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0106 - Wir sprengten die Garde

0106 - Wir sprengten die Garde

Titel: 0106 - Wir sprengten die Garde
Autoren: Wir sprengten die Garde
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mich in einer verteufelt unangenehmen Situation. Wenn Ben Hay schoss, standen meine Chancen hundert zu eins. Ich konnte nicht ausweichen. Ein Überraschungsangriff nach oben war sinnlos. Er bekam den Finger schneller krumm, ehe ich auch nur eine Sprosse nach oben kam.
    Doch ich war so verbohrt in den Gedanken, Ben Hay lebend in die Hand zu bekommen, dass ich nicht daran dachte, auch nur einen Schritt rückwärts zu gehen. Ben Hay hatte von einem Fluchtweg gesprochen. Er musste also mit Absicht auf den Mast geklettert sein. Was hatte er vor?
    Ich sah ihn fest an. »Hör zu, Hay, ich mache dir einen Vorschlag. Kostet mich viel Überwindung, dass darfst du mir glauben. Du wirfst deine Waffe weg und kommst runter. Dann sagst du uns, wer O’Connor ist. Wenn wir durch deine Hilfe euren Boss schnappen können, werde ich ein gutes Wort für dich einlegen.«
    Er grinste mich höhnisch an. »Du kannst mich mit solchen Dingen nicht fangen, G-man.«
    »Narr«, rief ich, »wirf die Waffe weg.«
    Er schüttelte ruhig den Kopf. »Zum letzten Mal, verschwinde.«
    Ich duckte mich etwas zusammen. Die Mündung seines Terzerols zeigte genau auf mich.
    Schon wollte ich meine Hände öffnen, um mich nach unten fallen zu lassen, da fiel ein Schuss.
    Ben Hay wurde die Pistole aus der Hand gerissen.
    Ich bückte nach unten. Da stand Phil und hielt seine Waffe in der Hand.
    Mit verzerrtem Gesicht sah mich Ben Hay an. Er stieß einen Fluch aus, den man unmöglich wiedergeben kann und kletterte in fiebernder Hast weiter nach oben.
    Ich winkte Phil zu und kletterte langsam nach. Jetzt konnte mir der Gangster nicht mehr entgehen. Es galt nur, ihn möglichst heil nach unten zu bringen.
    Ben Hay hatte die Spitze des Mastes erreicht. Es ging nicht mehr weiter. Ich kam langsam auf ihn zu.
    Er trat nach mir. Ich musste die Hände zurücknehmen.
    Nur ein Wahnsinniger konnte auf die Idee kommen, von hier oben herunterzuspringen, nur ein Mensch in seiner letzten Verzweiflung. Denn der Mast stand gut zwölf Yards von der Bordwand entfernt. Ich rechnete auch nicht damit, dass Ben Hay springen würde, denn ich selbst hätte es nie getan. Ich bin ehrlich genug, das zuzugeben. Es gibt eben Grenzen, die man kennen muss.
    Wie gesagt, ich traute mir nicht zu, das Wasser mit einem Sprung von hier oben zu erreichen, ich traute es auch Ben Hay nicht zu. Als er sich zusammenkrümmte, glaubte ich zuerst an einen neuen Angriff. Es kam aber anders.
    Ben Hay stieß sich kräftig ab, flog mit ausgebreiteten Armen in hohem Bogen durch die Luft. Unten hörte ich Theresa Norteek aufschreien.
    Dann winkelte Ben Hay seinen Körper ab. Er fiel jetzt fast senkrecht. Haarscharf sauste er an der Bordwand vorbei. Mir stockte für eine Sekunde der Atem. Doch Ben Hay hatte es geschafft. Er schlug aufs Wasser auf. Tauchte unter. Eine hohe Fontäne schoss empor.
    Die Männer liefen zur Reling. Auch sie hatten sich nicht bewegt, als Ben Hay seinen tollkühnen Verzweiflungssprung ausführte.
    Mich durchzuckte plötzlich ein Gedanke. Ich wusste, was Ben Hay beabsichtigte. Das Motorboot, mit dem ich den Hubschrauber verfolgt hatte, lag noch an der Seite der Washington. Es war noch nicht an Bord geholt worden.
    ***
    Ich ließ mich nach unten fallen. Die Stahltrossen des Aufstiegs glitten durch meine Hände.
    »Das Boot«, schrie ich, »das Boot!« Man verstand mich nicht.
    Als ich endlich unten war, hatte ich kein Gefühl mehr in meinen Fingern. Phil kam mir entgegen.
    »Das Boot«, rief ich ihm zu und sauste zur Reling.
    Jetzt hatte er mich verstanden und rannte nach hinten. Dort schwamm Ben Hay. Er war ein ausgezeichneter Schwimmer. Das sah ich sofort. Noch zwei Yards, und er erreichte das Boot. Ich spurtete los.
    Phil hatte die Strickleiter, die zum Boot führte, schon erreicht. Ben Hay zog sich bereits an der Bordwand hoch und stand im nächsten Augenblick im Boot.
    Mit fliegenden Händen löste er das Tau, warf sich gegen die Außenwand der Washington. Das Motorboot löste sich von seinem Platz, glitt schräg von unserem Schiff weg.
    Phil sprang, als ich gerade oben ankam. Er erreichte das Heck des Bootes, glitt aus und stürzte ins Wasser.
    Ben Hay hatte den Bootshaken in der Hand. Er stieß mit ihm nach Phil, der sich mit einigen schnellen Schwimmstößen in Sicherheit brachte.
    Fieberhaft versuchte Ben Hay den Motor in Gang zu bringen. Jetzt tuckerte er los. Das Boot bekam Fahrt.
    Neben mir erschien Kapitän Millard. Er hielt meine Pistole in der Hand. Ich riss sie an mich, nahm
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