Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0109 - Broadway-Krieg

0109 - Broadway-Krieg

Titel: 0109 - Broadway-Krieg
Autoren: Broadway-Krieg
Vom Netzwerk:
herauszubewegen.
    Ich hielt den Atem an, als Phil abzischte, und ich stieß ihn erst wieder aus, als er glücklich den Träger erreichte. Ich winkte ihm zu. Er gab ein beruhigendes Zeichen zurück. Er bewegte sich vorsichtig um den Träger herum, machte einen langen Hals. Er musste von seinem Standort aus die Gangster sehen können. Plötzlich tat er etwas, das nach absolutem Wahnsinn aussah. Er verließ seine Deckung und spazierte, langsam und nicht einmal besonders vorsichtig auf jenen Doppelträger zu, hinter dem wir die beiden Burschen vermuteten.
    »Phil!«, brüllte ich. Er winkte ab. Dann verschwand er hinter dem Doppelträger, tauchte aber sofort wieder auf und bedeutete mir, zu kommen.
    Ich lief hinüber. Niemand befand sich hinter dem Träger. Phil zeigte wortlos auf eine eiserne Steigleiter, die senkrecht an dem Träger hochstieg und vor einer viereckigen Klapptür aus Stahl endete, die gerade groß genug war, um einen Mann passieren zu lassen.
    »Sieht aus, als hätten sie sich auf das Dach zurückgezogen«, stellte Phil fest.
    Ich fasste nach den Leiterstufen, aber Phil hielt mich zurück.
    »Begehe doch nicht mit Gewalt Selbstmord, Jerry«, sagte er ernst. »Es ist doch selbstverständlich, dass unsere Freunde nur darauf warten, dass wir den Kopf durch dieses Loch stecken. Sie durchlöchern dir deinen Schädel, bevor du sie überhaupt gesehen hast.«
    Es gab nichts dagegen zu sagen. Phil hatte absolut recht. Ich ließ die Hände von der Leiter.
    »Also doch die Cops?«, fragte er mit einem Lächeln.
    »Immer noch nicht«, sagte ich. »Ich wette, das ist nicht die einzige Leiter, die auf das Dach führt. Ich werde mir eine andere Entermöglichkeit suchen.«
    »Einverstanden«, nickte er. »Wir suchen eine andere Möglichkeit.« Er betonte das »wir« sehr deutlich.
    Ich grinste. »Geht jetzt leider nicht, Freund. Du musst darauf achten, dass die Burschen nicht herunterkommen, um unserem Zeugen Tozzo das Lebenslicht auszublasen. Um das zu verhindern, genügen die drei Patronen, die du noch besitzt. Für das, was sich dort oben«, ich zeigte gegen das Dach, »abspielen kann, wird wahrscheinlich mehr Munition benötigt.«
    »Schuft«, sagte Phil. »Aber suche dir wenigstens einen Aufstieg, der weit genug von diesem entfernt ist.«
    »Keine Sorge«, antwortete ich und machte mich auf die Socken.
    »Hals- und Beinbruch!«, rief er mir nach.
    Ich lief so lange, bis ich den Ostflügel erreichte, und dann hielt ich nach einer Steigleiter Ausschau, die auf das Dach führte. Ich fand eine ganz hart an der Wand und stieg die wenigen Stufen hoch. Auch hier sicherte eine Klappentür den Ausstieg. Ich stemmte mich dagegen. Vielleicht war sie eingerostet, jedenfalls gab sie erst nach, als ich alle meine Kräfte aufbot. Ich drückte sie hoch, hielt sie aber mit einer Hand fest. Vorsichtig schob ich mich höher, bis ich das Dach übersehen konnte.
    In der Mitte gähnte wie ein Krater die Öffnung des Innenhofes. Wie bizarre Kakteenstümpfe in der mexikanischen 60
    Wüste ragten die rauchgeschwärzten Säulen der Kamine. Dazwischen, zart wie Gewächse, der Wald der Fernseh- und Radioantennen.
    Ich turnte ganz hinauf. Als ich oben stand, befand ich mich am Rand des Daches zur Straßenseite hin. Ich riskierte einen Blick nach unten. Wie Ameisen krabbelten die Autos und die Menschen, zweiundsechzig Etagen unter mir, aber es war zu erkennen, dass irgendetwas Besonderes dort unten los war. Vor den Eingängen stauten sich Gruppen von Menschen. Eine Anzahl von Autos standen auf den Bürgersteigen. Ich konnte die Farbe von Cop-Uniformen erkennen. Das Auftauchen der Polizisten hatte Neugierige angelockt. Vielleicht auch hatten die G-men dafür gesorgt, dass die Angestellten, die vom Lunch zurückkamen, das Haus nicht wieder betraten. Jedenfalls sah es dort unten nach einem beachtlichen Menschenauflauf aus.
    Ich trennte mich von dem Dachrand. Von den beiden Gangstern war nichts zu sehen. Wahrscheinlich wurden sie durch diesen Wald von Kaminen verdeckt.
    Ich marschierte über das Dach des Ostflügels zum Nordflügel zurück. Ich hielt mich, so gut es ging, in der Deckung der Kamine. Dann erreichte ich den Nordflügel und bewegte mich vorsichtiger. Ich wechselte von einem Kamin zum anderen und arbeitete mich vorwärts.
    Dann sah ich sie. Sie standen nicht an dem Einstieg, wie ich es erwartet hatte, sondern am Rand des Daches zum Innenhof hin. Sie sprachen miteinander. Ich sah, dass der Kleinere von ihnen eine Geste machte, als wolle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher