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0107 - Die Geier und der Wertiger

0107 - Die Geier und der Wertiger

Titel: 0107 - Die Geier und der Wertiger
Autoren: Friedrich Tenkrat
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die bisher größte Quelle mystischen Ursprungs, die wir je angezapft haben, William.«
    Van Dyke wiegte den Kopf.
    »Wir werden mit unserem Bericht eine Menge Lob ernten, und darüber hinaus werden wir letztlich nicht unerheblich dazu beigetragen haben, die schwarze Sekte zu zerschlagen«, sagte McClure.
    »Bombay wird uns auf Händen tragen.«
    »Wenn wir’s überleben.«
    »Warum sollten wir’s nicht überleben? Wir sind keine Anfänger und keine Dummköpfe. Nur Mut, mein Freund. Ich bin zuversichtlich, daß es uns gelingen wird, das Geheimnis der schwarzen Sekte zu lüften.«
    Van Dyke hätte den Optimismus seines Freundes und Kollegen gern geteilt, aber das flaue Gefühl, das in seiner Magengrube heute morgen entstanden war, breitete sich mehr und mehr in seinem ganzen Körper aus, und er wurde es nicht mehr los.
    Das konnte kein gutes Zeichen sein.
    Sie ließen Bombay hinter sich.
    Ihr Ziel war das vierzig Kilometer entfernte Kanheri. Dort, nördlich von Bombay, befanden sich mehr als hundert buddhistische Höhlenklöster, die aus der Zeit des 2. bis 9. Jahrhunderts stammten.
    Eines dieser Höhlenklöster beherbergte jedoch keine guten Menschen, sondern die Mitglieder der schwarzen Sekte.
    Angeblich waren sie nicht immer da, trafen sich nur ab und zu zu widerwärtigen Ritualen, die – wenn man dem Gerücht glauben durfte – an Grausamkeit nicht zu überbieten waren.
    Van Dyke merkte, daß seine Handflächen feucht waren. Ein untrügliches Zeichen seiner Nervosität, die mit jedem Kilometer, den sie näher an ihr Ziel herankamen, größer wurde.
    Er war mit Harald McClure schon auf Borneo und Sumatra gewesen. Sie hatten auch dort geheimnisvolle Riten erforscht und waren einmal nur knapp dem Tod entronnen, als eine Gruppe von Teufelsanbetern sie ihrem Götzen opfern wollte.
    Der brandheiße Bericht von McClure und van Dyke war damals von vielen Illustrierten auf der ganzen Welt abgedruckt worden.
    Ein Erfolg, wie ihn sich jeder Journalist wünscht.
    Und diesen Erfolg wollte Harald McClure diesmal nicht nur wiederholen, sondern sogar noch übertreffen. Dafür war er bereit, jedes Risiko auf sich zu nehmen.
    Er, der grenzenlose Optimist, war der Meinung, das Glück gepachtet zu haben. Er sagte sich, daß er das Zeug dazu hatte, sich immer irgendwie aus allen Schwierigkeiten herausbeißen zu können.
    Darauf baute er, und die Erfolge der Vergangenheit schienen ihm recht zu geben.
    Kanheri war ein Nest, kaum der Rede wert.
    Harald McClure durchfuhr es, ohne anzuhalten.
    Und dann tauchten die ersten Höhlenklöster auf.
    Aber auch um sie kümmerten sich McClure und van Dyke nicht, denn das Kloster, zu dem sie unterwegs waren, lag abseits in einer schmalen, düsteren Schlucht.
    Die Straße, die dorthin abzweigte, war denkbar schlecht und vom Monsunregen ausgewaschen.
    Der Landrover holperte über die Schlaglöcher. Van Dyke knallte mit dem Kopf gegen den Dachholm und fluchte.
    »Fahr langsamer!« sagte er ärgerlich. »Oder hast du vor, den Wagen zu Schrott zu fahren, damit wir auf Schusters Rappen zurücklaufen müssen?«
    McClure nahm den Fuß vom Gaspedal leicht zurück. Nun schaukelte der Landrover nur noch sanft.
    »Zufrieden?« fragte Harald McClure schmunzelnd. »Oder möchtest du das Steuer übernehmen?«
    »Ach, laß mich in Ruhe«, erwiderte van Dyke gereizt.
    »Dort vorn ist der Klostereingang. Siehst du ihn? Eingekeilt zwischen zwei mächtige Felsen. Wir sind gleich da. Das Abenteuer beginnt.«
    William van Dyke lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Noch können wir es abblasen«, murmelte er.
    Er hatte wohl nur laut gedacht.
    »Kommt nicht in Frage«, ging Harald McClure sofort darauf ein.
    »Nun sind wir hier und nehmen die Sache wie geplant in Angriff. Reiß dich zusammen, William. Es wird uns schon nicht den Kopf kosten.«
    »Hoffentlich nicht«, brummte van Dyke.
    McClure fuhr am Klostereingang vorbei. Er stellte den Landrover so ab, daß man ihn nicht sofort sehen konnte.
    Die Ritualforscher behängten sich mit einem kleinen tragbaren Tonbandgerät, mit lichtstarken Filmkameras und Fotoapparaten und stiegen aus.
    Der Eingang des Höhlenklosters schien auf den ersten Blick mit Brettern vernagelt zu sein.
    Doch einige Latten ließen sich zur Seite schieben, wodurch eine Öffnung entstand, durch die zuerst McClure und dann van Dyke schlüpfte.
    Diesiges Licht umfing sie.
    Alles Böse hat hier seinen Ursprung, dachte van Dyke unwillkürlich, und dieser Gedanke erschreckte ihn.
    Wieso war er ihm
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