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0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst

0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst

Titel: 0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst
Autoren: Marihuana ist kein blauer Dunst
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Yul-Brynner-Karrikatur nur? Oder hatte er wirklich keine Ahnung?
    »Reno hielt sie für Alberts Männer?«, sagte ich vorsichtig.
    Der Dicke kicherte.
    »Natürlich spanne ich sie auch für Alberts Geschäft ein, aber ich sage ihnen, was sie zu tun haben, und ich bezahle sie aus meiner Tasche. Albert weiß nicht einmal etwas von ihrer Existenz. Reno sah überall Gespenster. Er glaubte, Albert hätte überall seine Spitzel sitzen.«
    »Hat er das nicht?«, fragte ich langsam.
    Tockbeen sah mich unsicher an.
    »Kennst du Albert besser als wir?«
    »Ich weiß nicht, wie gut du ihn kennst.«
    »Überhaupt nicht«, polterte er los. »Ich finde es nicht richtig von ihm, dass er nicht mehr Vertrauen zu den Leuten hat, mit denen er arbeitet. Ein Brief mit drei Zeilen und ohne Unterschrift außer einem ,A’, das ist alles, was man von ihm zu sehen bekommt. Nicht einmal seine Stimme kenne ich. Das ist doch gefährlich! Wenn ich ihm mal etwas Dringendes mitzuteilen hätte, so wüsste ich nicht, wie ich ihn erreichen könnte.«
    »Sag es mir!«, schlug ich vor.
    »Kennst du ihn denn?«
    Ich beantwortete die Frage nicht, sondern sagte: »Wie hat er dich für sein Geschäft engagiert, wenn er nie mit dir gesprochen hat?«
    »Felten Brown hat mit mir verhandelt. Kennst du ihn? Ein langer, dürrer Kerl.«
    Ich kannte Felten Brown. Das war ein verkrachter Rechtsanwalt gewesen, der seine Rechtskenntnisse an Gangster verkaufte. Das FBI war seit Langem scharf auf ihn, aber Brown hatte sich immer gehütet, etwas zu tun, das nach dem Gesetz strafbar gewesen wäre. Vor fast einem Jahr war er bei einem Autounfall ums Leben gekommen, einem Unfall, dessen Ursache nie ganz aufgeklärt worden war. Dieser Mann also hatte in Alberts Diensten gestanden.
    »Er ist tot«, sagte ich. »Autounfall!«
    »Ich weiß«, antwortete Tockbeen. »Es stand in der Zeitung. Sonst hätte ich natürlich angenommen, dass er Albert sei!«
    »Wer bekommt noch Briefe von Albert ?«
    »Keine Ahnung! Wahrscheinlich alle. Leute, die irgendetwas für ihn zu erledigen haben, aber mit ihnen komme ich ja kaum in Berührung. Albert schreibt, da oder dort ist Ware abzuholen, so oder so ist sie zu verteilen. Ich hole sie ab, verteile sie und der Fall ist erledigt.«
    »Vielleicht ändert sich das bald«, sagte ich daher vage. »Pass mal auf, Fat! Die fünfzehn Kilo brauchst du mir nicht zu schicken. Ich hole mir das Zeug selbst ab. Wohin soll ich kommen?«
    »Okay, komm in mein Büro, aber nicht vor neun Uhr abends. Chesterton Street 430. Ich wohne auch in dem Haus.«
    ***
    Tockbeen & Co., Agentur stand auf dem Firmenschild. Das Büro des Kahlkopfes lag im Erdgeschoss. Die Räume waren schmuddlig, unordentlich und unaufgeräumt. Dahinter befand sich ein Lager, in dem es unappetitlich roch.
    »Womit handelst du eigentlich offiziell?«, fragte ich Tockbeen, der in Hemdsärmeln herumlief.
    »Mit Schiffsladungen, die nicht'mehr einwandfrei sind, verstehst du? Kram, der durch Seewasser verdorben ist. Mal ist es eine verrostete Maschine, mal sind’s ein paar Säcke Kaffee; wie es gerade kommt.«
    So roch es auch.
    Tockbeen wühlte das Marihuana aus einem Stapel undefinierbaren Krams hervor. Es war in einem ordentlichen Ledersäckchen verpackt. Ich hatte eine große Aktentasche mitgebracht, in die ich das Paket verstaute.
    »Willst du meine Wohnung sehen?«', fragte der Dicke.
    Ich lehnte ab. »Keine Zeit! Muss mich um meinen Laden kümmern. Wir öffnen in einer Stunde.«
    Die Chesterton Street ist eine Fabrikstraße, mit wenigen Wohnhäusern gesprenkelt. Links neben dem Hauseingang befand sich eine Toreinfahrt.
    Als ich aus der Tür trat, wurde ich von einem Mann so heftig angerannt, dass die Tasche mir entglitt. Ich dachte an die Belbooks und trat einen Schritt zurück, aber der Mann sagte: »Entschuldigen Sie, Mister! Entschuldigen Sie tausend Mal. Ich habe wieder mit offenen Augen geträumt!«
    Er bückte sich nach der Tasche, hob sie auf und gab sie mir. Mir fiel auf, dass er es auf eine seltsame Weise tat und zwar mit der linken Hand. Ich nahm die Tasche.
    »Noch einmal, Entschuldigung!«, sagte er und griff nach seinem Hut und wieder tat er es mit der Linken.
    Ich griff blitzschnell nach seinem rechten Handgelenk und drehte es. Im Licht der Straßenlaterne blitzte Stahl. Der Mann hielt eine rasiermesserscharfe und spitze Hohlnadel in den Fingern, und ich begriff, was er damit getan hatte. Er hatte die Nadel, während er die Tasche aufhob, durch das Leder gejagt und
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