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0116 - König der Vampire

0116 - König der Vampire

Titel: 0116 - König der Vampire
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in ihren Gehirnen entstanden. Eine magische Spannung knisterte plötzlich zwischen ihnen.
    »Es war notwendig«, sagte Merlin ruhig und bestimmt. »Nie wieder wird es dir bewußt gelingen, in den Zeitablauf einzudringen und gewisse Dinge ungeschehen zu machen, Zamorra. Nur in diesem Fall war es dir bestimmt, so zu handeln. Denn noch ist euer aller Zeit nicht gekommen, haben die Nomen eure Schicksalsfäden nicht durchtrennt. Auch wenn dies mancher im Dämonenreich nicht wahrhaben will. Daher gab man dir diese einmalige Chance, Zamorra. Aber sie wird nie wiederkehren. Denn du hast recht. Eine bewußte Änderung des Zeitablaufes mit dem Ziel, Geschehenes ungeschehen zu machen, wäre gefährlich, könnte das Weltengefüge, die Dimensionen, zerreißen. Es wäre eine Versuchung Gottes. Und deshalb wird dies die Ausnahme bleiben. Dies sage ich dir, den man den Meister des Übersinnlichen nennt, um dich zu beruhigen, dir die Angst vor dem Unfaßbaren zu nehmen. Doch die Erinnerung wird dir bleiben, wenn du willst. Du kannst sie löschen oder nicht, dies liegt in deinem Ermessen. Und hüte dich, jemals zu versuchen, diese Ereignisse zu wiederholen.«
    Merlin verblaßte, schwand einfach, wie er gekommen war. Die knisternde Spannung zerflatterte.
    Zamorra raffte sich auf. In diesen Augenblicken, in denen Merlin zu ihm sprach, war seine verbrauchte Kraft regeniert worden. Merlin hatte ihm irgendwie neue Energie verschafft, ihm und Nicole. Der Professor fühlte sich fast wieder frisch.
    Neben ihm erwachte Raffael aus seinem totengleichen Schlaf. Bestürzt sah er sich um, begriff in den ersten Augenblicken nicht, was geschehen war. Dann aber erhob er sich, so rasch seine alten Glieder es zuließen. Es ging nicht an, daß ein Diener einfach so am Boden lag!
    »Monsieur, ich bitte vielmals um Verzeihung, es ist mir unverständlich…« stieß er stammelnd hervor. Zamorra lächelte und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es ist gut, Raffael. Sie sind einfach umgefallen, die Anstrengungen der letzten Tage waren wohl zuviel für Sie. Gönnen Sie sich ein paar Tage zusätzlichen Urlaub, erholen Sie sich. Und arbeiten Sie sich nicht kaputt, wir brauchen Sie doch noch. Was wären wir, was wäre das Château denn ohne Sie, Raffael?«
    Die Augen des alten Dieners leuchteten auf. »Merci, Monsieüfr Zamorra«, murmelte er und stakste langsam davon. Zamorra sah ihm sinnend nach. Er begriff, daß Raffael keine Erinnerung mehr an die Ereignisse hatte, daß sie irgendwie gelöscht worden waren. Und vielleicht war das ganz gut so…
    Ein Blick in Bills Gesicht verriet ihm, daß auch der Historiker nichts wußte, keine Erinnerung mehr besaß. Doch bevor er sich ihm zuwandte, um ihn wie einen alten guten Freund zu begrüßen, schloß er Nicole in seine Arme. Das Mädchen schmiegte sich eng an ihn.
    »Was weißt du…?« flüsterte Zamorra.
    »Dieser Traum…« murmelte Nicole und rieb ihre Wange an der seinen. »Deute ihn mir. Es ist alles so verschwommen, so unwirklich…«
    Da wußte Zamorra, daß er die Erinnerung an das Geschehen, an jene fremde Welt für immer in seinem Gedächtnis bewahren würde. Er dachte an Camoran, seinen Doppelgänger. An den Tapferen Vrid und den Mächtigen Carmor, die seine Freunde geworden waren. Carmor, der Zamorras Welt nun nie mehr sehen würde, der für ihn einen eigentlich sinnlosen Opfertod gestorben war. Für ihn, für Bill und für Nicole.
    »Carmor«, murmelte Zamorra. »Mögen die glücklichen Tage deines Lebens so zahlreich gewesen sein wie die Sterne am Nachthimmel…«
    Er ließ Nicole los. Seine Augen wurden feucht. Der Meister des Übersinnlichen trauerte um Freunde, die gestorben waren in einer fremden Welt. Oder war das alles nur ein Traum gewesen, so wie ihn Nicole empfand, in der noch ein Rest Erinnerung sein mochte?
    Er wußte es nicht mehr.
    »Kann mir denn keiner sagen, was hier gespielt wird? Was ist denn das für eine Begrüßung?« polterte jetzt Bill los.
    Doch er vermochte die Stimmung nicht zu zerstören, den unerklärlichen Bann nicht zu brechen.
    »Verzeih, mein Freund«, flüsterte Zamorra. »Ich brauche ein paar Stunden Ruhe. Es ist etwas Ungeheuerliches geschehen. Mache dir solange ein paar schöne Stunden hier. Ich weiß, es ist unhöflich, aber…«
    Bill nickte schweigend. Er verstand nichts, doch er war bereit, Zamorras Verhalten zu tolerieren. Denn was immer Zamorra auch tat, er hatte stets einen guten Grund dazu…
    Zamorra ergriff Nicoles Hand, und gemeinsam schritten sie die
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