Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0105 - Keine Spur von Mister High

0105 - Keine Spur von Mister High

Titel: 0105 - Keine Spur von Mister High
Autoren: Keine Spur von Mister High
Vom Netzwerk:
nicht, eher konnte man auch nichts unternehmen.
    Ich erhielt den Ruf der Leitstelle, als ich gerade von Mister Highs Wohnung kam. Ich klemmte mir den Hörer des Sprechfunkgerätes zwischen Schulter und Ohr und meldete mich, während ich mir eine neue Zigarette aus dem Päckchen fischte.
    ***
    »Cotton. Was ist los?«
    »Leitstelle. Befehl vom Einsatzleiter: Suchen Sie sofort einen gewissen Buck Morrison. Er soll gegenüber von Mister High wohnen. Angeblich hat er gesehen, dass Mister High gekidnappt wurde.«
    Mir blieb die Frage im Halse stecken.
    »Was für ein Verrückter hat das behauptet?«, fragte ich.
    »Ein gewisser Buck Morrison. Er wohnt angeblich genau gegenüber von Mister High.«
    »Na«, sagte ich überzeugt. »Das werden wir gleich haben. Ich halte gerade beim Chef. Ich werde die gegenüberliegenden Häuser abklappern und feststellen, dass es einen Buck Morrison gar nicht gibt. Das ist irgendso ein alberner Scherz, den sich jemand mit uns leisten möchte, der uns nicht ausstehen kann.«
    »Wahrscheinlich. Aber sehen Sie auf jeden Fall nach, Cotton!«
    »Selbstverständlich. Ich rufe zurück, sobald ich die Häuser nach diesem verrückten Morrison abgesucht habe.«
    »Tun Sie das!«
    Ich legte den Hörer auf. Als ich aus dem Wagen herauskletterte, stand der Dreikäsehoch noch neben dem Jaguar, der mir den Ruf der Leitstelle mitgeteilt hatte. Ich grinste ihn an, und er grinste freundlich zurück.
    »Sie, Mister!«, sagte er und stippte mit seinem zerbrechlichen kleinen Zeigefinger gegen mein Hosenbein, als ich gerade die Straße überqueren wollte.
    Verwundert wandte ich mich um.
    »Ja, was ist denn?«
    »Sie liegen aber mächtig schief, Mister! ’n Ass vom FBI können Sie nicht sein. Sonst würden Sie nicht so dummes Zeug reden!«
    »Wieso denn?«, fragte ich und starrte verdattert in das Sommersprossengesicht.
    »Buck Morrison soll es nicht geben! Sicher gibt es den! Da drüben wohnt er! Unten rechts! Sehen Sie dort das Fenster, wo die Vorhänge zur Seite gezogen sind? Da sitzt er sonst immer und guckt auf die Straße.«
    Ich folgte der Richtung, die er mit dem ausgestreckten Arm zeigte. Wenn es stimmte, dass dieser Mister Morrison also nicht nur wirklich existierte, sondern sogar häufig am Fenster saß, um das Leben und Treiben auf der Straße zu beobachten, dann bekam die ganze Geschichte von Mister Highs Entführung ja auf einmal einen verdammt ernsten Anstrich.
    Ich griff in meine Hosentasche und suchte einen halben Dollar hervor.
    »Hier, mein Junge! Kauf dir was dafür! Und pass mal ein paar Minuten auf meinen Jaguar auf!«
    Ich lief schon über die Straße. Der Junge rief mir noch irgendetwas nach, aber mich umtoste bereits der brandende Verkehr. Ich musste aufpassen, dass ich mit heilen Knochen drüben ankam.
    Die Haustür stand weit offen. Ein paar Stufen führten ins Hochparterre. An der rechten Wohnungstür stand groß und deutlich: Buck & Steve Morrison.
    Ich drückte den Klingelknopf nieder. Gleich wurde hinter der Tür eine Stimme laut: »Kommen Sie rein, Mister oder wer nun draußen steht! Die Tür ist unverschlossen!«
    Ich probierte die Klinke. Tatsächlich, die Tür gab nach. Als ich sie auf hatte, bot sich mir ein mitleiderregender Anblick.
    Ein beinloser Krüppel lag rücklings mitten im Flur. Neben ihm stand ein Telefonapparat.
    »Ich bin Cotton vom FBI«, sagte ich. »Sind Sie Buck Morrison?«
    »Der bin ich. Nun heben Sie mich mal schön auf, wenn Sie das können. Da hinten rechts ist das Wohnzimmer, da steht mein Lehnstuhl.«
    Ich beugte mich nieder und hob ihn vorsichtig auf. Er war nicht sehr schwer.
    »Wie kommen Sie denn in diese ungewöhnliche Lage?«, fragte ich.
    »Na, ich musste euch doch anrufen! Weil die Halunken euren Chef gekidnappt haben. Mister High nämlich. Der ist immer so freundlich. Jeden Morgen winkt er mir zu, wenn er aus dem Haus kommt. Und heute haben sie ihn gekidnappt. Außer mir scheint es niemand gesehen zu haben, obgleich in der Straße ein Mordsverkehr war. Na, wie sollte ich anders ans Telefon kommen können, als indem ich mich aus meinem Lehnstuhl fallen ließ und zum Telefon robbte?«
    Ich hatte ihn unterdessen wieder vorsichtig in seinen Lehnstuhl gesetzt. Er grinste mich an und brummte: »So sieht also ein echter G-man aus. Na, Junge, schwach auf der Brust sind Sie nicht. Wie Sie mich jetzt so verfrachtet haben - alle Wetter!«
    Ich zog mir einen Stuhl heran, setzte mich ihm gegenüber und bot ihm eine Zigarette an. Als unsere beiden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher