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0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
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zwanzig Mann gerechnet hatte. Nun, aber das kann uns nicht aus unserem Konzept bringen. Dann werden eben entsprechend viel Leute aus dem Bereitsehaitsdienst herangezogen. Noch was, Jerry?«
    »Nicht mehr viel, Chef. Der eingetragene Besitzer der Bude nennt sich Fen Sa Chu. Aber ich bezweifle, ob das jemals sein wirklicher Name war. Er ist einsvierundsechzig groß, wiegt etwa fünfundsechzig Kilo und dürfte ungefähr vierzig Jahre alt sein. Wir haben ihn ein paarmal aus unseren versteckten Kameras fotografiert, wenn er sein Haus betrat oder verließ, ohne daß er es merken konnte. Wir brauchten später nur schnell die Höhe der Verzierungen an seiner Haustür zu messen, um für die Fotos einen Maßstab zu haben. Danach haben unsere Leute im Labor seine Größe errechnet.«
    »Die Methode ist mir bekannt«, lächelte Mister High.
    »Ach ja, natürlich«, entschuldigte ich mich. »Ich wollte Ihnen keine Vorlesung über Dinge halten, die Sie besser kennen als wir. Ich wollte von diesem Mann sprechen, dem die Bude gehört.«
    »Und was wollten Sie von ihm sagen?«
    Ich rieb mir die Fingerspitzen. Für einen Kriminalbeamten ist es immer schwer, wenn er von Dingen sprechen soll, die er nicht beweisen kann.
    »Dieser Mann ist meiner Meinung nach nicht der Chef der Bande!« platzte ich schließlich heraus.
    Mister High und Phil hoben abermals überrascht die Köpfe.
    »Wie kommst du denn auf die Idee?« fragte Phil.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ich kann es nicht beweisen. Ich habe diesen Mann monatelang beobachten, heimlich filmen und verfolgen lassen. Ich habe ihn selbst in gewissen Abständen unter verschiedenen Masken beobachtet. Ich weiß, wie er geht, spricht, ißt, blickt und befiehlt.«
    Der Chef erhob sich hinter seinem Schreibtisch und trat ans Fenster. Er öffnete es, so daß ein leichtes Brausen vom Verkehr tief unten auf der Straße herauf drang, und fragte:
    »Und warum ist er nicht der Boß dieser Bande?«
    Ich zögerte einen Augenblick, dann sagte ich klipp und klar, was meinem Gefühl entsprach:
    »Weil der Kerl alles hat, nur kein Format! Er ist eine lästige, schmutzige, skrupellose und feige Schmeißfliege, aber kein Boß einer Rauschgiftbande. Das ist meine Überzeugung, und ich bin bereit, auf meine Behauptung tausend gegen eins zu wetten…«
    ***
    Fen Sa Chu trug gelegentlich chinesische Kleidung, obgleich er im allgemeinen den europäischen Stil bevorzugte. An diesem Nachmittag hatte er sich in ein seidenes Gewand seiner Heimat gehüllt, was vermutlich an der Hitze lag, die über New York brütete.
    Er hockte auf einem Diwan und schlürfte heißen Tee, der vor ihm auf einem kleinen runden Tisch stand.
    »Nun?« fragte er mit seiner hohen, etwas piepsigen Stimme. »Tochter des Himmels, was macht deine Kunst?«
    Lu Yu Tang legte den Federhalter beiseite und drehte sich um. Sie saß in einem modernen Drehstuhl an einem ebenso modernen Schreibtisch und tat etwas sehr Prosaisches: sie bearbeitete die Einkommensteuererklärung des Opiumhändlers.
    »Ich weiß nicht, warum die Weißen immer alles so schrecklich kompliziert machen müssen«, stöhnte sie. »Es ließe sich zehnmal leichter und dadurch zwanzigmal schneller machen.«
    Der Chinese machte eine verächtliche Geste.
    »Die Weißen sind dumm!« stellte er kategorisch fest. »Sie taugen nur zu einem: ihnen das Geld abzunehmen. Freilich sorgen sie sehr raffiniert mit ihren sogenannten Finanzämtern dafür, daß man selbst wieder einen erheblichen Teil seiner Einnahmen abgeben muß.«
    Li Yu Tang lachte. Ihre kleinen, weißen Zähne erschienen.
    »Sonst würdest du auch viel zu reich, Fen Sa Chu! Du verdienst ja nicht nur mit deinem Speiselokal!«
    Das Gesicht des Chinesen blieb gelassen, als er achselzuckend erklärte: »Zum Millionär habe ich’s aber immer noch nicht gebracht.«
    »Du könntest längst Millionär sein«, sagte Li Yu Tang. In ihrer Stimme war ein leichter Unterton. »Warum führst du jeden Monat zwanzig Prozent deines Gewinns an diesen Unbekannten ab?«
    »Du weißt, daß du mich nicht danach fragen sollst!« rief der Chinese wütend. »Ich habe es dir schon hundertmal gesagt!«
    »Und ich habe dir schon hundertmal gesagt, daß ich meine Gunst nicht einem Mann schenken kann, der Geheimnisse vor mir hat!«
    Der Opiumhändler seufzte. Bemühte er sich nicht seit zwei Monaten um Li Yu Tang, wie er sich noch nie um ein Mädchen bemüht hatte? Er hätte nur seinen Männern einen Wink zu geben brauchen, und Li Yu Tang wäre in eine
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