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0115 - Der Imperator und das Ungeheuer

Titel: 0115 - Der Imperator und das Ungeheuer
Autoren: Unbekannt
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schluckte. Seine braunen Augen glänzten fiebrig. Es war nicht der Mann selbst, der ihn so aus der Fassung brachte, sondern es war die Legende, die Geschichte und die Taten um diesen Mann.
    Mit dem Mut der Verzweiflung stieß Alkher hervor: „Ich muß Ihr Angebot ablehnen, Sir. Ich bedauere das sehr."
    „Was?" kreischte Rhodan los. „Sind Sie verrückt, Leutnant? Ich biete Ihnen die größte Chance Ihres Lebens, und Sie wagen es, das Angebot auszuschlagen?"
    Brazo Alkher sah den Tobenden mit aufgerissenen Augen an. Sein Gesicht hatte sich mit fahler Blässe überzogen. Die Innenflächen seiner Hände waren feucht vor Erregung, und er zitterte leicht. Nolinow stand mit zusammengebissenen Zähnen hinter ihm und schwieg.
    „Haben Sie vielleicht ein Komplott mit diesem unfähigen Krefenbac geschmiedet?" schrie Rhodan außer sich. „Ich werde verstehen, meine Befehle durchzusetzen."
    „Jeder Ihrer Befehle wird befolgt, Sir", flüsterte Alkher. „Die Dienstvorschriften erlauben mir jedoch, eine Beförderung zu überdenken oder abzulehnen, wenn ich mich nicht in der Lage fühle, meinen neuen Aufgaben nachzukommen."
    „Raus!" rief Rhodan. Brazo Alkher und Stana Nolinow salutierten und verließen die Kabine.
    „Ich dachte schon, du wolltest die Beförderung annehmen", meinte Nolinow gelassen, nachdem sie außer Hörweite gekommen waren.
    Alkher atmete heftig. Sein bisher blasses Gesicht überzog sich mit einer dunklen Röte.
    „Er hätte mich beinahe überrumpelt", gab er zu. „Er hat dem Major die Knopfgeschichte nicht verziehen."
    „Du sprichst vom Chef", sagte Nolinow mit spöttischem Tadel.
    „Ich wünschte, daß ich ihm irgendwie beistehen könnte", sagte Alkher. „Offensichtlich hängt seine unbegreifliche Verhaltensweise mit seiner seltsamen Krankheit zusammen. Ist dir aufgefallen, daß er nun einen weiten Pullover trägt?"
    „Seine Uniformjacke ist ihm zu eng geworden, Brazo. Ich möchte wissen, was die Schutzbrille zu bedeuten hat. Er muß sie sich von einem der Techniker ausgeliehen haben."
    Brazo Alkher fühlte sich von einer unerklärlichen Furcht ergriffen.
    „Auf jeden Fall will er etwas verbergen", sagte er zu Nolinow.
    „Vielleicht ist die Veränderung in seiner oberen Gesichtshälfte bereits so weit fortgeschritten, daß es abstoßend wirkt."
    Alkher fragte bedrückt: „Glaubst du, daß er sterben wird?"
    „Die Ärzte halten die Wucherungen nicht für bösartig. Es kommt darauf an, wie die Organe und das Gehirn auf dieses unnatürliche Wachstum reagieren." Nolinow machte eine abschließende Handbewegung. „Wenn es den Medizinern nicht gelingt, diesen Prozeß aufzuhalten, wird zumindest eine schwere Krise auftreten."
    „Wann wird das sein?" Sie hatten die Kommandozentrale erreicht, und während sie eintraten, sagte Nolinow leise: „Wer will das wissen?"
    Die Stimmung an Bord der IRONDUKE war gedrückt. Keine fröhlichen Worte klangen auf. Stumm blickten die Offiziere den beiden Leutnants entgegen.
    „Wie geht es ihm, Leutnant?" fragte Bull den hageren Alkher.
    „Er ist verbittert, Sir", berichtete Brazo. „Er hat vor, Major Krefenbac als Ersten Offizier abzulösen. Er hat mir angeboten, diesen Posten zu übernehmen."
    „Hören Sie, Major?" rief Bully über seine Schulter.
    „Ja, Sir", entgegnete Hunts Krefenbac tonlos.
    Bleich, aber beherrscht war der Major aufgestanden und neben Bull getreten. Trotz seiner Niedergeschlagenheit wirkte er stolzer als jemals zuvor.
    „Ich werde Ihnen meine Streifen übergeben, Leutnant", sagte er zu Brazo.
    „Nein, Sir", widersprach der junge Mann. „Ich habe Rhodans Anliegen abgelehnt. Als ich mich auf die Dienstvorschriften berief, hat er Leutnant Nolinow und mich hinausgeworfen."
    „Sie sind nach wie vor Erster Offizier, Hunts", dröhnte die Stimme von Oberst Claudrin dazwischen.
    „Rhodan muß Sie persönlich aus diesem Amt entlassen oder mir einen entsprechenden Befehl geben."
    „Soll ich warten, bis es soweit ist?" fragte Krefenbac bitter.
    „Ich werde mit ihm reden", verkündete Reginald Bull.
    Niemand widersprach ihm. Wenn es überhaupt einen Mann gab, der noch vernünftig mit Perry Rhodan sprechen konnte, dann war es Bully. Er war der beste und älteste Freund des Administrators.
    „Er trägt jetzt einen Pullover, Sir", sagte Stana Nolinow. „Und eine Schutzbrille, wie sie die Techniker bei Schweißarbeiten benutzen."
    Bull nickte den Männern zu und verließ die Zentrale. Er zweifelte an einem Erfolg seiner schwierigen Mission. In
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