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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf
Autoren: Walter Appel
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ihnen.
    Die Koordinierung der Bewegungen klappte nicht mehr so wie bei einem lebenden Menschen. Außerdem waren die Zombies stumpfsinnig auf einen Befehl angewiesen. Geistige Leistungen konnte man nicht von ihnen erwarten, sie waren unterbelichtet, wie Bill Fleming gesagt hätte. Zamorra wurde auch mit ihnen fertig.
    »Zamorra!« rief Bill Fleming bewegt. »Ich habe schon nicht mehr daran geglaubt, daß du uns heraushaust.«
    Zamorra beeilte sich, Bill Fleming von der Streckfolter zu befreien und Frantisek Gabö aus seiner unangenehmen Lage herunterzuholen. Das Schlüsselbund lag auf der Folterbank, Zamorra konnte seinen beiden Freunden die Ketten abnehmen.
    »Jetzt aber nichts wie raus hier«, sagte er. »Erzählen können wir später.«
    Frantisek Gabö saß auf der Streckfolterbank. Er massierte seine Fußgelenke, in die sich die Ketten, an denen das Eisengewicht gehangen hatte, tief eingeschnitten hatten.
    »Gerle, Gerle,« schimpfte er, stieg von der Folterbank und versetzte einem der toten Zombies einen Tritt.
    Aus den Wunden der Zombies war kein Tropfen Blut ausgetreten. Frantisek Gabö wunderte sich darüber, Zamorra und Bill Fleming nicht.
    »Laß sie in Ruhe, Frantisek«, sagte Zamorra. »Sie können nichts dazu, es sind unschuldige Opfer.«
    »Die Spitzbuben haben dem Bill und mir den ganzen Tag über keinen Bissen zu essen gegeben. Nur einen Schluck Wasser. Und nich mol auf die Doiletten haben sie uns gefiert, die Karottenköppe! Wenn Sie nich gegommen wären, Professor, hätte ich mir früher oder später bestimmt die Hosen vollgemacht, was für einen ausgewachsenen Siebenbürger Sachsen eine große Schande ist. Jetzt könnte ich erst mal einen doppelten Slibowitz gebrauchen, wenn ich allzu lange nüchtern bin, schlägt das bei mir aufs Gemüt.«
    »Frantisek«, mahnte Bill, »Du hast doch gerade erst gelobt, nur noch Buttermilch trinken zu wollen.«
    »Beim Hergott von Bistritz, jawohl. Aber das ist ooch ein Siebenbürger Sachse, der nimmt das nicht so wörtlich. Außerdem könnte ich mein Gelübde ja für vierzehn Tage oder drei Wochen halten. Nur müßte ich dann die Buttermilch mit einem guten Schuß Korn mischen, nich?«
    »Schluß mit der Rederei!« rief Zamorra. »Wir müssen hier raus!«
    Die drei Männer verließen den Folterkeller, ohne daß ihnen ein Untoter entgegengetreten wäre. Die beiden letzten Zombies ließen sich nicht blicken. Da das Fallgitter nicht geschlossen war, nahmen sie nicht den fast verschütteten Fluchtgang, sondern den regulären Ausweg, der ins Nebengebäude der Schloßruine führte.
    Zwischen Gesteinstrümmem lagen hier auch die beiden Särge, in denen Zamorra und Frantisek Gabö hertransportiert worden waren. Sie waren achtlos weggeworfen worden.
    »Das hätte meiner Großmutter scheenster Enkel sich ooch nicht träumen lassen, daß er eines Tages noch zu Lebzeiten im Sarge liegen und durch die Gegend gefahren wierde«, sagte der unverwüstliche Gabö, dessen Mundwerk nach seinem Ableben sicher einmal extra totgeschlagen werden mußte.
    Helles Mond- und Sternenlicht beschien den Schloßhof und die Ruine. Da Zamorra, Bill Fleming und Frantisek Gabö niemanden erblickten, eilten sie durch das Haupttor in der Schloßmauer hinaus. Sie nahmen eine Abkürzung durch den Wald und standen eine knappe halbe Stunde später bei dem Opel Diplomat, den Zamorra am Waldrand geparkt hatte.
    »Was jetzt?« fragte Bill Fleming.
    »Wir lassen eine Nachricht für die Hexen von Czerkössy an der kleinen Brücke, die sie auf ihrem Weg zum Schloß hinauf passieren müssen. Dann verschwinden wir aus der Gegend.«
    »Für immer?« wollte Bill wissen. »Aber was ist mit Nicole Duval?«
    »Sei unbesorgt, es ist nur ein Trick. Aber wir müssen so tun, als wollten wir für immer flüchten, sonst ist in Czerkössy und Umgebung der Teufel los.«
    »Wie du meinst, Zamorra.«
    Zamorra nahm den Schreibblock und den Kugelschreiber aus dem Handschuhfach. Die Nacht war hell genug zum Schreiben.
    An die blutige Gräfin Jadwiga Vaszary und die Hexen von Czerkössy, schrieb Zamorra auf das Blatt. Er bediente sich der französischen Sprache. Ich habe meine beiden Freunde befreit, wir werden das Land verlassen. Von Nicole Duval bin ich tief enttäuscht, sie ist eine Hexe geworden, ich will sie nie mehr Wiedersehen. Was in Czerkössy und Umgebung geschieht, betrifft mich nicht, davon will ich nichts mehr wissen. Mein magisches Amulett ist verloren, ich bin die längste Zeit der Meister des Übersinnlichen
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