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0115 - Der Imperator und das Ungeheuer

Titel: 0115 - Der Imperator und das Ungeheuer
Autoren: Unbekannt
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Haltung zu deuten. Der Major besaß Rückgrat. Für den Mann, der unter den Einfluß der tückischen Wirkung des Zellaktivators geraten war, schien jedoch jeder Rückzug unmöglich. Er wollte, daß jeder seiner Befehle befolgt wurde.
    „Major", flüsterte er drohend, „heben Sie den Knopf auf."
    Krefenbac straffte sich. Sein offener Blick kreuzte sich mit dem Cardifs. Bevor der Major ein Wort gesagt hatte, wußte jeder, daß er den Befehl verweigern würde.
    In diesem Augenblick kam Bully um Cardif herum. Er blinzelte Krefenbac zu und bückte sich nach dem Knopf. Cardif schwieg. Bully wog den Gegenstand der Auseinandersetzung nachdenklich in seiner Hand.
    „So ein winziges Ding", sagte er nachdenklich. „Hier, Perry." Er wollte ihm den Knopf geben. Abrupt wandte sich der falsche Administrator ab. Bullys Hand sank nach unten. Die Spannung ließ nach. Mit wenigen Schritten hatte Cardif die Zentrale verlassen. Das Eingreifen Bullys hatte ihn überrascht, wenn es ihm auch nicht ungelegen gekommen war. Letzten Endes hätte sich eine solche Kraftprobe mit dem Major nicht gut auf die Stimmung des Offizierskorps ausgewirkt. Solche Überlegungen streifte Cardif jedoch nur am Rande.
    Es gab für ihn ein primäres Problem: Wie konnte er seine schnell fortschreitende Gewichts- und Größenzunahme zum Stillstand bringen und rückgängig machen? Der einzige erfolgversprechende Weg, den er einschlagen konnte, erschien ihm eine Invasion von Saos zu sein. Die Priester der Baalol-Sekte hatten ihn dazu verführt, die Zellaktivatoren auf Wanderer zu beschaffen. Sie mußten gewußt haben, wie fürchterlich die Wirkung bei ihm sein würde. Da sie nicht bereit waren, ihm freiwillig zu helfen, mußte er sie dazu zwingen. Cardif war nicht mehr in der Lage, logisch zu denken. Die Zellwucherung griff allmählich auf sein Gehirn über und unterwanderte ausgereifte Nervenzellen mit halbfertiger Gehirnmasse.
    Er wußte die Macht der Solaren Flotte in seinem Rücken. Sie erschien ihm als geeignetes Druckmittel, um die Priester gefügig zu machen. Auf den Gedanken, daß er verraten werden könnte, kam Cardif nicht.
    Er betrat seine Kabine und riegelte sie sorgfältig ab. Eine Weile stand er reglos in dem kleinen Raum.
    Nur das Heben und Senken seiner Brust verriet, daß noch Leben in ihm war. Dann begann er mit seiner Tätigkeit, die er regelmäßig alle zwölf Stunden wiederholte.
    Er ging bis zur Wand. An einem Vorsprung blieb er stehen. Etwa in Kopfhöhe waren verschiedenfarbige Markierungen eingekerbt. Neben jeder Kerbe stand in dünnen Buchstaben ein Datum. Es waren insgesamt fünf. Cardif drehte sich mit dem Rücken zur Wand. Er nahm ein Lineal vom Tisch und hielt es so über seinen Kopf, daß es einen rechten Winkel zu dem Vorsprung bildete. Dann machte er einen Schritt nach vorn, ohne die Meßlatte von der Wand zu lösen. Er zog einen Schreiber aus der Tasche und ritzte eine weitere Kerbe ein. Sie war höher als alle anderen. Mit zitternder Hand schrieb Cardif daneben: 2. September 2103.
    Er war wieder einen halben Zentimeter gewachsen, seitdem er zum letztenmal hier gestanden hatte.
    Die Faust des Mannes hieb mit voller Wucht gegen die feste Leichtmetallwand. Der Schmerz brachte ihn zur Besinnung. Er holte ein elastisches Meßband hervor.
    Sorgfältig maß er seinen Umfang und trug ihn in eine Tabelle ein. Auch hier hielt die Veränderung an.
    Cardif stöhnte leise. Er griff an jene Stelle, wo sich der Aktivator in seine Brust eingebrannt hatte. Die Ärzte hatten ihn gesagt, daß an eine operative Entfernung nicht zu denken sei.
    Es war sinnlos, daß er sein Gewicht prüfte. Es hielt mit der Zellspaltung nur in geringem Maße Schritt.
    Trotzdem besaß Cardif ein weiteres Mittel, seinen Zustand einwandfrei zu prüfen. Es war einfach und hart. Unbestechlich zeigte es ihm den Fortschritt seiner Krankheit an.
    Hastig zerrte Rhodans Sohn den Spiegel unter seinem Bett hervor. Er war einen Meter breit und dopp elt so lang. Cardif lehnte ihn gerade an die Wand.
    Er sah sich, wie er da mit herabhängenden Armen in der Kabine stand, die Haare wirr im Gesicht. Er sah nicht direkt krank aus, aber von der muskulösen Schlankheit eines Perry Rhodan war nichts mehr zu sehen. Die Uniform saß viel zu eng, obwohl es bereits die größte war, die an Bord der IRONDUKE zur Verfügung stand. Mit den Fingern tastete er über seinen Körper. Sein Fleisch war nicht mehr fest, es gab unter dem Druck der Hände nach wie ein Schwamm.
    Unbeweglich stand Cardif
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