ashran«, schnurrte Leonardo. »Ich rufe Euch! Kommt, und nehmt mein Opfer - rächt Euren ermordeten Bruder!«
    Es folgten Worte einer Sprache, die Zamorra nur teilweise verstand. Die Kerzen flackerten heftiger. Der Professor schloß die Augen.
    ***
    Niemand war in der Lage zu erkennen, woher er gekommen war. Er war alt, unsagbar alt, und doch funkelte das Feuer der Jugend in seinen Augen. Er materialisierte einfach, wurde blitzschnell von einem nebulösen, weißlichen Schemen zu einer menschlichen Gestalt.
    Unter der hohen Stirn funkelten die hellen, jungen Augen. Das Gesicht wirkte ernst und würdevoll. Ein langer, weißer Bart fiel auf seine Brust nieder. Der Mann trug eine Art Toga, strahlendweiß und von einem goldenen Gürtel tailliert.
    Langsam setzte er sich in Bewegung, glitt lautlos aus dem Schatten hervor. Kein Geräusch zeugte von seiner Anwesenheit, nicht einmal das Rascheln des Gewandes. Einige der schwarzen Kerzen begannen zu erlöschen. Und doch wurde es nicht dunkler im Raum, eher umgekehrt. Die Lichtstärke stieg. Von dem Alten ging ein heller Schimmer aus, der immer intensiver wurde.
    Zamorras Augen weiteten sich. Er hatte den Mann erkannt, war ihm schon mehrfach begegnet. In der Vergangenheit ebenso wie in seiner Eigenzeit. Zuletzt zu jenem Zeitpunkt, als er gegen den Dämon Ogo Krul kämpfte, eine andere Dimension aufsuchen mußte. Damals hatte Merlin ihm geholfen. Und jetzt… Half Merlin wieder…?
    Zamorra hatte sich schon mehrfach Gedanken darüber gemacht, welches Interesse den Zauberer und Berater des Artushofes bewog, sich ausgerechnet und immer wieder Zamorra zu widmen. Er war zu keinem endgültigen Schluß gekommen. Fest stand jedoch, daß es eine Beziehung zwischen Merlin und dem Amulett gab, eine Verbindung, die Zamorra noch nicht auszuloten vermochte. Es schien, als habe der geheimnisvolle Zauberer, um den sich so viele Sagen und Legenden rankten, bei der Erschaffung der Silberscheibe seine Hände im Spiel…
    Leonardo deutete Zamorras Mimik falsch. »Jetzt kommt die Angst, Zamorra«, zischelte er. »Du willst nicht sterben, aber du mußt!«
    Im gleichen Moment schrak er zusammen, als sich eine nervige, starke Hand um seine Schulter schloß. Irritiert wandte Leonardo den
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