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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon
Autoren: Martin Eisele
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zitterte am ganzen Körper. Sie starrte auf den widerlichen, zu einem wimmelnden, zuckenden, schleimabsondernden Knäuel verwobenen Wurmkörper des Dämons.
    Zaandaar, nannte er sich.
    Zaandaar, der Traum-Dämon.
    Sie war in seine magische Falle geraten und hatte ihn so aus seinem jahrzehntelangen Schlaf erweckt und gestärkt. Mehr hatte sie von ihm nicht erfahren. Nur noch, daß er ihr Meister war. Daß sie ihm hilflos ausgeliefert war.
    Dann war die undurchdringliche Barriere wieder da.
    Zaandaar lachte glucksend. Speichelblasen zerplatzten vor der Maulöffnung. Das düstere Rot, das von seinem Körper ausstrahlte, leuchtete intensiver. Zuckende Schatten tanzten über die schroffen Höhlenwände.
    »Willst du mir nicht von deinen Träumen erzählen?« fragte er hinterhältig.
    »Ich – ich kann mich nicht daran erinnern, Meister!«
    »Versuche es!«
    Sie begann zu zittern. Die Drohung in der Stimme des schrecklichen Wesens war fürchterlich.
    »Ich… ich träumte von Blut und von Tod«, sagte sie stockend.
    »Ich sah einen Mann, der von einem Löwen angefallen wurde. Es war jener Mann, der mich – der mich vergewaltigen wollte!« Die letzten Worte hatte sie hinausgeschrien.
    Zaandaar lachte. »So, so, er wurde von einem Löwen getötet. Ein interessanter Traum – er gefällt mir.«
    »Danke, Meister.«
    »Bedanke dich nicht. Du wirst Gelegenheit bekommen, mir deine Dankbarkeit zu beweisen.«
    »Ich verstehe nicht, Meister!«
    »Du gehörst mir, du bist mein Eigentum. Ich will, daß du dies weißt, und dich entsprechend benimmst. Ich werde deinen ersten Traum erfüllen, wahr werden lassen – und du gibst mir deine Lebensenergie dafür. Ein gerechter Tausch!« Wieder lachte er.
    Höhnisch. Hinterhältig. Gemein.
    Laureen lauschte seinen Worten nach, und verstand sie doch nicht.
    Da war nur ein unterschwelliges Gefühl – ein Gefühl, das ihr riet, vorsichtig zu sein.
    Aber es verschwand im nächsten Augenblick.
    Zaandaar sprach weiter: »Die Macht der Träume… Niemand kennt sie – niemand, außer mir, dem Traum-Dämon. Und niemand vermag ihnen zu widerstehen, wenn sie Wirklichkeit werden. Der Anfang ist gemacht. Ich bin wieder in der Lage, meine Fähigkeiten einzusetzen, meine Kräfte zu gebrauchen. Der Odem der Zeit konnte ihnen nichts anhaben. Gespeist von der Energie der Sterblichen, werden sie wachsen, wachsen und wachsen! Und die Zeit wird kommen, da die Rasse der Sterblichen erzittert! Wir werden unseren Spaß haben, Laureen Fuller. Großen Spaß. Wir werden träumen und deinen Verehrer sterben lassen. Und diesem Traum werden weitere folgen… Träume, die nicht mehr so harmlos sind!«
    ***
    Narr! Elender, verdammter Narr! wisperte die teuflische, haßerfüllte Stimme in seinem Kopf.
    Es war die Stimme seines Vaters. So hatte er ihn früher immer angeschrien, wenn er schlechte Noten nach Hause gebracht hatte.
    Sein Vater und seine Mutter waren schon lange tot. Aber ihre Stimmen hörte er immer noch.
    Und zu Recht , höhnte die Stimme. Du bist unfähig! Unfähig und dumm!
    Charles M. Wyndbogh duckte sich wie ein geprügelter Hund.
    Sein Unterkiefer klappte herunter. Speichel rann über Lippen und Kinnpartie. »Ich kann nichts dafür!« stammelte er plötzlich.
    Du hast es einfach zu dumm angestellt! Dabei hatte sie keine Chance!
    Glühender Schmerz wühlte in seinem Schädel. Das war jedesmal so, wenn sich sein Dad aufregte.
    Charles M. Wyndbogh erschauderte. »Nicht, Dad, bitte nicht!« flehte er jämmerlich. »Ich werde es wiedergutmachen. Morgen. Morgen werde ich sie aufsuchen. Ich weiß, wo sie wohnt. Ihre Handtasche – sie hat ihre Handtasche in meinem Wagen zurückgelassen. Laureen Fuller heißt sie. Ich finde sie, und dann, dann werde ich es tun! Morgen, ganz bestimmt!«
    Er preßte beide Handflächen gegen seinen Schädel. Der Schmerz verschwand.
    Also gut. Eine letzte Chance will ich dir geben. Unverhohlene Drohung lag jetzt in der Flüsterstimme.
    »Du wirst es nicht bereuen, Dad! Danke!«
    Die Stimme schwieg. Charles M. Wyndbogh entspannte sich und richtete sich wieder auf. Sekundenlang hatte er von seiner Umgebung nichts mehr wahrgenommen. Förmlich ausgewischt war sie gewesen. Wenn sich das Ich seines Vaters bemerkbar machte, war das immer so. Er hatte sich daran gewöhnt.
    Charles M. Wyndbogh wischte sich die braunen Haarsträhnen aus der Stirn. Mit einem letzten Blick auf seinen Austin verließ er die Garage. Das Kipptor fiel mit einem fauchenden Laut zu.
    Wyndbogh schritt zum Haus
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