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0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...

Titel: 0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Kofferraum wieder.
    Die Friedhofsmauer war nicht hoch. Die drei Männer hatten keine Schwierigkeiten, sie zu überwinden.
    Gheorghe Antonescu blickte auf seine Armbanduhr. Dreiundzwanzig Uhr durch. Noch eine knappe Stunde bis Mitternacht. Er hoffte, daß es ihnen in dieser Zeitspanne gelingen würde, das Grab des toten Gangsters zu lokalisieren. Wenn er die Leichenbeschwörung nicht zwischen zwölf und eins vornehmen konnte, würden seine Bemühungen erfolglos bleiben.
    Was das Finden des Grabs betraf, war Kevin Plant sehr zuversichtlich.
    »Ich kenne diesen Cemetery gut«, sagte er. »Die frischen Gräber werden alle in derselben Kante ausgehoben.«
    »Na, dann los!«
    Die drei Männer marschierten los.
    Das Friedhofsgelände war weit ausgedehnt. Grab reihte sich an Grab. Dazwischen standen Zierbüsche und kleine Brunnen für die Besucher. Kies knirschte unter den Füßen der drei Männer, und der Wind raschelte in den Blättern.
    Gheorghe Antonescu leistete sich das Vergnügen, ein bißchen in Buzz Fettermans Bewußtsein herumzuschnüffeln. Der hagere Gangster fühlte sich äußerst unwohl in seiner Haut. In seiner Phantasie arbeitete es. Die Kreuze und Grabsteine, die im fahlen Licht des Mondes matt aufleuchteten, erschienen ihm wie Gerippe, die drohend ihre Knochenhände nach ihm ausstreckten. Und die überall brennenden Totenlämpchen kamen ihm vor wie riesige Augen, die ihn übelwollend anstarrten.
    Der Magier fragte sich, wie er reagieren würde, wenn Luke Giordano aus seinem Grab aufstand.
    Schließlich erreichten Antonescu und seine beiden Begleiter die Friedhofsregion, die sie suchten. Kränze und frische Blumengebinde auf den Gräbern zeigten an, daß die hier ruhenden Toten erst vor ganz kurzer Zeit beerdigt worden waren.
    Sie schritten die Reihe der neuen Gräber ab und überprüften die Kreuze und Grabsteine. Dann hatten sie es.
    LUKE GIORDANO
    Es war kein aufwendiges Grab. Ein einfaches Holzkreuz und ein einziger Blumenstrauß - weiße Lilien - schmückten den schmalen Grabhügel.
    »Bißchen mager für ’nen Mann, der ’ne Million zu vererben hat«, grinste Kevin Plant. »Und ich habe gedacht, die halbe Wall Street wäre gekommen, um sich von ihrem ehrenwerten Mitglied zu verabschieden.«
    »Der Strauß wird von seiner Tochter sein«, vermutete Fetterman. »Ich glaube nicht, daß das Girl publik gemacht hat, wir ihr Alter gestorben ist.«
    Gheorghe Antonescu hörte nur mit halbem Ohr zu. Er hatte plötzlich ein dummes Gefühl. Luke hieß er also mit Vornamen, dieser Gangster. Der Name des letzten Mannes, dessen Tod er aufgehalten hatte, war ähnlich gewesen, Lucas Foumais. Und Lucas Fournais hatte ihm kein Glück gebracht.
    Ein böses Omen?
    Unsinn! sagte er zu sich selbst. Namen waren Schall und Rauch, hatten überhaupt keine Bedeutung.
    Aber sosehr er sich das auch einredete, das dumme Gefühl wollte trotzdem nicht weichen.
    Kevin Plant riß ihn aus seinen Gedanken.
    »Was ist, Anthony? Hast du schon Verbindung mit unserem alten Freund aufgenommen?«
    Er meinte das nur halb im Scherz. Aber er vergaß, daß die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt hatten.
    »Machen Sie das Grab auf«, wies Antonescu die beiden Gangster an. Wozu waren die beiden schließlich da?
    »Aufbuddeln, klar…« Plant stutzte. »Shit, wir hätten Schaufeln mitbringen sollen!«
    »Was, glauben Sie, ist da drin?« Gheorghe Antonescu deutete auf das Plastikbündel, das plant noch immer in der Hand hielt.
    Der bullige Gangster machte ein verblüfftes Gesicht. »Schaufeln? Mann, und ich dachte, da ist Wunder was drin! Na, prima, brauchen wir uns wenigstens die Flossen nicht dreckig zu machen.«
    Er wickelte die Plastikumhüllung auf. Zwei solide Spaten kamen zum Vorschein.
    »Schnapp!« Plant warf Fetterman einen Spaten zu.
    Dann begannen die beiden Gangster mit der Arbeit.
    Allzuviel Mühe hatten sie nicht. Das Erdreich war noch locker und setzte den Spaten kaum Widerstand entgegen.
    Während Plant und Fetterman gruben, beobachtete Gheorghe Antonescu sorgsam die Umgebung. Kein Mensch war zu sehen. Irgendwo in der Nähe ließ dann und wann ein Nachtvogel klagende Rufe hören. Und aus der Feme brandeten die Geräusche von fahrenden Autos herüber.
    Die beiden Gangster hatten den Grabhügel schnell abgetragen. Sie hatten bereits eine Grube geschaffen, in der sie jetzt standen und weiter in den Boden vordrangen.
    Antonescu drang kurz in ihr Bewußtsein ein. Plant dachte nichts Bestimmtes. Und Fetterman hatte sein Unbehagen
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