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0105 - Keine Spur von Mister High

0105 - Keine Spur von Mister High

Titel: 0105 - Keine Spur von Mister High
Autoren: Keine Spur von Mister High
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startete und ließ den Wagen langsam durch das breite Tor der Halle rollen. Auf dem Hof zog er eine elegante Schleife und surrte auf die Ausfahrt zu. Er gab deutliches Signal, wartete und ordnete sich dann in den Verkehr ein. Notfalls konnte er von der Polizeisirene Gebrauch machen, aber es gibt eine strenge Vorschrift, dass das nur in Notfällen getan werden darf.
    Stephens kannte den Weg genau. Er konnte jedes einzelne Haus beschreiben, an dem er auf seiner Strecke vorüberfahren musste. In fünf Jahren prägt sich jede Kleinigkeit ein.
    Als er die 25ste Straße erreicht hatte, stellte er fest, dass er an diesem Morgen zwei Minuten zu früh kommen würde. Er hatte an den Kreuzungen mehr Glück gehabt als gewöhnlich.
    Immer noch besser als zwei Minuten zu spät, dachte er. Der Chef liebt die Pünktlichkeit auf die Minute. Das ist bei Mister High nun mal so…
    Plötzlich schrak er aus seinen Gedanken auf. Dicht vor ihm fuhr ein schwarzer Cadillac. Durch das breite Heckfenster hatte Ralph bis jetzt den schmalen Rücken einer Frau erkennen können. Jetzt sah er ihr Gesicht und ihre Hände, die ihm irgendwelche Zeichen geben wollten. In ihrem Gesicht stand eindeutig Angst.
    Komisch, dachte er. Was soll denn das heißen?
    Im gleichen Augenblick sah er, wie sich zwei kräftige Männerhände von hinten, also aus dem Innern des Wagens her, um den Hals der Frau legten. Ihr Gesicht verzerrte sich. Und im selben Augenblick scherte der Wagen aus und bog mit steigender Geschwindigkeit in eine nicht sehr breite Einfahrt.
    Hier war etwas faul. Ralph Stephens besann sich nicht eine Minute. Er schaltete schnell den rechten Blinker ein und folgte auch schon dem Cadillac in die Einfahrt hinein.
    Der Kopf der Frau lag schon reglos auf der hinteren Lehne. Ralph konnte durch die breite Heckscheibe das verrutschte Hütchen erkennen.
    »Diese verfluchten Strolche«, knurrte Ralph. »Sich an einer Frau zu vergreifen! Na wartet, dass ein G-man hinter euch sitzt, konntet ihr nicht erwarten!«
    Die Einfahrt öffnete sich auf einen großen Hof hin. Lagerschuppen standen hier so dicht nebeneinander wie die Bienenkörbe eines Imkers. Aber es herrschte eine unnatürliche Stille. In dieser Fabrik wurde nicht mehr gearbeitet. Wahrscheinlich war sie vor kurzer Zeit pleitegegangen.
    Der Cadillac hielt genau vor dem breiten Tor zum hintersten Lagerschuppen. Drei Sekunden später stand der Dienstwagen bereits daneben, und Ralph sprang hinaus.
    »Machen Sie ja keine Dummheiten!«, sagte er zu dem Fahrer des Cadillacs, der ebenfalls ausgestiegen war. »Ich bin G-man, und wir haben es gelernt, verdammt schnell abzudrücken!«
    Ralph hatte seine Dienstpistole gezogen und wollte die hintere Tür des Cadillac auf reißen, als er in seinem Rücken ein lautes Quietschen hörte. Er drehte sich um, aber es war schon zu spät.
    Eine eiserne Brechstange von achtzehn Kilo traf ihn mitten auf den ergrauten Schädel. Er kann den Schmerz eigentlich gar nicht mehr gespürt haben, denn er musste auf der Stelle tot gewesen sein.
    ***
    Es war genau acht Uhr siebenundfünfzig, als uns der letzte Anruf von Mister High erreichte. Er ging, wie jeder Anruf des FBI, in die Telefonzentrale.
    »Federal Bureau of Investigation, New York District«, sagte einer der Kollegen aus der Zentrale mit jener etwas gelang weilten Stimme, die tausendmal am Tag das gleiche zu sagen hat.
    »High«, ertönte die Stimme unseres Chefs. »Guten Morgen.«
    Der Kollege wurde lebhafter.
    »Guten Morgen, Chef«, erwiderte er. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Geben Sie mir bitte die Fahrbereitschaft.«
    »Sofort, Chef.« Er wählte den Hausanschluss und sagte: »Hallo, Joe! Mister High will dich sprechen. Achtung, ich stelle durch!«
    Joe Priest presste den Hörer eng an sein Ohr. Komisch, dachte er. Der Chef müsste doch längst mit Ralph unterwegs nach hier sein. Und jetzt ruft er an?
    »Joe Priest«, sagte er, als er am Knacken hörte, dass die Verbindung hergestellt war. »Guten Morgen, Chef! Ist was passiert?«
    »Guten Morgen, Joe. Dasselbe wollte ich Sie gerade fragen. Warum ist Ralph mit dem Wagen noch nicht bei mir?«
    »Noch nicht bei Ihnen?«, wiederholte Joe erstaunt. »Das verstehe ich nicht, Chef. Er ist pünktlich wie immer um acht Uhr fünfundzwanzig abgefahren. Er müsste längst bei Ihnen sein.«
    »Kann er durch irgendeine Verkehrsstockung auf gehalten worden sein?«
    »Aber doch nicht so lange, Chef! Im Notfall kann er noch immer von der Sirene Gebrauch machen, und dann kommt er
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