0110 - Die Geistergrotte
erinnerte ihn an die Kate eines Leibeigenen in Myragon. Trotzdem gefiel sie ihm. Es blieb dabei: hier konnte er sich ein paar Tage verbergen und mit sich selbst ins reine kommen. Das einzige Hindernis war dieser Mann.
Noch…
»Nehmen Sie doch Platz, Professor«, lud ihn der Mann ein und deutete auf einen klobigen Holzstuhl vor einem ebenso klobigen Tisch.
Zygor setzte sich und sah zu, wie der Mann zu einem Wandregal ging und diesem eine Flasche und zwei Gläser entnahm.
Er war nicht mehr jung, dieser Mann, aber sehr kräftig. Dennoch hatte Zygor keine Bedenken, mit ihm mühelos fertig werden zu können.
Jetzt kam er zurück, stellte Flasche und Gläser auf den Tisch und rückte sich ebenfalls einen Stuhl heran. Er goß ein und schob Zygor ein Glas hinüber.
»Ihr Wohl, Professor!«
»Ihr Wohl.«
Die beiden Männer tranken.
»Na, nun sagen Sie doch mal, warum Sie wirklich hier mitten in der Nacht herumlaufen«, wollte der Mann anschließend wissen.
»Pilze«, sagte Zygor wieder.
Es war wohl nicht das richtige, denn plötzlich trat Mißtrauen in die Augen des Mannes.
»Sie wollen mich auf den Arm nehmen, was? Überhaupt… Sie kommen mir ganz anders vor als sonst.«
»Ja?«
»Nichts für ungut, aber…« Der Mann füllte sich sein Glas erneut und trank hastig.
»Sie hier wohnen alleine?« fragte Zygor.
»Wohnen?«
»Leben, ich meine. Ohne Frau und ohne Kindérs?«
Der Mann kniff die Augen zusammen. »Sie stellen seltsame Fragen, Professor, sehr seltsame Fragen. Und wie Sie sprechen…«
Voller Mißtrauen war der Mann jetzt. Zygor sah, wie er zu dem Schießding hinüberschielte.
»Ich muß mich jetzt hinlegen, Professor«, redete er weiter. »Habe morgen einen schweren Tag.«
Er machte Anstalten, aufzustehen, zu hastig für den Geschmack des Magiers.
Ruckartig federte Zygor hoch von seinem Stuhl. Der Mann mußte etwas in seinen Augen gelesen haben. Panik trat in sein Gesicht. Er versuchte, das Schießding zu erreichen. Aber dazu ließ es Zygor nicht kommen. Wuchtig trat er gegen den Tisch. Der Mann bekam die Kante gegen den Oberschenkel, geriet ins Straucheln. Mit einem Satz war Zygor bei dem Schießding, packte es.
Da war ein Haken, mit dem man den Blitz wohl auslösen konnte. Zygor legte auf den Mann an.
»Nein!« schrie dieser entsetzt.
Zygor zog an dem Haken. Es klickte nur, spuckte weder Feuer noch Metall.
Mit einem wilden Aufschrei stürmte der Mann auf Zygor zu. Er hatte wohl erkannt, daß sein Gegner irgendwie mit der Waffe nicht zurechtkam.
Der Magier ließ ihm dennoch keine Chance. Reaktionsschnell stieß er mit dem Schießding zu, wie mit einem Schwert. Er erwischte den Mann voll am Hals. Der gab einen gurgelnden Laut von sich, torkelte zurück und war für Augenblicke völlig handlungsunfähig.
Das war gleichbedeutend mit seinem Ende. Zygor drehte das Schießding um und schlug dem Mann das dicke Ende auf den Schädel.
Lautlos klappte der Mann zusammen.
Als sich der Magier über ihn beugte, blickte er in gebrochene Augen.
Zufriedenheit breitete sich in Zygor aus. Jetzt gehörte ihm die Hütte ganz allein.
***
Zamorra erkannte deutlich, wie sehr es Fürst Riglandel danach verlangte, daß »Livana« von dem angeblichen Bann befreit wurde. Er mußte seine Tochter sehr lieben.
Dieses Verlangen machte sich der Professor zunutze.
»Bevor ich Livana heile, müssen meine Schmerzen gelindert werden«, sagte er stöhnend. Das Stöhnen war nicht vorgetäuscht, denn seine Schmerzen waren wirklich unerträglich. Er war kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
»Du hast hier keine Wünsche zu äußern«, beschied ihm Riglandel kalt. »Tu, was ich von dir verlange, oder…« Der Fürst deutete vielsagend zum Rad des Feuers hinüber.
Zamorra blieb trotzdem hartnäckig. Er erklärte Riglandel, daß er seine Magie nur bei voller Konzentration praktizieren könne und diese durch die Schmerzen gestört werde. Das sah der Fürst ein. Er gab Befehl, eine gewisse Ulande zu holen. Und wenig später erschien eine alte Frau, die Zamorras Körper mit einer übelriechenden Essenz einrieb.
Anfänglich hatte der Professor das Gefühl, daß die Schmerzen durch das Zeug nur noch schlimmer wurden. Aber es war wohl mehr die Berührung durch die Hände der Frau, die diesen Eindruck hervorrief. Tatsächlich war die Wirkung der Essenz recht erstaunlich. Schon eine kurze Weile später klang die Pein ab, nicht vollständig, aber doch so, daß es auszuhalten war. Wie schon in der Höhle Zygors, als
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