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0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
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wird. Aus jedem Winkel im Treppenhaus, hinter jedem Tisch und Stuhl hervor kann die tödliche Kugel kommen. Die Versicherungsgesellschaften wissen schon, warum sie von den G-men eine doppelte Prämie für die Lebensversicherung kassieren.
    Manchmal fragt man sich, ob dieses Leben einen Sinn hat, man ihm den richtigen Sinn gegeben hat. Für ein mittleres Beamtengehalt hat man Tag und Nacht einsatzbereit zu sein, für ein paar hundert Dollar im Monat muß man bereit sein, sich abschießen zu lassen wie ein räudiger Hund.
    Aber natürlich ist das nicht der Sinn der Sache. Daß diese Millionen Menschen in New York ihrer Art entsprechend, frei und ungezwungen, ohne Furcht und Terror, leben können, dafür stehen wir Tag und Nacht bereit. Und wenn Sie einmal in die Augen einer jungen Mutter geblickt haben, wenn sie ihr das entführte Kind zurückbrachten, dann begreifen Sie, was Ihrem Beruf Sinn und Ziel gibt. Dann erlebt man eine der Minuten, in der man mit keinem König der Erde tauschen würde…
    »Jerry!«
    Phils Stimme drang wie von fern an mein Ohr.
    Ich riß mich aus meinen Gedanken.
    »Ja?«
    »Es ist Zeit. Wir müssen fahren.«
    »Okay.«
    Ich startete. Leise schnurrte der Jaguar vom Hof herunter in die Ausfahrt und auf die Straße. Ich gab Gas.
    Well, mit einem Jaguar kann man verdammt schnell fahren. Ich hätte natürlich die Polizeisirene einschalten können und hätte dann freie Fahrt gehabt. Aber ich konnte ja nicht unseren ganzen Einsatz dadurch zunichte machen, daß ich uns mit der Sirene schon meilenweit vorher ankündigte.
    Also blieb mir nichts anderes übrig, als mit gemäßigtem Tempo durch die Straßen zu schnurren. Trotzdem war ich immer noch zu früh, weil wir unsere drei Minuten Entfernung aus Sicherheitsgründen zu hoch geschätzt hatten.
    Als ich vor der Opiumhöhle ankam, waren es noch etwa vierzig Sekunden bis zum Beginn der Aktion.
    Phil hatte den Lautsprecher des Sprechfunkgerätes leise gestellt. Monoton kam die Stimme des Beamten aus der Funkleitstelle, der für uns die fehlenden Sekunden an die Zeit X zählte. »Minus fünfunddreißig Sekunden…« Also noch fünfunddreißig Sekunden. Phil beugte sich zu mir und fragte laut: »Also gehen wir nun ’rein und essen was Chinesisches oder fahren wir weiter?«
    Ich begriff sofort. Draußen kam ein Pärchen vorbei. Da wir die Seitenfenster heruntergekurbelt hatten, mußten sie unser Sprechfunkgerät hören, wenn wir es nicht übertönten.
    »Himmel, du machst mich verrückt!« fauchte ich laut. »Erst willst du hierher, dann willst du wieder nicht…«
    Phil sprach gleichzeitig mit und ebenfalls nicht leise:
    »Wer will nicht? Du willst doch auf einmal lieber was Europäisches essen! Obgleich du vorher…«
    So fauchten wir uns an, während wir uns ins Gesicht grinsten. Auch eine saftige Schimpfwortkanonade ließ Phil von Stapel, um die Stimme aus dem Lautsprecher des Sprechfunkgerätes zu übertönen.
    Das Pärchen blieb stehen und horchte zu uns herüber. Sie machten belustigte Gesichter, wie man im Schein der gelben Neonröhren vor dem Speiselokal deutlich erkennen konnte.
    Wenn sie gewußt hätten, daß sie in wenigen Minuten in eine Großrazzia hineingeraten würden, hätten sie sich wahrscheinlich schleunigst aus dem Staube gemacht. So aber drehten sie nach einer Weile endlich ab und verschwanden im Innern des Lokals.
    »Gott sei Dank!« seufzte Phil und suchte sein Taschentuch, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.
    Ich nahm die Leuchtpistole vom Rücksitz und schob die dicke Patrone hinein. Eine rote Rakete würde das Startzeichen für alle Gruppen sein.
    »Achtung!« sagte die Stimme aus dem Lautsprecher unseres Sprechfunkgerätes. »Achtung! Minus zehn Sekunden — neun — acht —«
    Wir stiegen aus und schlugen die Türen meines Jaguars zu.
    Aus den offenen Seitenfenstern tönte die Stimme weiter:
    »Minus sieben Sekunden! — Sechs Sekunden! — Fünf Sekunden! —«
    Wir sahen uns um. Nirgendwo war jemand von unseren Leuten zu sehen. Bis auf die letzte Sekunde hielten sie sich in ihren angewiesenen Verstecken verborgen.
    »Minus vier Sekunden!«
    Ich hob langsam den Arm mit der schweren Leuchtpistole.
    »Minus drei! — Zwei! — Eins! — Null!«
    Im gleichen Augenblick krümmte ich den Zeigefinger. Mit einem lauten Krach löste sich der Schuß, eine rote Rakete stieg zischend in den nachtschwarzen Himmel, platzte und fiel als ein Regen roter Pünktchen wieder herab.
    ***
    Li Yu Tang stellte sich wieder ans Fenster und
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