Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0105 - Keine Spur von Mister High

0105 - Keine Spur von Mister High

Titel: 0105 - Keine Spur von Mister High
Autoren: Keine Spur von Mister High
Vom Netzwerk:
Wagen durch die Straßen. Zweimal schaltete ich die Polizeisirene ein, um mir in verstopften Straßen Platz zu verschaffen, den Rest legte ich ohne besondere Druckmittel zurück.
    Dann war ich endlich in der 111th Straße. Harlem konnte nicht mehr weit sein. Auf den Straßen sah man immer häufiger farbige Gesichter. Mischlinge und ihre Kinder strolchten herum.
    Das Hool Building hatte einen großartigen Namen und war alles andere als großartig. Wie ein schmutzig grauer Bau, schob es sich siebzehn Stockwerke hoch in den Himmel.
    Ich ließ meinen Jaguar vor dem Haus stehen und betrat die Halle. Als Pförtner fungierte ein Farbiger, der hinter seiner Loge saß und über Sportzeitungen brütete.
    »He, Boy!«, rief ich ihn an, als er sich nicht rührte.
    Er wandte gelangweilt den Kopf.
    »Was ist?«
    »Können Sie mal an den Tisch kommen?«
    »Kann ich.«
    Er rührte sich nur nicht.
    »Tun Sie’s bald«, sagte ich ruhig. »Sonst komme ich mal über die Brüstung weg und zeige Ihnen den Platz, wo Sie zu stehen haben, wenn Sie verlangt werden.«
    Er stand auf. Im Stehen überragte er mich um gut einen Kopf. Außerdem war er in den Schultern ein ganzes Ende breiter als ich.
    Vielleicht fühlte er sich deshalb so stark.
    »Mister«, sagte er mit der rauen Stimme der Farbigen. »Wenn Sie nicht wollen, dass Sie ernstliche Schwierigkeiten kriegen, dann benehmen Sie sich das nächste Mal so, wie man es von einem höflichen Menschen erwarten kann. Sie sind wohl auch so einer, der die Weißen für Götter und uns für Viecher hält, was?«
    »Ich halte niemand für Götter und keine Menschen für Viecher«, sagte ich ruhig, noch immer ruhig. »Aber wenn Sie Höflichkeit erwarten, dann benehmen Sie sich selbst erst mal danach, klar?«
    »Wer will mir denn das vorschreiben?«, grinste er.
    Langsam war ich es leid, mit ihm zu diskutieren.
    Ich legte meinen Dienstausweis auf den Tisch. Er bückte sich, um die Schrift besser erkennen zu können.
    »Oh, verdammt«, stotterte er treuherzig. »Ausgerechnet einen G-man muss ich heute anfauchen. Nehmen Sie mir’s nicht übel, Sir. Ich habe mich vorhin verdammt über so einen arroganten Weißen geärgert, der mir ins Gesicht spuckte, nur weil meine Hautfarbe ein bisschen dunkler ist als seine.«
    »Nehmen Sie’s nicht tragisch, Mann«, sagte ich, und meine Wut verflog sofort. »Es gibt überall Idioten. Und je dümmer die Leute sind, desto eingebildeter sind sie auch.«
    Er grinste.
    »Sie sind ein erfrischender Luftzug in dieser blöden Welt«, sagte er herzlich. »Chef, rücken Sie raus! Was kann ich für Sie tun? Was es auch immer sein mag, ich werd’s tun.«
    »Freut mich. Nur eine Kleinigkeit. Hier im Hause wohnt ein gewisser Walt Raley oder so ähnlich?«
    »Riley.«
    »Ach ja, richtig. Riley, das ist er.«
    »Liegt was gegen ihn vor, Chef?«
    »Nein. Wie kommen Sie darauf?«
    »Na, weil Sie nach ihm fragen! Er würde mich nicht wundern, denn Riley ist ein ganz übler Halunke. Alle zwei Tage sucht er ein neues Dienstmädchen. Sie darf aber nicht älter als sechzehn sein. Es hält nämlich keine bei ihm aus. Er verlangt zu viel, verstehen Sie?«
    Er sah mich vielsagend an.
    Ich nickte.
    »Verstehe. Na, vielleicht kann man ihm das mal ein bisschen abgewöhnen. Ist er im Hause?«
    »No. Er ist schon vor ein paar Tagen mit einem Koffer verschwunden. Noch kann es mir gleichgültig sein, denn die Miete bis zum nächsten Ersten ist bezahlt.«
    Ich überlegte einen Augenblick lang. Einen Haussuchungsbefehl hatte ich nicht.
    Aber in gewissen Situationen darf man auch ohne Haussuchungsbefehl eine fremde Wohnung betreten. Allerdings muss dann nachträglich die Haussuchungs-Order eingeholt werden. Und wehe, wenn dem Richter die Gründe, die einen zur Durchsuchung ohne richterlichen Befehl bewogen, nicht ausreichen.
    Immerhin aber ging es um eine Kindesentführung, Staatsverbrechen Nummer eins bei uns.
    »Hören Sie mal, mein Bester«, sagte ich leise. »Könnten Sie mich mal in seine Bude lassen, ohne dass es außer uns beiden jemand erfährt?«
    Er lachte über sein ganzes breites Gesicht.
    »Mit dem größten Vergnügen, Sir! Da, das ist der Schlüssel. Elfte Etage. Apartment 238. Fahren Sie rauf. Sobald Sie oben sind, stelle ich für drei Minuten den Fahrstuhl ab. Dann haben Sie genug Zeit, die Tür aufzuschließen und hineinzuhuschen. Sollte Riley gerade zurückkommen, mache ich dasselbe und rufe Sie oben in seinem Apartment an. Ich lasse es dann zweimal klingeln. Sie brauchen nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher