Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0106 - Wir sprengten die Garde

0106 - Wir sprengten die Garde

Titel: 0106 - Wir sprengten die Garde
Autoren: Wir sprengten die Garde
Vom Netzwerk:
verwunderlich, dass er so durchgehalten hat.«
    »Können Sie wenigstens versuchen, ihn wieder ins Bewusstsein zurückzurufen?«
    »Ich werde ihm eine Spritze geben. Ob sie aber etwas nützt, das ist sehr fraglich.«
    »Tun Sie das. Wir lange lebt er noch?«
    Dr. Marshall sah Ben Hay an und zuckte mit den Schultern. »So genau kann man das nicht sagen.« Er setzte die Spritze an. »Der Mensch ist keine Maschine.«
    Es zeigte sich keine Wirkung. Phil und ich standen an der einen Seite des Operationstisches. Ich war aufgeregt wie ein Jüngling vor seinem ersten Stelldichein.
    »Es ist sinnlos«, sagte Dr. Marshall.
    »Und wenn Sie ihm noch eine geben?«, fragte ich.
    »Ich will es versuchen«, sagte der Arzt achselzuckend. Er gab Ben Hay die zweite Spritze. Es dauerte zwei Minuten, da stöhnte der Gangster leise auf. Ich beugte mich über ihn, fasste ihn an den Schultern.
    »Ben Hay, kennst du mich?« Sein Blick ging durch mich hindurch.
    »Hörst du mich, Ben?«
    Jetzt schien er zu erkennen, dass jemand vor ihm stand. »Ja«, flüsterte er.
    »Wer ist O’Connor?«
    Er erfasste meine Worte noch nicht ganz. »O’Connor«, murmelte er.
    »Du sollst mir sagen, wer O’Connor ist. Hörst du?«
    Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Er wollte sich aufrichten. Ich hielt ihn zurück.
    »Wer ist O’Connor?«
    Ganz schwach kam es von seinen Lippen, ich musste mich zu ihm niederbeugen:
    »O’Connor… ist… ist…«
    Seine Augen erhielten einen fiebrigen Glanz, sein Atem ging stoßweise.
    »Sprich«, sagte ich und schüttelte ihn. Dr. Marshall legte mir beruhigend die Hand auf den Arm.
    »O’Connor«, flüsterte Ben Hay, »O’Connor…«
    Dann ging ein Zittern durch seinen Körper. Er streckte sich, sein Kopf fiel zur Seite.
    »Exitus«, sagte Dr. Marshall.
    Ich richtete mich langsam auf. Phil schob mir eine Zigarette zwischen die Lippen und gab mir Feuer. Ich ging mit schleppenden Schritten zu einem Stuhl und ließ mich darauf fallen. Es dauerte Minuten, bis ich die Enttäuschung überwunden hatte.
    »Sie können Jerry mal untersuchen«, sagte Phil zu Dr. Marshall. »Er hat vorhin einen Schlag gegen die linke Schulter bekommen.«
    Die Krankenschwester trat auf mich zu, nahm mein Jackett, das ich nur lose übergehängt hatte. Ich konnte tatsächlich den linken Arm kaum noch bewegen. Jetzt, da die Anspannung vorbei war, machte sich ein heftiger Schmerz bemerkbar.
    Dr. Marshall untersuchte meine Schulter. »Das ist eine wunderbare Prellung. Mit so etwas bleibt man mindestens acht Tage zu Hause.«
    »Gut«, grinste ich ihn an, »wenn Sie mir den Weg verraten, gehe ich sofort.«
    »Jedenfalls können Sie mit dieser Schulter O’Connor nicht entgegentreten.«
    »Ich bin ja schließlich auch noch dabei«, sagte Phil.
    »Hat sich schon jemand nach Ferry Crosh erkundigt?«, fragte ich.
    Dr. Marshall lachte. »Ja, Sie werden sich wundern, wer es war.«
    »Sagen Sie es schon Doc, manchmal spüre ich auch, dass ich Nerven habe.«
    »Kapitän Millard war hier und hat nach Crosh gefragt. Ich habe aber nichts verraten.«
    Jetzt musste ich auch lachen. »Sie hätten es Millard ruhig sagen können. Dass er nicht O’Connor ist, dürfte auch dem einfältigsten Gemüt klar sein. Aber es war auch nicht falsch, dass Sie geschwiegen haben. Je weniger Leute von der Sache wissen, desto besser ist es.«
    Dr. Marshall hatte mir inzwischen eine Salbe auf die Schulter gepinselt und einen dicken Verband darüber gebunden. Die Krankenschwester legte meinen Arm in eine Schlinge.
    Dr. Marshall drückte mir eine Kugel in die Hand. »Das ist das Projektil, an dem Ferry Crosh gestorben ist.«
    Ich betrachtete das Stückchen Blei. Diese paar Gramm hatten Macht über Leben und Tod eines Menschen.
    »Bleibt die Sache mit Crosh«, fragte Dr. Marshall, »oder sollen wir den Toten hier nehmen?«
    »Lassen wir Ben Hay tot sein. O’Connor muss sich auf eine Person konzentrieren können. Wir dürfen uns nicht zersplittern.« Ich stand auf.
    »Es wird gut sein, wenn Sie sich jetzt trockene Kleider anziehen«, sagt Dr. Marshall.
    »Wir sind ja schon dabei.« Mit kurzem Gruß verließen wir das Zimmer.
    Draußen wartete Kapitän Millard. Er war ziemlich aufgeregt.
    »Wie steht es, haben Sie etwas erfahren können?«
    »Ben Hay ist tot«, berichtete ich ihm. »Er hat mir nichts mehr sagen können.«
    »Verdammt.« Kapitän Millard biss die Zähne zusammen. »Und ich hatte fest darauf gehofft, dass es klappen würde.«
    »Wir auch«, gestand ich. »Aber wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher