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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf
Autoren: Walter Appel
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ausrichten, Herrin?«
    »Pah, ich traue diesem Zamorra nicht über den Weg. Den Höllenhund hat er auch getötet, was ich nie für möglich gehalten hätte. Aber diesmal werde ich es ihm eintränken, ich werde ihn qualvoll ins Jenseits schicken, wo er keine Ruhe finden soll.«
    Die von der blutigen Gräfin besessene Nicole Duval wollte sofort die abgelegten Kleidungsstücke haben, die Zamorra in seinem Hotelzimmer zurückgelassen hatte. Joszefa Irimescu eilte, um das zu veranlassen. Nicole trank ein Glas Wein, um sich zu erfrischen, nach einer Weile begab sie sich mit der dicken Erzsebeth in den Hof hinunter.
    Erzsebeth Kun bewohnte ein großes Fachwerkhaus am Marktplatz von Czerkössy, in dessen Erdgeschoß sich eine Apotheke befand. Drei ihrer Hexenschwestern wohnten mit der alleinstehenden Oberhexe zusammen. Der Apotheker, ein verknöchertes, kleines altes Männchen, hatte eine Heidenangst vor den Hexenweibem und war froh, daß sie ihn leben ließen.
    Das Leben der Oberhexe war immer der Schwarzen Magie geweiht gewesen. Sie galt als eine berüchtigte Giftmischerin und Übeltäterin, jeder fürchtete sich vor ihr.
    Den Beruf einer Hebamme hatte sie von ihrer Mutter übernommen.
    Während Nicole Duval im Hof wartete, holte die Oberhexe einen Kanister Benzin aus der Scheune, die als Garage für ihren Wagen diente. Zündhölzer trug sie in der Tasche ihres schwarzen Kleides, das ihre Fettmassen zu sprengen drohten. Sie stellte den Kanister vor Nicole Duval hin.
    »Wenn die Kleider dieses Halunken Zamorra da sind, Gräfin, können wir anfangen.«
    Es dauerte nicht lange, bis Joszefa Irirnescu und zwei jüngere Hexen mit den Kleidungsstücken Zamorras eintrafen. Sie legten sie auf den Boden, und nach einem gezischten Befehl Nicole Duvals goß Erzsebeth Kun Benzin darüber aus.
    Die Hexen traten zurück. Nur Nicole Duval blieb vor den benzingetränkten Kleidungsstücken stehen. Der Vollmond stand am Himmel, die Steme glänzten, auch in der Stadt brannten zahlreiche Lichter.
    Doch in dem Hof hinter dem alten Fachwerkhaus war es dunkler, als es hätte sein dürfen. Düsterkeit und Schatten lasteten hier und ballten sich zusammen. Um Nicole Duval herum schienen sie dichter zu sein.
    Das besessene Mädchen mit dem tiefausgeschnittenen roten Samtkleid breitete die Arme aus. Nicole Duval murmelte Beschwörungsworte, ihre Hände malten seltsame Zeichen in die Luft.
    Die Hexen beobachteten sie und schwiegen achtungsvoll.
    »Jetzt, Erzsebeth!« rief Nicole dann.
    Die fette Oberhexe entzündete kichernd ein Streichholz und setzte die ganze Schachtel in Brand. Sie warf das brennende Päckchen auf die benzingetränkten Kleidungsstücke, die mit einem puffenden Laut Feuer fingen und lichterloh brannten. Der flackernde Flammenschein beleuchtete Nicole Duvals Gesicht.
    Starr waren die Züge, die Augen geschlossen.
    »Satan!« rief Nicole Duval gellend. »Höllischer Herr und Meister, in deinem Namen lenke ich den Feuerzauber auf Professor Zamorra, den meistgehaßten Feind der Mächte der Finsternis! Er soll brennen und qualvoll sterben!«
    Sie begann einen magischen Singsang: »Flamme, brenne, gib Tod und Pein, friß dich in Mark und Bein hinein! Verbrenne die Därme, verzehre das Herz, schicke einen Menschen ins Jenseits mit Schmerz.«
    Sie ließ die Arme sinken, drehte sich um und lachte wie irr.
    »Jetzt, jetzt windet sich Professor Zamorra schon vor Qualen. Bald wird er tot sein. Niemand darf es wagen, sich gegen die blutige Gräfin zu stellen, sonst droht ihm ein genauso schreckliches Ende.«
    ***
    Zamorra hatte den Wagen auf einem Feldweg stehengelassen. Er marschierte durch den nächtlichen Wald hinauf zur Schloßruine, er wollte wieder durch den geheimen Fluchtgang eindringen. Zwei Stunden waren es noch bis Mitternacht. Bis dahin wollte der Professor Bill Fleming und Frantisek Gabö längst aus dem Folterkeller geholt haben und mit ihnen ein Stück weit fort sein.
    Es raschelte und knackte im Unterholz, Tierstimmen erschollen. Zamorras Sinne waren angespannt, der 38er Revolver steckte schußbereit in seiner Jacketttasche, denn er rechnete mit einer neuen Teufelei der Hexen von Czerkössy.
    Gewiß wußten sie inzwischen, daß er den Höllenhund Zsoltan zur Strecke gebracht hatte.
    Silberne Bahnen von Mond- und Sternenlicht fielen durch das Geäst der alten Eichen und Buchen. Ein leiser Windhauch ließ die Blätter rauschen.
    Plötzlich fühlte Zamorra brennende Schmerzen, es war, als würde er in heiße Lava
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